Paläontologie

Auch Dinosaurier passten sich ans Klima an

Stand
Autor/in
Laura Strätling
Onlinefassung
Lilly Zerbst
Portraitbild der Reporterin Lilly Zerbst.

Viele Dinosaurier wurden aufgrund starker Klimaschwankungen zu Warmblütern. Das zeigt eine Studie aus Spanien.

Auch die Dinosaurier hatten vor 250 bis 65 Millionen Jahren bereits mit einem starken Klimawandel zu kämpfen, der durch hohe vulkanische Aktivitäten hervorgerufen wurde.

Wie sich bestimmte Dinosaurierarten an diese klimatischen Veränderungen angepasst haben, haben Forschende aus Vigo in Spanien jetzt in einer neuen Studie untersucht. Das ist vor allem aus evolutions-biologischer Sicht interessant, weil diese Weiterentwicklung der Dinosaurier eine entscheidende Rolle in der Ausdifferenzierung der Arten spielte.

Wie abhängig waren Dinosaurier vom Klima?

Lange Zeit gingen Paläontologen davon aus, dass Dinosaurier wechselwarme Tiere waren. Das bedeutet, sie benötigen nicht viel Nahrung, sondern regen ihren Stoffwechsel durch Sonne und Wärme an. Wechselwarme Tiere sind dadurch aber sehr abhängig vom Klima. Die heutigen Reptilien, Fische und Insekten sind beispielsweise wechselwarm.

Zwei Dino-Gruppen mussten sich ans Klima anpassen

Seit einiger Zeit ist jedoch bekannt: Zwei der drei großen Dino-Gruppen waren gleichwarm, also warmblütig - so wie wir Menschen, aber auch alle anderen Säugetiere und Vögel. Das bedeutet, dass diese Tiere mehr Nahrung benötigten, dafür aber einen höheren Stoffwechsel besaßen. Das machte sie weniger abhängig von klimatischen Faktoren. Gleichwarme Tiere sind dafür stärker auf regelmäßige Nahrungszufuhr angewiesen.

Die Sauropoden-Art Diplodocus wurde bis zu 27 Meter lang und wog circa 15 Tonnen. Sie blieben während des Klimawandels wechselwarm.
Die Sauropoden-Art Diplodocus wurde bis zu 27 Meter lang und wog circa 15 Tonnen. Sie blieben während des Klimawandels wechselwarm.

Extremer Klimawandel zwang die Dinos zur Anpassung

Die Forschenden der Universität Vigo stellten sich die Frage, wann und warum sich die Gruppen der Theropoden und der Ornitischia zu Warmblütern entwickelten. Durch eine groß angelegte Analyse von Dino-Knochen und ihrer Fundorte fanden sie heraus: Schon vor 200 Millionen Jahren, spielte ein Klimawandel eine entscheidende Rolle. Damals entwickelte sich der Klimawandel allerdings viel langsamer, erklärt Rainer Schoch vom Naturkundemuseum Stuttgart. Er hat sich auf fossile Amphibien und landlebende Reptilien spezialisiert.

Wir sprechen hier nicht von einem Klimawandel wie wir ihn heute kennen. Damals zog sich dieser Wandel über viele tausend Jahre.

Die Ursachen der starken Schwankungen im Klima waren damals wie heute aber die Gleichen: Eine übermäßige CO2-Belastung der Atmosphäre. Damals waren die Vulkane auf der Erde nämlich aktiver, wodurch enorme Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre gelangten.

Dadurch wurde das Klima instabil. Erst kühlte es für viele tausend Jahre stark ab, später wurde es dann wieder sehr viel wärmer. Viele wechselwarme Arten starben in dieser Zeit aus, weil sie mit den Schwankungen nicht umgehen konnten, erklärt Rainer Schoch.

Angepasste Dinos erschlossen neue Lebensräume

Das genaue Ausmaß der Temperaturschwankungen zur damaligen Zeit ließe sich zwar nicht seriös rekonstruieren, so Schoch. Es ist aber davon auszugehen, dass die kalten Phasen im Vergleich zu heute immer noch relativ warm waren. Die warmen Phasen waren für heutige Verhältnisse sehr heiß.

Zwei der drei großen Dino-Gruppen entwickelten sich in dieser Zeitspanne immer weiter in Richtung Warmblütigkeit - ein Anpassungs-Mechanismus an das schwankende Klima. „Die Warmblütigen Tiere konnten sich dann neue Lebensräume in Richtung der Pole erschließen und fanden neue Nischen“, so Schoch.

Der Flug-Dinosaurier Archaeopteryx war beispielsweise gleichwarm.
Der Flug-Dinosaurier Archaeopteryx war beispielsweise gleichwarm.

Ohne Warmblütigkeit könnten Vögel nicht fliegen

Ohne diese Entwicklung hin zur Warmblütigkeit könnten unsere heutigen Vögel überhaupt nicht fliegen: „Die Art wie Vögel fliegen benötigt einen sehr hohen Stoffwechsel. Warmblütigkeit ist hierfür eine wichtige Voraussetzung“, erklärt Schoch. Die Entwicklung der Dinosaurier zeigt also grundlegende Prinzipien auf, die auch für die Entwicklung unserer heutigen tierischen Erdbewohner gelten.

Dass Vögel fliegen können, verdanken sie der Evolution der Dinosaurier zu Warmblütern.
Dass Vögel fliegen können, verdanken sie der Evolution der Dinosaurier zu Warmblütern.

Aber auch die dritte Gruppe, die Sauropodomorphe, überlebten trotz ihrer wechselwarmen Veranlagung. Sie besaßen aufgrund ihrer gigantischen Größe und Masse einen entscheidenden Vorteil: Die Gigantothermie. Das heißt, ihr Stoffwechsel war, unabhängig von der Außentemperatur, sehr gut.

Klima hat auch heute enorme Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenwelt

 „Die Auswirkungen des Klimas auf die Tierwelt sind das wichtigste, das wir hier mitnehmen können. Wir verstehen noch nicht alles gut, aber werden es besser verstehen, wenn wir in die Vergangenheit zurückschauen“, betont Rainer Schoch.

So zeigt die Studie über ein Ereignis von vor 200 Millionen Jahren wichtige Fakten auf: Mensch, Tier und Umwelt reagieren unglaublich sensibel auf klimatische Veränderungen. Heute, in Zeiten, in denen auch der Mensch seinen Teil zum Klimawandel beiträgt, ist diese Erkenntnis wichtiger denn je.

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