Israel ist in puncto Impfungen gerade das Testlabor der Welt. Nirgendwo sonst wird so zügig geimpft. Die Ergebnisse werden akribisch protokolliert und wissenschaftlich ausgewertet. Deshalb sorgten neue Daten des Israelischen Gesundheitsministeriums für Aufsehen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters konnte der Impfstoff von Biontech und Pfizer die Infektionsrate bei Geimpften im Schnitt um rund 90 Prozent senken. Bei Fällen mit Krankheits-Symptomen war der Effekt sogar noch besser und lag bei knapp 94 Prozent.
Herdenimmunität rückt in greifbare Nähe
Dass die Impfung hervorragend vor Covid-19 schützt, ist ja schon länger klar. Nun aber zeichnet sich ab, dass die Impfung womöglich noch deutlich früher ansetzt und nicht nur die Erkrankung, sondern wohl auch die meisten Ansteckungen verhindern kann. Dass sich die Viren im Körper also gar nicht erst verbreiten.
Wenn sich das bestätigt, können wir alle die Sektkorken knallen lassen. Denn dann ließe sich die Pandemie deutlich schneller unter Kontrolle bringen. Wenn Geimpfte sich kaum noch anstecken, können sie das Virus auch nicht mehr weitertragen. Das Ziel der Herdenimmunität rückt also in greifbare Nähe. Vorausgesetzt natürlich, genügend Menschen lassen sich impfen.
Eine israelische Nachrichtenseite hat die vielversprechenden Ergebnisse zuerst in die Öffentlichkeit getragen, bisher gibt es noch nicht einmal eine Publikation auf einem wissenschaftlichen Pre-Print-Server. Weder Pfizer noch das israelische Gesundheitsministerium wollten das spektakuläre Ergebnis kommentieren. Die Zahlen sind also noch keineswegs belastbar.
Geringe Viruslast nach einer Impfung
Interessant ist der sehr positive Trend, den sie zeigen. Der deckt sich mit weiteren ermutigenden Ergebnissen aus Israel. Eine große Krankenversicherung mit eigenem Testlabor hat in PCR-Tests die Viruslast von SarsCov2-Infizierten unter die Lupe genommen. Darunter waren auch Geimpfte. Dass die Impfung keinen hundertprozentigen Schutz vor Ansteckung bietet, ist klar. Gelegentlich infizieren sich auch Geimpfte. Unklar war aber, wie sich die Impfung in solchen Fällen auf die Virusmenge auswirkt.
Eine noch unveröffentlichte Studie von Maccabi Healthcare zeigt nun: Wer sich zwölf bis 28 Tage nach der ersten Biontech-Spritze ansteckte, hatte deutlich weniger Virus in Nase und Rachen als Ungeimpfte. Nur noch ein Viertel der üblichen Virusmenge. Der Virologe Christian Drosten geht davon aus, dass die gemessenen Viruskonzentrationen höchstwahrscheinlich gar nicht mehr infektiös sind.
Eine weitere israelische Pre-Print-Studie misst gleichfalls deutlich reduzierte Virenmengen bei Geimpften. Interessanterweise liefen beide Untersuchungen zu einer Zeit, in der in Israel bereits die britische Virusmutante dominierte – die erfreulichen Resultate dürften also auch auf diese Virusform zutreffen. Das passt zu jüngsten Zwischenergebnissen der Universität Oxford.
Die Forschenden haben kürzlich Zwischenergebnisse zum Astra Zeneca Impfstoff als Pre-Print vorgestellt. Wer sich in England nach zwei Dosen Astra Zeneca mit Corona infizierte, war im PCR-Test über viel kürzere Zeit positiv als üblich – eine ganze Woche weniger. Und bei keinem der Geimpften fand sich richtig viel Virus in der Probe. Das ist der zweite wichtige Befund.
Noch müssen wir abwarten, ob sich Details all dieser Studien bei der Veröffentlichung noch ändern. Aber die Stoßrichtung scheint klar. Vermutlich sind Geimpfte deutlich weniger ansteckend. Wie viel weniger genau wird sich in nächster Zeit zeigen.