Islam

Warum bestimmt heute in manchen Ländern noch die Scharia die Rechtsordnung?

Stand
Autor/in
Lamya Kaddor

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Der Koran ist nicht interpretierbar – oder etwa doch?

Weil es unterschiedliche Auffassungen von Religion gibt. Der Koran ist für die Muslime das wörtlich überlieferte Wort Gottes, an dem es keinen Zweifel gibt. Für einige Muslime bedeutet das, dass sie dieses Wort Gottes auch nicht interpretieren dürfen.

Für mich ist der Koran aber durchaus interpretierbar und in die heutige Zeit übertragbar. Sie verlangen nun von mir, etwas zu rechtfertigen, was ich selbst nicht in Ordnung finde. Da beginnen die Schwierigkeiten und das verleitet leicht zu dem Fehler, der häufig begangen wird: Man denkt, dass alle Muslime die Scharia gut finden. Dabei finde ich die Scharia genauso "schlimm" wie Sie. Ich würde heute die Scharia auch nicht als Staatssystem haben wollen.

Hintergründe liegen meist in politischen Interessen

Die wenigsten Iraner sagen ja, dass sie die Scharia oder den Gottesstaat toll finden. Die Hintergründe sind meist ein politisches Interesse und politisches Gezerre. Schauen Sie sich die Länder einmal an, in denen die Scharia heute noch große Teile des Gesetzes ausmacht. Das sind meist Länder, die eine ganz rigide und diktatorische politische Führung haben. Das sind meist keine Demokratien.

Es ist fatal, dass Religion und Politik oft zurechtgebogen und passend gemacht werden. Und warum gibt es diese ganzen Aufstände? – Weil die Menschen mit diesem Regime nicht mehr leben wollen. Die Zeit schreitet weiter voran: Und wenn man Religion quasi konservieren will, liegt es auf der Hand, dass die Kluft irgendwann riesig ist.

Gibt es Ansätze, die Einheit von Kirche und Staat aufzuheben?

Sie nennen als Beispiel den Iran, das ist mehr oder weniger ein Gottesstaat, eine Theokratie. Aber gehen Sie einmal nach Tunesien oder Marokko – da gibt es zig Beispiele, wo die Scharia nicht in diesem Maß Einzug gehalten hat. Da bitte ich wirklich um mehr Differenzierung. In Indonesien ist die Scharia nicht das Grundgesetz. Es gibt diese Staaten wie Saudi-Arabien, Sudan oder den Iran – das will ich gar nicht verheimlichen. Das finde ich genauso schlimm wie Sie.

Aber es gibt genügend islamische Staaten, wo das längst nicht so ist. Und da muss man zumindest relativieren und sagen, das sind einzelne Staaten. Es ist schlimm genug, dass es so ist. Aber das bedeutet nicht, dass alle muslimischen Staaten die Scharia ganz toll finden und überall durchgesetzt haben.

Islam Warum ist Christen der Besuch der heiligen Stadt Mekka verboten?

Ich kann hier nur das wiedergeben, was man in Arabien sagt. Angeblich liegt das daran, dass Mekka die Stadt des Propheten ist, somit "rein" ist – "rein" im rituellen Sinne – und deshalb nur Muslimen offen steht. Von Lamya Kaddor

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Redewendung Man sagt: "Das kommt mir spanisch vor." Warum nicht italienisch oder französisch?

Als Karl V. im Jahr 1519 zum König von Deutschland gewählt wurde, zog er mit seinem spanischen Hofstaat nach Deutschland. Zur Verwunderung der Deutschen. Karl sprach nicht gern Deutsch und wenn, dann nur mit seinem Pferd. Von Rolf-Bernhard Essig

Linguistik Wie hat sich die Grammatik von Sprachen entwickelt?

Die Sprachentwicklung sieht man anhand von Spuren. Die Vergangenheitsform lautete zum Beispiel früher: "Ich reden tat", die heute zu dem Wort "redete" mit Endung verschliffen ist. Von Gábor Paál. Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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