Geistige Gesundheit

Hoher Kaffeekonsum beschleunigt geistigen Abbau

Stand
Autor/in
Marlène Seibold
Onlinefassung
Martina Janning
Martina Janning, Redaktion SWR Wissen aktuell

Wer viel Kaffee trinkt, der baut im Alter ab 60 kognitiv schneller ab, während moderater Kaffeekonsum das Gegenteil bewirken könnte. Das zeigt eine neue US-amerikanische Studie.

167 Liter im Jahr - so viel Kaffee trinkt durchschnittlich jeder von uns. Damit ist Kaffee das mit Abstand beliebteste Heißgetränk der Deutschen. Doch hoher Kaffeekonsum wirkt sich negativ auf die geistige Gesundheit ab 60 aus, wie eine neue US-amerikanische Studie zeigt. Anders verhält es sich bei moderatem Kaffeekonsum. Die Ergebnisse der Studie wurden auf der Internationalen Konferenz der Alzheimer's Association (AAIC) 2024 in den USA präsentiert.

Schneller Probleme mit dem logischen Denken bei hohem Kaffeekonsum

Ein Forschungsteam aus Orlando wollte herausfinden, wie Kaffeekonsum die kognitive Entwicklung von Menschen über 60 Jahre beeinflusst. Dazu haben sie die "fluide Intelligenz" untersucht. Damit ist zum Beispiel die Fähigkeit, Muster zu erkennen, oder logisches Denken gemeint. Für ihre Studie haben die Forschenden fast 8.500 Menschen im Alter über 60 mehrere Jahre lang beobachtet.

Die Probanden und Probandinnen wurden je nach ihrem Kaffeekonsum in drei Gruppen eingeteilt: diejenigen, die vier oder mehr Tassen pro Tag trinken (hoher Konsum); dann ein bis drei Tassen pro Tag (moderater Konsum) und Personen, die keinen Kaffee trinken.

Es stellte sich heraus, dass diejenigen, die vier oder mehr Tassen Kaffee pro Tag trinken, einen schnelleren kognitiven Abbau zeigten. Der altersbedingte Rückgang von geistigen Funktionen wie Wortschatz oder Allgemeinwissen wurde beschleunigt. Proband:innen mit hohem Kaffeekonsum neigen zum Beispiel dazu, schneller Probleme mit logischem Denken oder Mustererkennung zu haben.

Wer vier oder mehr Tassen Kaffee pro Tag trinkt, bekommt schneller Probleme mit dem logischen Denken, zeigt eine neue Studie aus dem USA. Moderater Kaffeekonsum beschleunigt den geistigen Abbabu indes nicht. Symbolbild: Kaffeetasse und Kaffeebohnen.
Wer vier oder mehr Tassen Kaffee pro Tag trinkt, bekommt schneller Probleme mit dem logischen Denken, zeigt eine neue Studie aus dem USA. Moderater Kaffeekonsum beschleunigt den geistigen Abbabu indes nicht.

Moderater Kaffeekonsum kann Abbau von geistigen Fähigkeiten bremsen

Die Forschenden fanden auch heraus, dass moderater Kaffeekonsum den Rückgang mentaler Fähigkeiten bremsen kann. Andere Studien deuten außerdem darauf hin, dass Kaffee in Maßen dazu beitragen könnte, Krankheiten wie Diabetes, Parkinson und Schlaganfälle vorzubeugen. Es kommt also auf die Menge an - ganz nach der alten Weisheit: Die Menge macht das Gift.

Tee wirkt anders auf die geistigen Fähigkeiten als Kaffee

Das Forscherteam untersuchte auch, wie Tee die geistige Leistungsfähigkeit beeinflusst. Dabei fanden sie heraus, dass die Testpersonen, die keinen Tee tranken, einen stärkeren Rückgang der "fluide Intelligenz" zeigten als diejenigen, die moderat oder viel Tee konsumierten. Ein moderater Konsum entsprach ein bis drei Tassen Tee pro Tag, ein hoher Konsum waren vier und mehr Tassen Tee täglich.

Wer Tee in moderatem Maße trinkt, verliert langsamer die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Tee scheint also gut für die geistige Gesundheit zu sein.

Während hoher Kaffeekonsum den geistigen Abbau fördert, scheint Tee ihn zu verlangsamen. Unterschiede zwischen verschiedenen Teesorten haben die Forschenden nicht untersucht. Symbolbild: Teekanne und Teetassen
Während hoher Kaffeekonsum den geistigen Abbau fördert, scheint Tee ihn zu verlangsamen. Unterschiede zwischen verschiedenen Teesorten haben die Forschenden nicht untersucht.

Studie beruht auf Selbstauskünften zum Konsum von Kaffee und Tee

Eine Einschränkung der Studie besteht darin, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt. Da die Teilnehmenden selbst über ihren Kaffee- und Teekonsum berichteten, sind Verzerrungen durch falsche Erinnerungen möglich. Andererseits folgt der Konsum von Kaffee oder Tee oft festen Gewohnheiten.

Außerdem umfasste die Studie keine Daten über den Kaffee- oder Teekonsum in der Lebensmitte. Ebenso berücksichtigte sie mögliche Wirkungen durch unterschiedliche Zubereitungsmethoden oder verschiedene Arten von Kaffee und Tee nicht.

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