Sturzfluten auch außerhalb von Flussgebieten eine Gefahr
Schon lange gibt es zur Einschätzung von Gefahren durch Hochwasser sogenannte Hochwasserkarten. Doch bei denen gehe es um typische Flusshochwasser, sagt Markus Weiler, Professor für Hydrologie an der Uni Freiburg. Der neue Sturzflutindex soll aber auch abfließendes Wasser außerhalb von Flussgebieten berücksichtigen:
Sturzflutindex berücksichtigt lokale Bodenbeschaffenheit
Mit der Sturzflut von Braunsbach östlich von Heilbronn vor sechs Jahren hat zum Beispiel niemand gerechnet. Der Sturzflutindex von Markus Weiler und seinem Team an der Uni Freiburg und anderen Forschungseinrichtungen bezieht neben Wettervorhersage und Niederschlag auch die Eigenschaften der jeweiligen Gebiete mit ein – zum Beispiel, ob es viele versiegelte Flächen wie Parkplätze, Straßen oder Industrieanlagen gibt. Oder, ob der Boden schon nass und mit Wasser gesättigt ist.
Aber es muss nicht immer nur feucht sein, so Weiler. Auch wenn die Böden sehr trocken sind, kann das Wasser schlechter eindringen und sehr hohe Menge Oberflächenabfluss bilden, erklärt er. Die Eigenschaft der Böden ist einer der wichtigsten Faktoren:
Auch die Geografie entscheidet über die Sturzflut-Gefahr
An manchen Stellen könne das Wasser natürlich zurückgehalten werden. Die Sturzflut würde dann geringer ausfallen, so Weiler.
Zur Gefahreneinschätzung ist es wichtig zu wissen, wie schnell und direkt das Wasser zusammenfließt, sodass sich die Sturzflut bilden kann. Und vor allem: Wohin das Wasser fließt, wie hügelig das Gebiet ist, ob dort weitere Gewässer sind und letztlich welche Bereiche das Wasser überfluten würde.
Analyse aktueller Hochwasser soll Index verbessern
Ein Bild, das sich beim Hochwasser von Braunsbach vielen eingebrannt hat: das wegschwimmende Feuerwehrauto, bei dem das Blaulicht noch eingeschaltet war. Markus Weiler und sein Team überprüfen den Sturzflutindex gerade anhand von früheren und aktuellen Wetterkatastrophen:
Sturzflutindex könnte eines Tages Leben retten
Denn Sturzfluten sind gefährlich, oft auch lebensgefährlich. Vor allem dann, wenn Wasser schnell fließt oder hoch ist. Und weil viele Menschen gar nicht wissen, dass sie gefährdet sind.
Aber: die Vorhersage von Starkregen ist kompliziert. Von dieser Vorhersage hängt der neue Sturzflutindex ab – daher sind mehr als ein paar Stunden Vorwarnzeit nicht möglich. Auch bis das System flächendeckend funktioniert, wird es noch dauern.
Momentan wählen die Freiburger Testgemeinden aus, um den vom Bund geförderten Sturzflutindex weiterentwickeln zu können. Eine Voraussetzung: in den letzten 15 Jahren muss die Gemeinde schon einmal von Starkregen getroffen worden sein.