Auch Landkarten auf der Südhalbkugel sind so ausgerichtet, dass Norden oben ist. Warum?
Willkürliche Festlegung
Egal wo Sie hinkommen, Norden ist auf Karten immer oben. Dieser Standard hat sich – natürlich auch im Zuge der Kolonialisierung – weltweit durchgesetzt. Das ist einfach eine Konvention, die den Umgang mit Karten erleichtert. Das hat in dem Fall auch nichts mit kolonialistischem oder "eurozentrischem" Denken zu tun. Letztlich ist es eine willkürliche Festlegung. Es gibt ja – nur aus der Tatsache heraus, dass wir auf der Nordhalbkugel sind und die Sonne im Osten aufgeht – keinen besonderen Grund, der nahelegen würde, dass die Karten nach Norden ausgerichtet sind. Das ist heute zwar selbstverständlich, aber von der Sache her nicht unbedingt "logischer" als es eine Südausrichtung wäre.
"Orientieren": sich nach Osten ausrichten
Tatsächlich waren Landkarten nicht immer nach Norden ausgerichtet. Bei den alten Griechen zwar schon, aber dann kam im Mittelalter eine Phase, in der auf Weltkarten der Osten oben war. Denn: Im Osten lang die heilige Stadt Jerusalem. Das Wort "orientieren" stammt übrigens genau aus dieser Zeit: Orient ist der Osten. Wer sich orientiert, richtet sich und damit seine innere Landkarte also nach Osten aus.
Bei arabischen Karten war es noch komplizierter. Die waren lange Zeit nach Mekka ausgerichtet. Aber je nachdem, in welchem arabischen Land man sich befindet, liegt das immer in einer anderen Richtung.
Dass sich dann doch die Nord-Süd-Achse in der Kartographie durchgesetzt hat, kam erst mit den großen Seefahrern und natürlich mit der Einführung des Kompasses. Den haben wir übrigens auch den Arabern verdanken (die ihn wiederum von den Chinesen haben).
An den Polen wird's schwierig
Die Kompassnadel, die von Nord nach Süd zeigt, hat wesentlich dazu beigetragen, dass auch die Landkarten danach ausgerichtet werden. Zu den wenigen Ausnahmen gehören die Gegenden, wo das nicht funktioniert, nämlich an den Polen selbst: Eine Landkarte der Arktis oder der Antarktis kann man nicht "nach Norden" ausrichten. Im Fall der Arktis wäre der Nordpol mitten im Bild. Im Fall der Antarktis wäre der gesamte Kartenrand "Norden". Da funktioniert das also nicht. Aber sonst ist Norden weltweit oben.
Gehirn Schaden Navis dem Orientierungsvermögen?
Das Navi zeigt Straßen, Kreuzungen, Tankstellen oder einen Fluss, aber es zeigt nicht die typischen Punkte, an denen wir uns ohne Navi orientieren würden: markante Gebäude, hohe Türme oder Berge im Hintergrund. Und es hebt die eigene Strecke farblich stark hervor. Dadurch bekommt man kein Gefühl für die Struktur einer Stadt. Von Gábor Paál |Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Geografie Wie sehen kognitive Landkarten aus?
Mit dem Begriff "kognitive Karte" – englisch "mental map" – wird die Art bezeichnet, wie wir geografische Räume – also Orte, Landschaften, Länder – im Kopf abgespeichert haben. Also unsere innere Landkarte. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.