Um ein Signal von einer Nervenzelle an eine andere zu übertragen, braucht es die sogenannten Neurotransmitter. Ein sehr wichtiger ist das Acetylcholin.
Die Signalübertragung funktioniert dann so: Die Sender-Nervenzelle schüttet das Acetylcholin in den Zwischenraum zwischen den Zellen, den sogenannten synaptischen Spalt. Dort wandert das Acetylcholin zur Empfänger-Nervenzelle, dockt an einen entsprechenden Rezeptor an und überträgt so das Signal.
Damit das Acetylcholin auch wieder aufhört, das Signal zu übertragen muss es im synaptischen Spalt abgebaut werden. Dafür ist die Cholinesterase zuständig, ein Enzym, das in der Membran der Empfängerzelle sitzt und dort Acetylcholin zersetzt.
Cholinesterase-Hemmer werden auch als Medikament eingesetzt
Medikamente, die Cholinesterase hemmen, kommen in der Alzheimer-Therapie zum Einsatz: Sie gleichen einen Mangel von Acetylcholin aus und Signale können besser übertragen werden.
Wird die Cholinesterase aber zu stark gehemmt, kommt es zu einer Dauererregung der Nervenzellen. Diese Dauererregung führt in den Muskeln zu einer Dauerkontraktion, zu einem Krampf, mit anschließender Lähmung. Betrifft das die Atemmuskeln, bedeutet das Atemstillstand. Betrifft es die Herzmuskeln, bedeutet es Herzstillstand.
Starke Cholinesterase-Hemmer binden außerdem dauerhaft und können somit auch Langzeitfolgen haben.
Solche Nervengifte kamen schon oft zum Einsatz
Immer wieder kommt es zu Einsätzen dieser Nervengifte: Sarin ist ein Kampfstoff, der seit dem zweiten Weltkrieg bekannt ist. Sarin machte zuletzt 2013 Schlagzeilen, als es von Truppen Baschar al-Assads im Syrienkrieg eingesetzt wurde.
Ein anderer Cholinesterase-Hemmer, VX, ist ein extrem schnell wirkendes Gift. Schon geringe Dosen können in wenigen Minuten zum Tod führen. 2017 wurde vermutlich der Halbbruder des nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong-un, Kim Jong-nam, mit VX ermordet.
Und 2018 machte ein weiterer Vertreter dieser Stoffklasse auf sich aufmerksam: Nowitschok. Ein ausschließlich von russischen Geheimdiensten eingesetzter Kampfstoff, mit dem ein Anschlag auf den Doppelagenten Sergei Skripal und seine Tochter durchgeführt wurde.
Noch unklar: Womit genau wurde Nawalny vergiftet?
Mit welchem Stoff Alexander Nawalny genau in Kontakt gekommen ist, ist noch nicht bekannt. Das wird sich aber wahrscheinlich bald ändern, denn diese Stoffe lassen sich nicht verstecken und sind einfach nachzuweisen. Das könnte dann auch ein bisschen mehr Licht in die Hintergründe des Falls Nawalny bringen.