Technikgeschichte

Wie wurden Wasserspiele in der Barockzeit ohne elektrische Pumpen betrieben?

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Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Wenn man keine Motoren und keine elektrischen Pumpen hat, braucht man, um eine Fontäne anzulegen, vor allem eines: ein ordentliches Gefälle, also eine Höhendifferenz, sodass das Wasser von irgendwo oben runterrauscht. Und man braucht die entsprechenden Rohre, mit denen das Wasser kanalisiert und unter Druck gesetzt werden kann, sodass es mit ordentlichr Power aus dem Fontänenrohr spritzt.

Wilhelmshöhe: Wasser in Höhenlagen in Becken sammeln

Das zu lösende Hauptproblem ist also: Wie bekomme ich das Wasser in die Höhe? Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: In ersen Fall ist das Wasser schon oben und man muss es nur runterplätschern lassen – das kann man sehr schön im Schlosspark Wilhelmshöhe in Kassel sehen mit der großen Fontäne. Die Fontäne ist 52 Meter hoch, die höchste natürliche Fontäne Europas, angelegt im 18. Jahrhundert. Wie funktioniert’s? – Der ganze Schlosspark ist an den Hängen des Habichtswalds angelegt. Oben, auf den Höhen des Habichtswalds, befinden sich große Sammelbecken. Dort wird das Wasser über speziell angelegte Kanäle hingeleitet. Die Sammelbecken fassen 40.000 Kubikmeter Wasser. Zu bestimmten Zeiten wird das Wasser ins Tal gelassen – über die Wasserspiele bis zum Fontänenteich.

Blick auf die große Fontäne bei den Wasserspielen im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel: Seit über 300 Jahren funktionieren die Wasserspiele nach dem gleichen Prinzip. Nur durch die Ausnutzung physikalischer Gesetze und ohne den  Einsatz von Pumpen fließen die Wassermassen vom Fuß des Herkules bis zum Schlossteich.
Blick auf die große Fontäne bei den Wasserspielen im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel

Versailles: Wasserkraft nutzen und Wasser in die Höhe pumpen

Wenn man allerdings kein natürliches Gefälle hat wie in Kassel, muss man zur zweiten Variante greifen und das Wasser zunächst auf eine Höhe pumpen. Auch das geht ohne Strom, die Techniken dafür gab’s schon bei den alten Römern. Man kann mithilfe von Wasserkraft Wasserräder betreiben, die das Wasser in die entsprechende Höhe pumpen.

Das eindrücklichste Beispiel hierfür wiederum ist Versailles. Da hat sich der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. einen Mordsaufwand geleistet – und das im Jahr 1682. Er hat an der Seine ein wasserkraftbetriebenes Wasserhebewerk errichtet, bestehend aus 14 großen Wasserrädern, die das Wasser über mehrere Stufen auf eine Höhe von 160 Metern befördert haben. Das war ein gigantischer Aufwand, Wälder wurden gerodet, tausende von Kilometern Rohre verbaut. Fast 2.000 Arbeiter haben fünf Jahre lang daran gearbeitet. Und das alles, damit vor Schloss Versailles das Wasser in die Höhe schießt.

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