Reise durch die Zeit

Kosmischer Kalender: Was, wenn das Weltall ein Jahr alt wäre?

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Autor/in
Constanze Fett
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Onlinefassung
Lilly Zerbst
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Würde die Geschichte des Weltalls auf ein Jahr skaliert, so wäre der Urknall am ersten Januar. Leben auf der Erde gäbe es erst ab September. Und uns Menschen?

Die Geschichte des Universums in nur einem Jahr erzählt. Das ist die Idee hinter dem kosmischen Kalender des amerikanischen Astronomen Carl Sagan (1934-1996).

Wird das Alter des Universums von 13,8 Milliarden Jahren auf ein Jahr herunter skaliert, dann entspricht...

  • ...eine Sekunde im Kosmischen Kalender 438 Jahren,
  • jede Stunde etwa 1,58 Millionen Jahren
  • und jeder Tag etwa 37,8 Millionen Jahren.

Neujahr beginnt mit einem (Ur)knall

Der Urknall, die Entstehung des Universums, findet im kosmischen Kalender um Punkt Mitternacht des ersten Januars statt. In den darauffolgenden Wochen formen sich unzählige Sterne und Planeten und auch unsere Milchstraße.

Unsere Milchstraße ist älter als gedacht. Einige Sterne sind mehr als 13 Milliarden Jahre alt, sie entstanden in den ersten Wochen des kosmischen Kalenders.
Unsere Milchstraße ist älter als gedacht. Einige Sterne sind mehr als 13 Milliarden Jahre alt, sie entstanden in den ersten Wochen des kosmischen Kalenders. Das ergaben neuste Forschungsergebnisse aus diesem Jahr.

Ab September gibt es Leben auf der Erde

Unser Sonnensystem und damit auch unsere Erde entsteht im kosmischen Kalender erst am 2. September. Das erste Leben auf der Erde entwickelt sich ab Mitte September, also vor circa 3,5 Milliarden Jahren. Anfang Oktober betreiben die ersten Cyanobakterien Photosynthese.

Mehrzellige Organismen entstehen im November, woraus sich dann am 14. Dezember die ersten Vorläufer von Insekten und am 17. Dezember Fische und erste Amphibien-Arten entwickeln.

Am 25. Dezember kommen die Dinosaurier auf die Erde, der Tyrannosaurus Rex dann am 29. Dezember. Einen Tag später, am 30. Dezember, werden alle Dinosaurier dann schon von einem Asteroiden ausgelöscht. Die Entwicklung des Menschen erfolgt erst spät am 31. Dezember.

Illustration Affe zu Mensch: Die gesamte Evolution zum Menschen findet am letzten Tag des kosmischen Kalenders statt.
Die gesamte Evolution zum Menschen findet am letzten Tag des kosmischen Kalenders statt.

Geschichte des modernen Menschen passt in wenige Minuten

Der moderne Mensch würde erst zwei Minuten vor Mitternacht auftauchen. In der letzten Sekunde entdeckt Kopernikus, dass die Erde sich um die Sonne dreht. Die industrielle Revolution krempelt den Arbeitsmarkt um. Marie Curie entdeckt Radium. Bertha Benz fährt als Erste mit einem Auto.

Die Berliner Mauer wird gebaut und Apollo 11 fliegt auf den Mond. Die Berliner Mauer wird wieder abgerissen, die Spice Girls landen ihren ersten Superhit und das menschliche Erbgut wird entschlüsselt. Und die erste KI gewinnt gegen einen Menschen im Schach. Die Liste könnte noch ewig weitergehen.

Der kosmische Kalender gibt uns ein Gefühl für die zeitliche Dimension unseres Universums. Und wenn an Silvester um Mitternacht die letzten drei Sekunden des Jahres anbrechen, können wir auch die letzten 1000 Jahre unserer Geschichte herunterzählen.

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