Ein Fuchs im Wald

Leiter des Gesundheitsamtes Rhein-Neckar

Interview: "Risiko, sich mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren, ist sehr gering"

Stand
Interview
Esther Uhrig

Wie gefährlich ist es, Früchte aus dem Wald zu essen? Diese Frage stellt sich, wenn zum Beispiel wie jetzt die Brombeeren reif sind, denn: Die Angst vor dem Fuchsbandwurm ist groß.

Wenn im Sommer die Früchte im Wald und auf den Feldern reif sind, stellt sich jedes Jahr aufs Neue die Frage: Darf ich die essen oder kriege ich dann vielleicht den Fuchsbandwurm? Der Leiter des Gesundheitsamtes des Rhein-Neckar-Kreises, Andreas Welker, gibt ein Stück weit Entwarnung.

SWR Aktuell: Ist der Rhein-Neckar-Kreis ein Risikogebiet, was den Fuchsbandwurm angeht?

Andreas Welker: Ja, das muss man schon so sagen. Es gibt Untersuchungen über das Vorkommen in Tieren, also wie häufig der Fuchsbandwurm wirklich vorkomm. Im süddeutschen Raum ist es tatsächlich so, dass diese Tiere den Fuchsbandwurm häufiger tragen. Ein Beispiel ist eine Untersuchung, an der Kollegen aus Ulm und von der Universität Hohenheim beteiligt waren. Dort hat man sich in verschiedenen Kommunen - also Leutkirch, Isny und Ehingen - die Füchse angeschaut. Und da haben tatsächlich 40 bis 50 Prozent der Füchse den Fuchsbandwurm. Das lässt rückschließen, dass die Füchse auch bei uns so häufig betroffen sind. Davon müssen wir ausgehen.

SWR Aktuell: Was heißt das jetzt für Brombeer- und andere Früchte-Sammler im Wald beispielsweise - worauf müssen sie achten?

Welker: Man kann sich sehr gut vor dem Fuchsbandwurm schützen. Das ist relativ einfach: Es ist ganz wichtig, dass, wenn man Kothaufen von Füchsen sieht oder Kothaufen an sich, die Finger von den Pflanzen drumherum lässt. Sieht man nichts, dann kann man die Früchte ernten. Und durch kräftiges und mehrmaliges Waschen der Früchte kann man das Infektionsrisiko schon stark reduzieren. Noch besser ist es, wenn man die Sachen einkocht, also Marmelade beispielsweise herstellt oder Kuchen. Weil durch die Erhitzung tatsächlich die Fuchsbandwurm-Eier abgetötet werden. Man kann natürlich die Sachen vom Boden sammeln. Aber noch besser ist es, wenn man die ganz bodennahen Früchte meidet und beispielsweise auf Kniehöhe sammelt. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Verschmutzung durch diese Wurmeier stattgefunden hatten, noch geringer.

Dr. Andreas Welker, Leiter des Gesundheitsamtes im Rhein-Neckar-Kreis
Dr. Andreas Welker, Leiter des Gesundheitsamtes im Rhein-Neckar-Kreis

SWR Aktuell: Wie hoch ist denn das Risiko generell, mich mit diesem Fuchsbandwurm irgendwie zu infizieren?

Welker: Das Risiko ist sehr, sehr gering. Ich habe mir noch einmal die Zahlen angeschaut - zum Beispiel aus dem Jahr 2022: Da wurden insgesamt in Deutschland 41 Fälle von "alveolärer Echinokokkose" gemeldet, also der Krankheit, die daraus entsteht. In unserer Region, im gesamten Regierungsbezirk Karlsruhe, nicht nur im Rhein-Neckar-Kreis, sind 2022 nur genau zwei Fälle aufgetreten. Und das zieht sich auch durch die Jahre durch. Wir haben maximal zwei bis drei Fälle pro Jahr.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich infiziere, ist sehr, sehr gering.

Allerdings muss man dazu sagen, dass, wenn sich jemand mit dem Fuchsbandwurm infiziert hat, die Therapie sehr intensiv und langwierig ist. Das ist dann natürlich für den Patienten extrem anstrengend.

SWR Aktuell: Steigt das Risiko für Hundebesitzer?

Welker: Bei Hunden und Katzen, die beispielsweise Nagetiere fressen, also die Kontakt haben zu Tieren, die infiziert sein können, wird eine vorbeugende, regelmäßige Entwurmung empfohlen - allerdings nach tierärztlicher Anweisung. Das muss also der jeweilige Tierarzt entscheiden, ob es notwendig ist oder nicht. Grundsätzlich haben Hunde- und Katzenbesitzer kein höheres Risiko, insbesondere wenn man die üblichen Hygienemaßnahmen, beispielsweise die Behandlung der Tiere oder das regelmäßige und richtige Händewaschen einhält.

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