Die Cafés sind wieder voller, der Sommer ist zurück – und das Erfreuliche: Auch die bundesweite 7-Tage-Inzidenz sinkt weiter und liegt bei 16,6 (Stand 14. Juni 2021). Sogar manche Politiker wagen sich hervor mit der Forderung nach dem Ende das Maskenpflicht. Selbst Bundesgesundheitsminister Spahn und SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach haben sich dafür ausgesprochen, die Maskenpflicht zumindest im Freien abzuschaffen. FDP und AfD sind für die komplette Aufhebung.
Brauchen wir bei so niedrigen Inzidenzen noch eine Maskenpflicht?
Sicherlich nicht mehr überall. Gerade draußen ist die Wahrscheinlichkeit sich anzustecken nicht sehr hoch. Das liegt einerseits daran, dass sich die Aerosole sehr schnell verteilen und auflösen, im Sommer sogar nochmal mehr als im Winter. Und andererseits ist gerade im Sommer die UV-Strahlung höher und die ist, genauso wie für uns, schädlich für das Virus – Viruspartikel blieben so draußen, außerhalb von unserem Körper nicht sehr lange infektiös. Also draußen kann man die Maskenpflicht aus wissenschaftlicher Sicht guten Gewissens lockern.
Wo wären Masken auch jetzt noch sinnvoll?
In Bussen, Bahnen und Zügen zum Beispiel. Da ist wesentlich weniger Luftbewegung und auch wenn die Sonne durch die Fenster scheint: Glas absorbiert UV-Strahlung. Einerseits bekommen wir da keinen Sonnenbrand, aber andererseits überleben dann auch Viruspartikel länger. Außerdem kann ich im Nah- und Fernverkehr – anders als z.B. im Restaurant – einfach nicht sicher sagen, ob mein Gegenüber geimpft, getestet oder genesen oder vielleicht sogar infiziert ist. Und da schützt mich eine Maske dann eben weiter sehr effektiv vor einer Infektion.
Auch im vergangenen Sommer haben wir gesehen: Die Infektionszahlen sinken. Wie sicher können wir uns wiegen?
Das werden wir abwarten müssen. Diesen Sommer ist auch vieles anders als letztes Jahr. Einerseits sind schon viele Menschen geimpft und es werden auch immer mehr, andererseits gibt es dieses Jahr auch noch die Varianten, die ansteckender sind. Deswegen ist es auf jeden Fall gut, langsam zu lockern und nicht alles auf einmal, und dabei immer das Infektionsgeschehen genau beobachten. Wenn das Infektionsgeschehen dann wieder anziehen sollte, dann können auch schnell wieder die Maßnahmen hochgefahren werden.
Könnte es im Herbst umso schlimmer kommen? Auch mit Blick auf die Delta-Variante, die ja in Großbritannien für steigende Fallzahlen sorgt?
Die Pandemie ist noch nicht vorbei – gerade das Beispiel Großbritannien zeigt das sehr gut. Ich glaube aber auch, dass wir gut dastehen und auch bis Herbst noch besser dastehen werden, gerade mit Blick auf die Impfungen – deswegen glaube ich nicht, dass es schlimm kommen wird. Aber genau vorhersagen kann man das einfach nicht und so lässt sich mit dem Virus leider auch nicht langfristig planen.
Das heißt: Wir müssen abwarten, schauen wie sich alles entwickelt – bei uns und auch in anderen Ländern – um dann bestenfalls schnell reagieren zu können. Und dann sollte die Politik den Sommer auch nutzen, um einen Notfallplan parat zu haben, ab wann es dann vielleicht wieder eine Maskenpflicht geben könnte oder auch andere Maßnahmen wieder gelten könnten.
Wie machen es andere europäische Länder?
In Dänemark gilt seit 14. Juni nur noch in Bussen und Bahnen eine Maskenpflicht. Weder in Geschäften noch in Schulen muss noch eine Maske getragen werden.
In Österreich sind die Regeln bisher relativ kompliziert und es kommt auf die Situation an. Ab 1. Juli fällt aber auch ganz viel weg, dann gibt es draußen nirgends mehr eine Maskenpflicht und in Innenräumen nur noch da, wo man nicht nachweisen muss, dass man geimpft, genesen oder getestet ist – 3-G-Nachweis, nennt man das dort.
Auch Frankreich ist noch relativ streng. Manche Departements lockern die Regeln zwar langsam, aber grundsätzlich gilt da eigentlich fast überall noch eine Maskenpflicht: in öffentlichen Verkehrsmitteln, Supermärkten, am Arbeitsplatz und auch unter freiem Himmel, wo sich viele Menschen begegnen, also zum Beispiel auf Märkten oder in einer Schlange.