Immer mehr Fälle registriert

Wie der Fuchsbandwurm vom Nebel in Ulm profitiert

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Kristina Priebe
Kristina Priebe

Die Region rund um Ulm ist Fuchsbandwurm-Risikogebiet. Mehr als die Hälfte der Füchse ist befallen. An der Uniklinik forscht ein international gefragtes Team an dem Parasiten.

Als "Epizentrum des europäischen Fuchsbandwurms" bezeichnet die Leiterin der Sektion Klinische Infektiologie an der Uniklinik Ulm, Professor Beate Grüner, die Region von Ulm bis zur Schwäbischen Alb. Die Fallzahlen nehmen zu, Patientinnen und Patienten müssen jahrelang betreut werden. Trotzdem ist das kein Grund zur Panik.

Die gute Nachricht vorneweg: Die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren, ist recht gering, sagt die Wissenschaftlerin. Gefährlich kann es werden, wenn zum Beispiel bodennahe Beeren oder Bärlauch im Wald gesammelt und gegessen werden. "Bis zu einer Höhe, an der Fuchskot vorkommen kann. Bei Himbeeren zum Beispiel wäre ich ganz entspannt", so Grüner.

Denn übertragen wird der Fuchsbandwurm über die Eier des Parasiten. Die scheiden die Endwirte aus - meist sind es Füchse, es können aber auch Hunde oder Katzen sein. Über die Nahrung aufgenommen, kann der Fuchsbandwurm auch Menschen infizieren.

Larven greifen innere Organe an

Eine Infektion äußert sich dann oft erst Monate oder sogar Jahre später. Symptome sind zum Beispiel Abgeschlagenheit, Schmerzen im Oberbauch oder eine vergrößerte Leber. Denn die Larven greifen die inneren Organe an.

Wie bei allen Infektionen ist es aber auch beim Fuchsbandwurm so, dass nicht alle Menschen gleich reagieren, sagt die Expertin. "In den meisten Fällen ist der Körper in der Lage, die Infektion effektiv zu bekämpfen." Nur ein geringer Teil infiziere sich wirklich und davon erkrankten unter einem Prozent schwer.

Trotzdem verbreitet sich der Parasit immer weiter, mittlerweile deutschlandweit und auch international. Rund um Ulm, vom Bodensee bis zur Schwäbischen Alb: "Das ist ein historisches Endemiegebiet, das sich in alle Himmelsrichtungen ausbreitet", erklärt Beate Grüner. Dies hänge mit der Witterung zusammen: Die Eier des Fuchsbandwurms haben in einem kühlen und feuchten Klima die besten Überlebenschancen. Der oft zähe Nebel rund um Ulm: ideal. So hätten sie über Wochen oder sogar Monate Gelegenheit, Lebewesen zu infizieren.

Fuchsbandwurm - Behandlungsmöglichkeiten haben sich verbessert

Die Zahlen steigen aber auch, weil es seit der Ausrottung der Tollwut mehr Füchse gibt, die außerdem immer näher an den Menschen leben. "Anfang der 2000er hatten wir zehn bis 15 Fälle pro Jahr", sagt Grüner. Jetzt seien es 50 bis 60. Allerdings seien die Behandlungsmöglichkeiten heute deutlich besser. Die Chancen eine Erkrankung, eine Echinokokkose, in einem frühen Stadium festzustellen seien gut und damit auch die Behandlungs- und Heilungschancen.

An der Ulmer Uniklinik arbeitet das Team um Beate Grüner daran, die Patientenversorgung kontinuierlich zu verbessern. Dazu gibt es sogar internationale Anfragen. Grüner selbst ist auch Mitglied der WHO-Arbeitsgruppe zur Echinokokkose.

Eine Impfung gegen den Fuchsbandwurm, wie die gegen Zecken, gibt es für den Menschen noch keine. "Es wird aber daran geforscht", berichtet Grüner. Eine Impfung würde sich aber jedoch auch gar nicht lohnen. Obwohl die Region rund um Ulm Endemiegebiet ist: die Infektionszahlen sind doch zu niedrig.

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