Auch jetzt ist wieder die Behauptung wieder im Umlauf, dass mehr Tests zu mehr positiven Ergebnissen führen und das zu einer höheren Inzidenz zur Folge hätte. Seit kurzem gibt es Selbsttests zu kaufen. Und auch in immer mehr Schnelltest-Zentren können sich Bürgerinnen und Bürger testen lassen. Und ungefähr seit der gleichen Zeit steigt die Inzidenz wieder an.
Klar ist aber auch: Die Zahl der heute tatsächlich mit dem Coronavirus infizierten Menschen ist, was sie ist – daran ändert sich nichts, egal wie viel wir testen. Es stimmt aber auch, dass die Inzidenz diese Zahl nur bedingt widerspiegelt. Denn darin sind nur die Infektionen vertreten, die durch Tests ans Tageslicht kommen. Testen wir heute mehr Infizierte, dann haben wir morgen auch eine höhere Inzidenz. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.
PCR-Tests werden nur bei Verdacht durchgeführt
Werden Menschen nicht zufällig getestet, sondern auf Verdacht, dann werden durch mehr Tests nicht wesentlich mehr Infektionen entdeckt – es sei denn es gibt auch tatsächlich mehr Infektionen. Eine solche Vorauswahl ist Teil der PCR-Teststrategie. Getestet wird in der Regel nur, wer Symptome hat oder Kontakt zu einer infizierten Person hatte. Mehr PCR-Tests bedeuten also auch mehr Verdachtsfälle und wahrscheinlich auch mehr tatsächliche Infektionen.
Schnell- und Selbsttests dagegen werden oft willkürlich durchgeführt. Dadurch können auch Fälle aufgedeckt werden, die sonst versteckt geblieben wären. Obwohl insgesamt nicht mehr Menschen infiziert sind, kann so die Inzidenz steigen.
Eine höhere Inzidenz durch Schnelltests hat keinen Einfluss auf die Maßnahmen
In der Woche vom 15. März ging in Baden-Württemberg bei knapp sieben Prozent der positiven PCR-Tests ein positiver Schnelltest voran. Allerdings ist davon auszugehen, dass manche dieser Infektionen später auch so aufgefallen wären – wie viele ist unklar. Gehen wir aber für Baden-Württemberg davon aus, dass die Inzidenz durch Schnelltests ungefähr fünf Prozent höher liegt, dann würde das bedeuten, dass hier ohne Schnelltests eine Inzidenz von ungefähr 120 Infektionen pro 100.000 Einwohnern herrschen würde, statt der aktuell vom RKI angegebenen gut 127. Einfluss auf die geltenden Maßnahmen hätte dieser Unterschied also kaum.
Mehr entdeckte Infektionen heute führen zu einer niedrigeren Inzidenz in der Zukunft
Auch steigt die Zahl der neu gemeldeten Infektionen aktuell sowieso schneller als die Zahl der durchgeführten Tests, was zu einer höheren Rate an positiv Getesteter führt. Das sind zwei wichtige Indikatoren, dass sich tatsächlich auch mehr Menschen infizieren und die Inzidenz nicht nur wegen einer größeren Zahl an Tests steigt.
Außerdem führen mehr entdeckte Infektionen heute zu weniger tatsächlichen Infektionen in der Zukunft. Denn wenn eine infizierte Person isoliert wird, kann sie natürlich weniger Menschen anstecken. Mehr Tests und eine dadurch möglicherweise leicht höhere Inzidenz bedeutet also auch, dass die Inzidenz in Zukunft langsamer steigt und auch schneller wieder sinken wird – weil mehr Infektionsketten unterbrochen werden können.
Weniger testen dagegen, würde auf Dauer eine höhere Inzidenz bedeuten.