Die Astronomen waren verblüfft: Im Dezember des Jahres 1862 tauchten plötzlich Sternschnuppen auf, die es sonst um diese Zeit nie gegeben hatte. Von Jahr zu Jahr wurden es mehr. Die Leuchtspuren waren jedes Mal im Sternbild Zwillinge zu sehen – Gemini so der Name der Zwillinge auf Latein. So kamen die Geminiden zu ihrem Namen.
Quelle der Geminiden Sternschnuppen lange unklar
Normalerweise sind Sternschnuppen abgeplatzte kleinste Teilchen von locker aufgebauten Kometen. Nur bei den Geminiden fand man keinen krümelnden Kometen zu den Sternschnuppen. Über 100 Jahre lang suchten Astronomen vergebens nach der Quelle der Geminiden.
Erst im Jahr 1983 fiel amerikanischen Astronomen im All ein Brocken auf, der genau auf derselben Flugbahn wie die Geminiden unterwegs war: Ein Asteroid mit Namen Phaeton. Doch die Quelle der krümeligen Geminidenschnuppen konnte dieser Asteroid eigentlich nicht sein – denn Asteroide ziehen keinen Staubschweif hinter sich her, wie das Kometen tun.
Asteroid mit eisigem Kern zerkrümelt
Allerdings kommt der Fels im All der Sonne alle eineinhalb Jahre so nahe, dass er an der Oberfläche mehrere hundert Grad heiß wird. Unter diesem Hitzestress könnte das Gestein an seiner Oberfläche zu kleinen Körnern und Staub zerkrümeln. Davon gehen Forscher mittlerweile jedenfalls aus.
Und sie meinen, dass der Asteroid unter seiner staubigen und damit isolierenden Oberfläche noch eine uralte Eisschicht besitzt. Dieses Eis wird in Sonnennähe zu Gas, und das bricht dann schubweise durch die Staubschicht und reißt Gesteinskrümel mit sich hinaus ins All. Deshalb die Staubfahne.
Durch diese Staubfahne fliegt die Erde dann jedes Jahr ein Mal - und zwar immer Mitte Dezember. Dabei sammelt sie, ähnlich wie ein Wischmopp, die Staubteilchen ein. Die rasen mit 35 Kilometer pro Sekunde in die Erdatmosphäre und pressen die Luft vor sich so stark zusammen, dass sie hell aufleuchtet.
Noch viel Zeit für Geminiden-Show im Sternbild Zwilling
Höhepunkt des Sternschnuppenfalls ist im Jahr 2023 am 14. Dezember gegen 20 Uhr. Allerdings steht dann das Sternbild Zwillinge, in dem die Geminiden zu beobachten sind, noch recht tief am Himmel. Bis Mitternacht steht es dann aber hoch im Süden. Nach Angaben der Vereinigung für Sternfreunde wird man zu diesem Zeitpunkt bei gutem Wetter und absoluter Dunkelheit bis zu 50 Meteore pro Stunde beobachten können. Der Mond spielt in diesem Jahr jedenfalls mit - am 13. Dezember ist Neumond, so dass kein störendes Mondlicht den Blick auf die schwachen Leuchtspuren verdirbt.
Ein wirklich dunkler Beobachtungsort ist auch deshalb wichtig, weil die Geminiden für Sternschnuppenverhältnisse recht langsam in die Erdatmosphäre eintauchen und deshalb nicht als lange Leuchtspuren zu sehen sind, sondern eher kurz aufblitzen.
Kleiner Trost für alle, die wegen einer geschlossenen Wolkendecke nichts von den Geminiden haben: Die Geminiden besuchen uns noch das gesamte 21. Jahrhundert hindurch. Erst so um das Jahr 2100 herum wird die kosmische Staubwolke, aus der sie stammen, die Erdbahn nicht mehr kreuzen. Dann allerdings wird die Geminiden-Show für alle Zeiten vorbei sein.