Super-Ager: Das sind Menschen, die 80 Jahre oder älter sind und eine besonders gute Gedächtnisleistung haben – so gut, als wären sie 20 bis 30 Jahre jünger. Ob jemand ein Super-Ager ist, wird mithilfe von kognitiven Tests ermittelt. Hier müssen die Teilnehmenden sich Wörter merken und diese dann aus dem Gedächtnis wiedergeben. Wer über 80 ist und in standardisierten Gedächtnis-Tests Normwerte wie ein 50- bis 60-Jähriger erreicht, gilt als Super-Ager.
Eine neue Studie untersuchte die Gemeinsamkeiten von Super-Agern
Nun gibt es neue Forschungsergebnisse einer über zehn Jahre alten Studie. Forschende der Vallecas-Studie in Spanien, darunter auch ein Forscher des Universitätsklinikums Jena, wollten herausfinden, warum Super-Ager anders altern als die Mehrheit der Bevölkerung. Ihr Ziel: frühe Anzeichen für kognitive Beeinträchtigungen und beginnende Demenz erkennen.
Dr. Anne Maass vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Magdeburg beschäftigt sich als Neurowissenschaftlerin mit dem gesunden kognitiven Altern, dabei auch mit dem Super-Aging:
Die Studie hat die Teilnehmenden im Mittel fünfmal getestet, sowohl die kognitive Leistung, als auch Gehirnscans. Dadurch konnte auch die Entwicklung der Gedächtnisleistung über die Zeit erfasst werden.
Das Gehirn von Super-Agern enthält in wichtigen Bereichen mehr graue Substanz
Das erste Ergebnis der Studie hält Dr. Maass mit Blick auf die erste Testung nicht für neu. So war schon aus anderen Studien bekannt, dass Super-Ager in gewissen Regionen im Gehirn – in der grauen Substanz – mehr Volumen haben. Die graue Substanz ist ein Bildgebungsmarker in MRT-Scans.
Dabei entsteht eine Art Foto vom Gehirn, auf dem graue und weiße Substanz zu sehen sind, erklärt Maass. Die graue Substanz ist ein Marker für die Nervenzellen, während die weiße Substanz aus den Verbindungen zwischen den Nervenzellen besteht.
Graue Substanz ist ein Schätzer für die Menge der Nervenzellen, so Maass weiter. Das erste Ergebnis der Studie ist demnach, dass die untersuchten Super-Ager in bestimmten Hirnregionen mehr Nervenzellen hatten.
Das unterscheidet die Super-Ager noch von den typischen Älteren
Da die Forschenden bei den Probandinnen und Probanden über die Jahre hinweg mehrmals Testungen durchgeführt haben, kamen sie zu einem weiteren Ergebnis: In Schlüsselbereichen des Gehirns wie dem Medialen Temporallappen nahm bei Super-Agern die graue Substanz langsamer ab als bei der Vergleichsgruppe. Das Gehirn von Super-Agern altert also sichtbar langsamer.
Im Blut wiederum hatten die Super-Ager ähnlich viele Biomarker für Demenz wie die Vergleichsgruppe. Die Forschenden schließen daraus, dass Super-Ager widerstandsfähiger gegen altersbedingte Veränderungen des Gehirns sind. Warum das so ist, ist noch nicht klar.
Mit einem maschinellen Lernmodell suchte das Forschungsteam nach weiteren Daten, die Gemeinsamkeiten der Super-Ager aufzeigen. Dazu betrachteten sie demografische, klinische und lebensstilbezogene Faktoren. Das Ergebnis:
Ein wichtiger Faktor, der die Super-Ager von den typischen Älteren unterscheidet, war ihre Bewegungsgeschwindigkeit, also die motorische Fitness. Bei einem Mobilitätstest wurde untersucht, wie schnell die Personen tippen können – Super-Ager waren da schneller.
Kann jeder und jede Super-Ager werden?
Ob alle Menschen Super-Ager werden können, ist bisher nicht klar. Doch es gibt bestimmte Strategien, die gut für die Gehirngesundheit sind. Zum Beispiel viel Bewegung, das Spielen eines Instruments und die Kontrolle von Bluthochdruck und Blutzuckerspiegel.
Wie Dr. Maass erklärt, gibt es genügend Daten, die darauf hinweisen, dass einige Faktoren nicht nur gut für den Körper, sondern auch für das Gehirn sind: Viel Bewegung, ein aktives Leben mit sozialer Interaktion, ein intellektuell anspruchsvolles Leben, die Vermeidung von Bluthochdruck, Übergewicht und Stress sowie ein guter Schlaf. Damit könne man auch das Risiko für Demenz und Alzheimer vermindern.
Außerdem gilt laut Dr. Maass: „All das ist immer gut, aber je früher man damit anfängt, umso besser“. Ein aktiver Lebensstil und Bildung seien auch in jungen Jahren schon gut für das Gehirn, doch auch im hohen Alter sei das Gehirn noch plastisch.