Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den SWR
Die Corona-Pandemie hat sich auf alle Bereiche im SWR massiv ausgewirkt. Es galt im Frühjahr 2020, sehr rasch zu reagieren: Zunächst mussten natürlich die Beschäftigten so gut es ging vor der Ansteckung geschützt werden; gleichzeitig ging es aber auch darum, die Produktions- und Sendefähigkeit zu erhalten und die Arbeitsweisen in allen Bereichen auf die veränderten Rahmenbedingungen einzustellen. Das war nicht selten ein Kraftakt. Dabei gingen alle Mitarbeitenden, egal ob in der Produktion, der Redaktion oder in der Verwaltung, flexibel und kreativ mit der Situation um und überall zeigte sich ein spürbar starker Zusammenhalt im Unternehmen.
Als richtig und von enormem Nutzen hat sich die Einrichtung eines Pandemie-Krisenstabes innerhalb des SWR erwiesen, in dem etwa 20 Fachleute aus dem ganzen Haus unter Vorsitz des Personalchefs und stv. Verwaltungsdirektors Thomas Schelberg mitwirken: Kolleginnen und Kollegen aus Produktion und Gebäudemanagement, aus dem Programm und der Technik, die Betriebsärztinnen und -ärzte, der Gesundheitsmanager, Sicherheitsingenieure und Mitglieder der Personalvertretung. Seit März 2020 schaltet sich der Krisenstab zweimal pro Woche virtuell zusammen, um die aktuelle Corona-Situation zu beraten und daraus Konsequenzen für den SWR abzuleiten. Diese werden direkt im Anschluss per Führungskräfte-Mail und im Intranet kommuniziert.
Die betriebliche Ausnahmesituation hatte aber auch positive Effekte: Die Krise befeuerte den Technologieschub, dessen Grundlage durch die frühzeitige Einführung neuartiger, cloudbasierter IT-Tools im SWR bereits vorher geschaffen worden war, und beförderte ganz unterschiedliche Formen der digitalen Zusammenarbeit im Sender: Videokonferenzen wurden schnell zum neuen Berufsalltag; das gleichzeitige, kollaborative Arbeiten an Projekten und in Dokumenten von überall aus wurde zur Regel. Bereits Mitte März 2020 gelang es dem SWR, das Arbeiten im Homeoffice für mehr als 70 Prozent der Belegschaft zu ermöglichen – aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Programmen im Rundfunk eine gewaltige technische Herausforderung. Positiver Nebeneffekt: In dieser schwierigen Zeit ließen sich damit für viele Beschäftigte beispielsweise auch berufliche Aufgaben und familiäre Verpflichtungen leichter miteinander vereinbaren.
Abschluss des Einspar- und Umbauprozesses im SWR (2010-2020)
Im „Corona-Jahr“ wurde ungeachtet der genannten Herausforderungen auch ein wichtiger Prozess erfolgreich abgeschlossen. Um mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten, hatte der SWR bereits in der Vergangenheit die Weichen gestellt. Im Mai 2010 initiierte die Geschäftsleitung einen auf zehn Jahre angelegten Einspar- und Umbauprozess, der 2020 planmäßig zu seinem Abschluss geführt wurde. Dabei wurden sowohl personelle als auch finanzielle Einsparungen über das gesamte Haus hinweg umgesetzt, um dadurch die notwendigen Mittel für den Umbau des Senders hin zu einem digitalen Inhalteanbieter zu erwirtschaften. Bis Ende 2020 wurden insgesamt knapp 170 Mio. € dauerhaft und fortwirkend eingespart sowie rund 580 Beschäftigungsverhältnisse (feste und freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) sozialverträglich abgebaut.
Durch den Einspar- und Umbauprozess gelang es dem SWR, der Verschlechterung der finanziellen Lage entgegenzuwirken und gleichzeitig strategisch notwendige Veränderungen im Programm möglich zu machen. Denn mit dem dadurch erwirtschafteten Budget für strategische Prozesse, der sogenannten Einspardividende, wurden Mittel in das Programm reinvestiert. In den vergangenen Jahren konnten so entscheidende, strategisch notwendige Veränderungen im Programm und in der Organisationsentwicklung angestoßen werden. Beispielsweise konnte die Marke SWR Classic oder das Content Netzwerk funk für die jüngere Generation umgesetzt werden. Die Ersparnisse halfen zudem beim multimedialen Ausbau der Studios und unterstützen das SWR X Lab bei der Entwicklung neuer digitaler Formate und Produkte. Die Einspardividende war damit ein wichtiges Vehikel für den digitalen Umbau des SWR.
