Tierpsychologie

Alte Spatzen haben weniger Freunde

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Michael Lang
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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.
Emily Burkhart
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Forschende des Imperial College London haben jahrelang Spatzen beobachtet. Das Ergebnis ihrer Forschung: Junge Spatzen haben viele Freunde – alte nur noch wenige.

Spatzen haben kleine Flügel. Und damit können sie nicht von der kleinen Insel Lundy in Großbritannien fliegen. Die Insel ist darum ein idealer Standort für Spatzenforscher vom Imperial College London. Die Forscherinnen und Forscher haben vier Jahre lang das Leben jedes Haussperlings beobachtet. Dafür wurden den Vögeln RFID-Transponder implantiert. Das sind Mikrochips, wie man sie beispielsweise auch von Hunden oder Katzen kennt.

Mikrochips erfassen Bewegungsdaten der Spatzen

Überall auf der Insel gibt es z.B. an Futterstellen Antennen, die die Chips auslesen und dann erfassen, wo sich einzelne Spatzen gerade befinden und wie sozial sie sind. Dazu die Studienleiterin Julia Schroeder: "Einige Spatzen halten sich gerne mit vielen Freunden auf und andere mit weniger Freunden. Und weil wir den Vögeln über ihr ganzes Leben hinweg folgen können, können wir sehen, dass wenn Sperlinge älter werden, haben sie immer weniger Freunde."

Junge Spatzen sind freundlicher als alte, denn wer freundlich ist findet zum Beispiel eher einen Partner zum Brüten. Alte Spatzen brauchen dagegen weniger Freunde.
Junge Spatzen sind freundlicher als alte, denn wer freundlich ist findet zum Beispiel eher einen Partner zum Brüten.

Alte Spatzen sind wählerischer und oft unfreundlicher

Nach mehr als 1.600 Beobachtungen von rund 600 Spatzen war ein klarer Trend zu sehen: Junge Spatzen sind freundlicher als alte. Diese Freundlichkeit sei für die Jungen auch ein evolutionärer Vorteil sagt Julia Schroeder vom Imperial College London. Freundliche Typen fänden zum Beispiel eher einen Partner zum Brüten.

Alte Spatzen könnten, wählerischer sein. Das machen Spatzen nicht anders als Menschen, sagt Julia Schroeder: "Es ist ein Effekt, den man auch beim Menschen beobachtet hat. Schon das nennt man die soziale Selektivität oder emotionale Auswahl. Und die Idee beim Menschen ist also so, dass man, wenn man älter wird, man auch weiser wird und man sich dann seine Freundschaften besser aussucht und also mehr Wert auf Qualität legt als die Menge. Vielleicht machen die Spatzen das auch."

Auch Spatzen werden im Alter einsam: Einer der wichtigsten Gründe, warum alte Spatzen weniger Freunde haben, ist, dass ihre gleichaltrigen Freunde nach und nach sterben.
Einer der wichtigsten Gründe, warum alte Spatzen weniger Freunde haben, ist, dass ihre gleichaltrigen Freunde nach und nach sterben.

Auch bei Spatzen sterben alte Freunde weg

Spatzen und Menschen sind also gar nicht so verscheiden. Spatz oder Mensch – im Alter dürfen sie auch mal grantig sein. Vielleicht sind sie es aber auch, weil es am Ende eines Lebens nicht mehr so viel zu Zwitschern bzw. zu Lachen gibt.

Julia Schröder: "Was wir auch gefunden haben, ist, dass einer der wichtigsten Gründe, warum die weniger Freunde haben, ist einfach, dass die weniger gleichaltrige Individuen haben, weil die einfach nach und nach sterben. Im Endeffekt ist das wahrscheinlich auch etwas, was bei Menschen dazu beiträgt, dass dieser Freundeskreis, den man hat, der wird immer kleiner, weil die Leute halt ja wegsterben."

Einen Unterschied gibt es zwischen Menschen und Spatzen aber doch, so die Forscher aus London: Spatzen sieht man das Älterwerden nicht an. Sie bekommen weder graue Feder noch Falten. Eigentlich ein Grund etwas freundlicher auch im Alter zu sein.

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