Im Dezember 2021 startete der Film “Don’t look up” in den Kinos. Leonardo DiCaprio spielt darin einen Wissenschaftler, der der Welt eine wichtige Botschaft überbringen will. Viele Kritikerinnen und Kritiker meinen im Film vom Regisseur Adam McKay Parallelen zu unserer realen Welt erkannt zu haben: Im Film rast ein Komet in Richtung Erde, aber keiner hört den Wissenschaftlern zu, die ihn entdeckt haben.
In der Realität haben wir zwar aktuell nicht mit einem drohenden Kometeneinschlag zu kämpfen, aber der Klimawandel schreitet immer weiter fort.
Das Vertrauen in die Wissenschaft ist stabil
Am fehlenden Vertrauen in die wissenschaftlichen Erkenntnisse liege es nicht, sagt Markus Weißkopf vom Kommunikationsprojekt Wissenschaftsbarometer. Das Wissenschaftsbarometer ermittelt seit 2014 in bevölkerungsrepräsentativen Umfragen die Einstellungen der Bevölkerung zu Forschung und Wissenschaft.
Das allgemeine Vertrauen in die Wissenschaft lag in Deutschland auch im Jahr 2021 auf einem relativ hohen Niveau. Auch im Kontext der Corona-Pandemie gaben 61 Prozent der Befragten an, der Wissenschaft „voll und ganz“ oder „eher“ zu vertrauen. In anderen Ländern, wie den USA, ist das Vertrauen in die Wissenschaft ebenfalls nicht drastisch gesunken, sagt Markus Weißkopf.
Die Befragung ergab darüber hinaus, dass sich mehr als zwei Drittel der Befragten in Deutschland (69 Prozent) wünschen würden, dass politische Entscheidungen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen sollten.
"Wissenschaftsverständnis ist wichtig"
Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim ist der Meinung, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler keine Entscheidungen treffen sollten, sondern lediglich die richtige Entscheidungsbasis liefern könnten. Sie ist promovierte Chemikerin und produziert Videos auf YouTube, um Wissenschaft verständlicher zu machen.
Für sie ist das oft fehlende Verständnis für Wissenschaft und wissenschaftliche Methoden ein Problem. Deshalb würden Menschen häufig nur dem am besten klingenden Argument Glauben schenken und nicht dem Argument mit dem höchsten Wahrheitsgehalt. Deshalb sei es wichtig, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Arbeit verständlich kommunizieren, sagt Mai Thi Nguyen-Kim. Aber auch in den Schulen sollte mehr für ein höheres Allgemeinwissen getan werden.
Unser Verhalten steht uns im Weg
Selbst wenn wir der Wissenschaft vertrauen und wissenschaftliche Erkenntnisse verstehen, bedeutet das noch nicht, dass wir auch unser Verhalten ändern, sagt Psychiater Arno Deister von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Das liegt daran, dass Menschen nicht direkt durch wissenschaftliche Erkenntnisse lernen, sondern am meisten durch Erfahrung. Genau wie in dem Film „Don’t look up“, bei dem ein bedrohlicher Komet zu Beginn noch nicht sichtbar ist, sei auch der Klimawandel für viele Menschen noch nicht greifbar – trotz zahlreicher Bilder und Berichte von weltweiten Katastrophen.
Obwohl wir wissen, dass die Klimakrise definitiv immer weiter voranschreitet, ignorieren wir diesen Umstand, um uns in der Gegenwart besser zu fühlen, sagt Arno Deister. Er vergleicht das mit der Sucht nach Zigaretten: Wer raucht, weiß in der Regel, dass gesundheitliche Probleme drohen, aber das Gefühl der Entspannung in der Gegenwart ist einfach wichtiger.
Arno Deister ist der Meinung, dass wir wohl erst noch mehr eindringliche, harte Erfahrungen mit den Auswirkungen des Klimawandels machen müssen, bis wir unser Verhalten anpassen.
Die richtige Wahl der Entscheidungsträger
Auch Mai Thi Nguyen-Kim hält das individuelle Verhalten für sehr wichtig, um den Klimawandel aufzuhalten. Sie meint damit aber weniger den Kauf einer Bambuszahnbüste oder das Ändern von Urlaubsplänen, sondern vor allem die individuelle Wahl der politischen Entscheidungsträger. Denn nach demokratischen Wahlen entscheiden diejenigen, die gewählt wurden, letztendlich über die Bedingungen, in deren Rahmen wir uns verändern müssen.