Modernes Recruiting im SWR
Die tiefgreifenden Veränderungen aufgrund der rasant fortschreitenden Digitalisierung erfordern neues Knowhow, um den Umbau des SWR zu einem modernen Medienunternehmen weiter voranzutreiben. Beim Recruiting neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geht der SWR daher neue Wege. Um kompetente „Digitalos“ als Arbeitgeber zu erreichen, spricht man diese am besten in ihrer „natürlichen Umgebung“ auf den verschiedenen Online-Plattformen an. Auch die junge Zielgruppe der „Generation Z“ erreicht man durch neue, zeitgemäße Recruiting-Formen am besten. Das Personalmarketing des SWR hat deshalb neue Möglichkeiten entwickelt, den SWR als modernen Arbeitgeber deutlich sichtbar zu machen und vor allem junge, digitalaffine Menschen ins Haus zu holen.
Beispielsweise mit der virtuellen Ausbildungsmesse, die erstmals am 25. Juni 2020 stattfand, hat der SWR ein Instrument entwickelt, mit dem sich Schülerinnen und Schüler in einem Live-Event über die Ausbildungsmöglichkeiten informieren konnten – trotz der besonderen Corona-Situation. Die erwartete Teilnehmerzahl wurde deutlich übertroffen und auch im Vergleich zu anderen virtuellen Messen hatte der SWR überdurchschnittlich viele Besucherinnen und Besucher. Aufgrund der positiven Resonanz wird der SWR auch in Zukunft an diesem Konzept festhalten.
Bauvorhaben im SWR: Für die Zukunft aufstellen
Ein neues Medienzentrum in Baden-Baden, ein neues Aktualitätshaus in Mainz, neue Studios in Tübingen und Heilbronn und ein neues Zwei-Länder-Regionalstudio in Mannheim: Der SWR baut und investiert sowohl in Baden-Württemberg als auch in Rheinland-Pfalz in eine moderne Infra- und Arbeitsstruktur. Durch die Bauvorhaben soll der SWR schon heute für die Zukunft aufgestellt werden – gerade vor dem Hintergrund der Zielsetzung, den Sender programmlich neu auszurichten. Das bedingt auch, dass zukünftig ganz anders gearbeitet und produziert wird: Nicht mehr getrennt nach den linearen Ausspielwegen Hörfunk, Fernsehen – sondern multimedial vernetzt. Dafür werden ganz andere Räumlichkeiten benötigt, die diese neuen Formen der redaktionellen Zusammenarbeit fördern und unterstützen.
Bei allen Bauvorhaben gilt zuallererst das Gebot der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit. Der Rundfunkbeitrag ist in erster Linie für das Programm gedacht. Aber: Ein gutes Studio kann den SWR auch programmlich stark voranbringen. Das wichtigste Prinzip ist, dass die neuen Raumstrukturen möglichst flexibel sind. Denn was jetzt neu gebaut wird, muss für die nächsten 30 bis 40 Jahre passen, Denn der digitale Umbruch ist in vollem Gange und weitere Veränderungen in der Zukunft sind wahrscheinlich.
Start von ARD Retro
Am Welttag des audiovisuellen Erbes, dem 27. Oktober 2020, ist das Projekt ARD Retro gestartet: die Archivoffensive aller Landesrundfunkanstalten gemeinsam mit dem Deutschen Rundfunkarchiv in der ARD Mediathek. Vorbild der ARD-weiten Archivöffnung ist das seit einem Jahr erfolgreiche Format SWR Retro, das im Schnitt 50.000 Wiedergaben im Monat verzeichnet. Mit den Retro-Angeboten der ARD-Landesrundfunkanstalten können die Nutzerinnen und Nutzer in die Zeit der 1950er- und frühen 1960er-Jahre eintauchen. Hier stößt man auf spannende, informative und auch mal kuriose Sendungen aus den Anfängen der Fernsehgeschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Mit der schrittweisen Öffnung ihrer Archive leisten die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten einen wichtigen Beitrag zur Sicherung und Überlieferung des audiovisuellen Kulturerbes.