Der zweite Teil ist nie so gut wie der erste, so lautet eine alte Regel für Filme. In der heutigen Zeit müsste man diese Regel vielleicht ein bisschen erweitern für den dritten, vierten, fünften oder sogar für den siebten Teil. Denn der neue Mission Impossible mit Tom Cruise ist mittlerweile bei sieben angekommen. Der Untertitel „Dead Reckoning, Teil 1“ verspricht sogar noch einen achten Teil. Sehr zeitgemäß ist der Bösewicht des Films eine Künstliche Intelligenz.
Unsere Abhängigkeit von der digitalen Realität
Abhängig von einer digitalen Realität – so benennt eine namenlose Beraterin des Geheimdienstchefs im Film den Grund für die Bedrohung durch die abtrünnige KI. Und damit trifft der Film auch schon direkt ins Schwarze, was Realismus angeht.
Eine KI, die die Weltherrschaft übernehmen will, ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber wenn, dann ist unsere Abhängigkeit vom Digitalen unsere Achillesverse. Wer die digitale Realität kontrolliert, kontrolliert auch die analoge. Alleine die Kontrolle über die Systeme zur Steuerung der Energie- und Wasserversorgung würde eine unglaubliche Macht bedeuten.
„Mission: Impossible - Dead Reckoning"– Die KI als Gegner
Im Film sollte "die Entität", wie der KI-Bösewicht genannt wird, ursprünglich das Tarnkappensystem russischer U-Boote infiltrieren und ausschalten. Von dort macht sie sich dann aber selbstständig und ist seitdem in den Netzen der Erde unterwegs. Banken, Regierungen, selbst Geheimdienste – nichts ist ihr verschlossen.
Doch zunächst zerstört sie nichts, sondern zeigt nur, dass sie überall eindringen kann – wie verwundbar die Menschheit ist. Für die CIA bedeutet das: Die KI verfolgt einen Plan, sie hat ein Bewusstsein.
Noch gibt es keine bewusste KI
Und da ist der Film dann erstmal wieder Science-Fiction. Eine bewusste, bösartige KI: Das gibt es nicht. Noch nicht. Denn viele Menschen – auch Forschende und Entwickler von solchen Systemen – glauben, dass es durchaus möglich ist, dass eine außer Kontrolle geratene KI das Ende der Menschheit bewirken könnte. Laut einer Befragung schätzen Fachleute die Wahrscheinlichkeit dafür immerhin auf etwa 10 Prozent in den nächsten 50 Jahren.
Was also vor drei Jahren noch komplett als Science-Fiction gegolten hätte, ist es heute nur noch zu 90 Prozent. Apropos vor drei Jahren: Da ging der Dreh für den Film los. Also lange vor Chat-GPT und dem aktuellen Hype um KI. So kann man es als ziemliches Glück für die Filmemacher sehen, dass er gerade jetzt rauskommt und voll den Zeitgeist trifft.
Viele Technologien im Film sind nicht weit hergeholt
Auch andere Technologien aus dem Film waren wahrscheinlich als künstlerische Übertreibung gedacht, sind es aber heute nicht mehr: Das glaubwürdige Klonen von Stimmen und Generieren von Text, Gesichtserkennung auf Überwachungsvideos in Echtzeit.
Auch die Manipulation dieser Überwachungsvideos in Echtzeit, das Ändern von Gesichtern oder das komplette Ausradieren von Menschen aus den Aufnahmen liegt vermutlich nicht mehr so weit in der Zukunft.
![Aufnahme aus dem Film: Tom Cruise hängt aus einem fliegenden Flugzeug (Foto: IMAGO, Everett Collection) Aufnahme aus dem Film: Tom Cruise hängt aus einem fliegenden Flugzeug](/wissen/1713355700377%2Ckuenstliche-intelligenz-als-boesewicht-in-mission-impossible-102~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Insgesamt ist der Film natürlich ein Hollywood Actionstreifen, mit allem drum und dran. Er ist völlig übertrieben, nicht nur was die KI angeht, sondern auch die von Tom Cruise gewohnten Stunts, die Sprüche und die ganze Story. Wer damit nichts anfangen kann, kann gut auf den Film verzichten.
Für Action-Fans oder speziell Mission Impossible-Fans gibt es aber auf jeden Fall eine ganz klare Empfehlung.