Einen Ratschlag, den vermutlich schon viele in ihrer Kindheit gehört haben: Was man in der Natur sammelt, könnte möglicherweise vom Fuchsbandwurm verseucht sein, und sollte deshalb unter keinen Umständen verzehrt werden. Dabei zeigen Studien, dass das Risiko einer Infektion geringer ist als von vielen angenommen.
Mythos um eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm bleibt
Der Fuchsbandwurm ist ein Parasit, der für den Menschen unbehandelt tödlich enden kann. Das kommt jedoch sehr selten vor. Jährlich erkranken in Deutschland um die 50 Personen an einem Fuchsbandwurmbefall. Statistisch gesehen ist es wahrscheinlicher, vom Blitz getroffen zu werden.
In Deutschland findet man den Fuchsbandwurm vor allem in den südlichen Bundesländern und in den neuen Bundesländern. Seinem Namen nach befällt der Fuchsbandwurm vor allem Füchse, aber auch andere kleinere Säugetiere wie den Marderhund.
Bei befallenen Tieren oder Menschen nistet sich der Parasit im Dünndarm ein und wird bis zu 2-4 mm groß. Ist ein Fuchsbandwurm geschlechtsreif legt er Eier, die dann über den Kot des Wirtes ausgeschieden werden und in die Umwelt gelangen. So können die Nachkommen weitere Wirte befallen – zum Beispiel den Menschen.
Immer mehr Fälle registriert Wie der Fuchsbandwurm vom Nebel in Ulm profitiert
Die Region rund um Ulm ist Fuchsbandwurm-Risikogebiet. Mehr als die Hälfte der Füchse ist befallen. An der Uniklinik forscht ein international gefragtes Team an dem Parasiten.
Larven bleiben nach Infektion mit Fuchsbandwurm oft Jahrzehnte unerkannt
Der Mensch infiziert sich in der Regel durch das versehentliche Verschlucken von Fuchsbandwurmeiern. Im Körper entwickeln sich die Eier zu Larven und nisten sich primär in der Leber ein. Über Jahre hinweg bilden sie dort tumorartige Wucherungen.
Die Diagnose einer Erkrankung wird meist erst nach Jahren oder sogar Jahrzehnten gestellt. Grund dafür sind Symptome, die zwar vorhanden, aber relativ unspezifisch sind, beispielsweise Müdigkeit oder Oberbauchschmerzen. Nach einer Diagnose ist eine Fuchsbandwurmerkrankung jedoch in der Regel gut behandelbar, etwa mit Wurmmitteln (Anthelminthika) oder durch Operationen.
"Berufskrankheit" Fuchsbandwurm - Landwirte häufiger betroffen
Auffällig ist, dass überdurchschnittlich viele Erkrankte in der Landwirtschaft arbeiten. Aber auch andere Personengruppen haben ein erhöhtes Risiko, mit den Eiern des Fuchsbandwurms in Kontakt zu kommen.
Dazu gehören Hobbygärtner mit einem Küchen- oder Gemüsegarten. Denn nicht selten kann es passieren, “dass man am Ende (...) die Eier, die an den Händen haften mögen, nach Arbeit im Garten verschluckt”, berichtet Beate Grüner, Infektiologin an der Uniklinik Ulm.
Hunde, die gerne in der Erde wühlen oder Mäuse jagen, haben ein erhöhtes Risiko, selbst Wirte zu werden. So könnten auch Hundebesitzer verstärkt Kontakt mit Fuchsbandwurmeiern haben. Bei Menschen, die in ihrer Freizeit gerne wilde Pilze und Beeren sammeln, konnte jedoch kein häufigeres Auftreten von Fuchsbandwurmerkrankungen festgestellt werden.
Die meisten Menschen kommen in ihrem Leben mit den Eiern des Fuchsbandwurm in Kontakt. Doch in 99 Prozent der Fälle werden die Eier vom Immunsystem bekämpft und erreichen nicht das Larvenstadium. Daher erkrankt nur ein Bruchteil der Infizierten. Besonders gefährdet sind immungeschwächte Personen.
Leiter des Gesundheitsamtes Rhein-Neckar Interview: "Risiko, sich mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren, ist sehr gering"
Wie gefährlich ist es, Früchte aus dem Wald zu essen? Diese Frage stellt sich, wenn zum Beispiel wie jetzt die Brombeeren reif sind, denn: Die Angst vor dem Fuchsbandwurm ist groß.
Hygienemaßnahmen schützen vor Infektion mit Fuchsbandwurm
Völlig ungefährlich ist der Bandwurm trotzdem nicht. Mit einfachen Hygienemaßnahmen lässt sich dieses Restrisiko aber einfach eindämmen. Alles, was potenziell infizieren könnte, sollte gewaschen werden, rät Professorin Beate Grüner.
Ebenso wichtig sei das Händewaschen nach Kontakt mit Erde oder nach Gartenarbeit, nach dem Streicheln von Hunden und nach landwirtschaftlicher Arbeit. Außerdem sollten Haustierbesitzer an das regelmäßige Entwurmen ihrer Hunde und Katzen denken, erklärt die Expertin.