Der Magen knurrt und schlechte Laune macht sich breit: Im Englischen wird dieses Verhalten auch als „hangry“ bezeichnet, eine Mischung aus den Wörtern für Hunger und Wut.
Blutzuckerspiegel beeinflusst Verhalten
Die beiden Empfindungen könnten sich durchaus körperlich bedingen: Wenn wir länger nichts gegessen haben, sinkt der Blutzuckerspiegel im Körper. Unser Gehirn braucht aber Zucker, um richtig zu funktionieren. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass man bei Zuckermangel unkonzentriert wird. Auch Emotionen werden im Gehirn verarbeitet. Es liegt also nahe, dass es unterzuckert schwieriger wird, das sozial erwünschte Verhalten an den Tag zu legen.
Zusätzlich schüttet unser Körper Botenstoffe aus, die unsere Energie-Speicher mobilisieren sollen. Dazu gehören auch die Stresshormone Adrenalin und Cortisol. Der Hunger löst also eine Art Alarmzustand aus.
Dünne Studienlage: Emotionen sind schwer messbar
Dass Menschen allein durch den Hunger schlecht gelaunt werden, ist jedoch schwierig zu beweisen. Eine Studie legt nahe, dass der Zusammenhang situationsbedingt sei. Das heißt: wenn es einen Auslöser gibt, der bereits eine negative Grundstimmung erzeugt, dann reagieren hungrige Personen auf weitere Reize auch eher negativ.
In der Studie sahen die hungrigen Teilnehmenden entweder ein positiv oder negativ behaftetes Bild, beispielsweise einen zähnefletschenden Hund. Danach sollten sie ein chinesisches Schriftzeichen bewerten - eigentlich ein neutraler Reiz. Nach einem negativen ersten Bild wurden die Schriftzeichen jedoch häufiger als negativ empfunden.
Doch bei derartigen Studien ist Vorsicht geboten: Weder Hunger noch Emotionen kann man eindeutig messen. Stattdessen ist man auf die Selbsteinschätzung der Teilnehmenden angewiesen, und die kann individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Oft wird zum Beispiel auch Hunger mit Appetit verwechselt.
Hangry-Phänomen ist unterschiedlich stark ausgeprägt
Nicht alle kennen das Hangry-Phänomen von sich selbst: Denn jeder Mensch hat einen sehr individuellen Stoffwechsel. Die eine hat vielleicht einen höheren Energiebedarf, der andere schüttet mehr Botenstoffe aus.
Auf der anderen Seite kann das soziale Umfeld beeinflussen, wie offen eine Person die eigenen Emotionen zeigt. Insgesamt spielen viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle, die beeinflussen, wie schnell Menschen Hunger bekommen, wie ihr Körper darauf reagiert, und wie sie mit ihrer schlechten Laune umgehen.
Diese Lebensmittel stoppen das Hangry-Gefühl
Wenn man merkt, dass man hungrig und infolgedessen schlecht gelaunt ist, sollte man etwas essen. Es spielt aber auch eine Rolle, was gegessen wird: Schnell ein paar Süßigkeiten oder Weißbrot liefern dem Körper schnell Zucker, der aber ebenso schnell wieder verbraucht wird. Im schlechtesten Fall liegt der Zuckerspiegel danach noch tiefer als zuvor.
Besser sind Lebensmittel, die erst nach und nach Energie liefern. Das können Nahrungsmittel mit viel Protein sein, wie beispielsweise ein Stück Käse oder Nüsse. Auch Vollkornprodukte und Gemüse werden empfohlen, da sie voller sogenannter komplexer Zucker und Ballaststoffe sind. Diese sorgen dafür, dass der Zucker weniger schnell im Blut ankommt. Eine gute Kombination gegen das Hangry-Gefühl ist dementsprechend zum Beispiel eine Scheibe Vollkornbrot mit Erdnussbutter und dazu ein paar Gemüse-Sticks.