Corona-Pandemie

So arbeitet die STIKO

Stand
Autor/in
Pascal Kiss
Onlinefassung
Lilly Zerbst

Die Kritik an der Ständigen Impfkommission (STIKO) wird immer lauter – Politik und Bürger wünschen sich schnellere Empfehlungen für die Corona-Impfstoffe. Doch geht das überhaupt?

In der Corona-Pandemie schauen alle auf die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO). Je nach Alter, Geschlecht und Krankengeschichte empfiehlt sie, ob und mit welchem Impfstoff gegen Covid geimpft werden soll. Doch hinter der Aussprache von Empfehlungen steckt viel Arbeit und Verantwortung.

Wieso gibt es die Stiko?

Die STIKO wurde 1972 mit dem Auftrag gegründet, Impfstoffe möglichst umfassend zu bewerten – nicht nur mit Blick auf die einzelnen Geimpften, sondern für die gesamte Bevölkerung. Viele Impfungen sind seitdem empfohlen worden, unter anderem gegen Mumps, Masern oder Tetanus. Mache Impfungen sind aber auch eingestellt worden – so zum Beispiel 1983 die Impfung gegen Pocken, weil die Risiken höher waren als der Nutzen.

Wer steckt hinter der Stiko?

Aktuell arbeiten 18 Mitglieder für die STIKO. Sie engagieren sich ehrenamtlich, unabhängig von der Politik. In der Pandemie sitzen die Mitglieder oft 30 Stunden pro Woche am Schreibtisch, um die Studien zu bewerten:

Das kostet viel, viele Arbeitsstunden! Ganz besonders für Kollegen und Kolleginnen, die noch im Berufsleben stehen, ist das eine besondere Herausforderung.

Hat die STIKO zu wenig Personal für eine Pandemie?

Bisher, da sind sich die Fachleute einig, hat die STIKO gut gearbeitet. Doch in Pandemiezeiten kommt deutlich mehr Arbeit auf sie zu – und das mit einem hohen Zeitdruck. Schon 2010, nach der vergleichsweise harmlosen Schweinegrippe-Welle, ruft das Bundesgesundheitsblatt dazu auf, die Funktion, das Mandat und die Kapazität der STIKO im Pandemiefall zu überprüfen.

Bislang kam es dazu trotz der Corona-Pandemie nicht. So wird die ehrenamtliche Expertengruppe nur durch drei RKI-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unterstützt. Sie wählen alle relevanten Studien aus und schicken sie an die STIKO-Mitglieder.

Mehr Personal sorgt nicht für schnellere Empfehlungen

Je nach Infektionsgeschehen kann es der Politik nicht schnell genug gehen. Der kürzlich ernannte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verspricht für mehr Personal zu sorgen, um die Entscheidungen der STIKO zu beschleunigen. Doch viel schneller gehe das nicht – sonst müsste die STIKO trotz Wissenslücken eine Empfehlung aussprechen, bezweifelt STIKO-Mitglied Prof. Fred Zepp. Dann wären die Empfehlungen aber auch weniger wert. Einer solchen schnellen Empfehlung würden Ärztinnen und Ärzte dann womöglich weniger vertrauen.

Karl Lauterbach mit Maske bei einer Bundespressekonferenz in Berlin.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach steht hinter der STIKO. Er will für mehr Personal sorgen.

Wissenslücken erschweren generelle Impfempfehlungen

Wissenslücken sorgen auch dafür, dass sich die STIKO in der Pandemie mehrfach gegen generelle Impfempfehlungen entscheidet. Stattdessen wägt sie ab, differenziert nach Altersgruppen und geht ins Detail.

Denn nur weil der Impfstoff von der EMA zugelassen wurde, ist eine Impfung nicht automatisch verhältnismäßig. Genau darauf macht die STIKO immer wieder aufmerksam, entscheidet sich gegen allgemeine Impfempfehlungen und wird dafür kritisiert:

Das ist dann auch ein Missverständnis, dann bedeutet es ja nicht, dass wir uns gegen die Impfung aussprechen, sondern wir sagen, wir können im Augenblick der Bevölkerung nicht die Gewissheit geben, dass dieses Risiko so minimal ist, dass da gar nichts passiert.

Kann sich die STIKO verbessern?

Die Pandemie ist eine Ausnahmesituation, die auch die Schwächen der STIKO aufzeigt und wo in Zukunft Potential besteht, sich zu verbessern. Prof. Zepp will die Arbeit der STIKO in der Pandemie dringend aufarbeiten:

Was ich mir auch wünsche, ist, wenn wir da durch sind, dass wir uns auch noch mal zusammensetzen und sagen: Wie kann es bei der nächsten Pandemie, die irgendwann kommen wird, einfach noch besser gelingen?

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Lilly Zerbst