Rohstoffbergung mit einer Art Riesen-Staubsauger
Um die wertvollen Rohstoffe wie Mangan zu bergen, braucht man Spezialgeräte, die auch bei extremem Druck und großer Kälte in der Tiefsee funktionieren. So einen Kollektor, der wie eine Art Riesen-Staubsauger die Manganknollen vom Meeresboden aufsagt, wollten die Wissenschaftler*innen des Forschungsschiffs „Sonne“ zum ersten Mal in großem Stil testen.
Durch die Corona-Pandemie musste diese Erkundungsfahrt verschoben werden. Umweltschützer und die Deep Sea Conservation Coalition, welche Nichtregierungsorganisationen repräsentiert, fordern, dass auf das Sammeln von Rohstoffen in der Tiefsee verzichtet wird.
Artenvielfalt in der Tiefsee
Das Meer ist, wie alle anderen Ökosysteme ein Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Hinzu kommt, dass die Tiefsee eine große Bedeutung für das globale Klima hat, weil sie das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre aufnehmen und damit den Treibhauseffekt abschwächen kann. Deshalb stehen Umweltschützer dem Abbau von Rohstoffen sehr kritisch gegenüber.
Moratorium: Zeit soll genutzt werden
Mit einem Moratorium wollen Umweltschützer und Organisationen mehr Zeit gewinnen. Der Zweck: Weitere Erkundungen und Gerätetests auf Eis legen. So sollen wissenschaftliche Informationen über die biologische Vielfalt und über das gesamte Ökosystem Tiefsee gewonnen werden. Nur dann könne man man mögliche Auswirkungen und Risiken vom Tiefseebergbau noch näher beleuchten, erklärt Sandra Schöttner von Greenpeace.
Folgen für das ganze Meer
In Deutschland ist die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe für die Erkundung des Tiefseebergbaus zuständig. Der Geologe Carsten Rühlemann von der BGR kann Umweltschützer verstehen, denn vor allem beim Manganknollenabbau kann eine Suspensionswolke entstehen. Das heißt: weiche Sedimente auf dem Meeresboden werden aufgewirbelt und verdriften. Man wisse noch nicht, wie weit das Gestein im Wasser verdrifte. Das könnte negative Folgen mit sich bringen.
Problem des Moratoriums
Hauptgeldgeber bei der Erkundung des Tiefseebergbaus ist die Industrie. Wenn aber unklar ist, welche Perspektive die Rohstoffgewinnung in den Ozeanen in Zukunft hat, dürften diese Gelder ausbleiben. Sollte es in nächster Zeit keinen Bergbau in der Tiefsee geben, investieren die Firmen auch nicht in diesem Geschäftsfeld. Und das bedeutet wiederum, dass Forschungsprojekte einzelner Länder weniger Daten über den Meeresboden bekommen. Die Wissenschaftler*innen sind nämlich auf die speziellen Abbaugeräte zum Forschen angewiesen.
Ist das Moratorium der richtige Weg?
Mit einem Moratorium wäre die grundsätzlich Frage nicht gelöst - und zwar, ob wir diese Zerstörung auf dem Planeten zusätzlich leisten wollen oder nicht. Was passiert danach?
Ob ein Moratorium Erfolg bringend ist, ist zweifelhaft. Selbst, wenn die Unterstützung auch auf Seiten der Fischereiindustrie wächst, ist ein Aussetzen des Tiefseebergbaus auf internationaler Ebene ein Problem.