Die Jury des Hans Bausch Mediapreises des SWR hat entschieden: Thomas J. J. Scherer wird für seine Studie „Inszenierungen zeitgenössischer Propaganda. Kampagnenfilme im Dienste des Gemeinwohls“ ausgezeichnet. Scherer untersucht kurze Spots, die – dramaturgisch und ästhetisch aufwendig gestaltet – für Ideen, Werte, Lebensregeln, konkrete Verhaltensweisen oder gar Weltanschauungen werben: Als Aufklärungskampagnen für umweltbewusstes Denken und Handeln zum Schutz vor mensch- und naturgefährdenden Klimawandel, für die Verbesserung der allgemeinen Gesundheit, für antidiskriminierende Familienbilder, für bewussten Umgang mit Urheberrechten, gegen Alkohol am Steuer. Solches „Social Advertisement“ findet sich etwa in den Werbeblöcken von Kino- und Fernsehprogrammen oder in den Timelines von Social-Media-Accounts.
Studie über audiovisuelle Gemeinwohlappelle, die aufs Verhalten des Publikums abzielen
Thomas J. J. Scherer sieht Propaganda nicht nur als Instrument gesellschaftlich mächtiger Akteure, die Prozesse einer freien Willensbildung bedrohen können, sondern auch als Instrument, mit dem unterschiedliche Interessensgruppen innerhalb einer pluralistischen Öffentlichkeit um Einverständnis werben können. Scherer untersucht in höchstem Maße kenntnisreich, mit welchen Mitteln die Spots berühren, emotional und ästhetisch eine sogenannte „bessere Welt“ entwerfen.
Begründung der Jury
Die Jury lobt die theoretisch und methodisch innovative Studie, in der Scherer filmwissenschaftlich, interdisziplinär und auf anschauliche Weise argumentiert. Die Studie regt zur Debatte an, ob, wie und mit welchen Formen der Propaganda in demokratischen Gesellschaften für Verhaltensanpassungen geworben werden kann.
Über den Autor
Thomas J. J. Scherer ist seit 2024 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Horizon Europe-Projekt „Moral Emotions in Politics – How They Unite, How They Diviede“ an der Europa Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Zuvor war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Kolleg-Forschungsgruppe „Cinepoetics – Poetologien audiovisueller Bilder“ und zeichnet sich dort für die Koordination der Programmplanung verantwortlich. Er studierte Filmwissenschaft, Philosophie sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin.
Fachjury aus Medienpraxis und -forschung
Über die Vergabe des Hans Bausch Mediapreises des SWR entscheidet eine Jury, die das Wissen von Expertinnen und Experten aus dem praktischen Medienalltag und der universitären Erforschung von Medien und Gesellschaft vereint. Mitglieder des Vorstandes der Stiftung sowie der personenidentischen Jury sind:
- Professor Kai Gniffke, SWR Intendant sowie Vorsitzender von Vorstand und Jury des Hans Bausch Mediapreises des SWR
- Stefanie Schneider, SWR Landessenderdirektorin Baden-Württemberg
- Thomas Dauser, SWR Direktor Innovationsmanagement und Digitale Transformation
- Professorin Tanja Thomas, Lehrstuhl für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen mit dem Schwerpunkt Transformation der Medienkultur
- Professorin Martina Thiele, Lehrstuhl für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen mit dem Schwerpunkt Digitalisierung und gesellschaftliche Verantwortung
- Professor Christian Nuernbergk, Lehrstuhl für Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Trier
Pressekontakt Universität Tübingen
Oliver Häußler
- Telefon 07071 29 76788
- E-Mail:
- oliver.haeussler@uni-tuebingen.de
Information für Journalistinnen und Journalisten:
Die Preisverleihung findet am Mittwoch, 5. Juni 2024, in der Alten Aula in Tübingen (Münzgasse 30) statt. Beginn der Veranstaltung mit Begrüßung ist ab 18 Uhr, Beginn des Livestreams ab 18:30 Uhr. Journalistinnen und Journalisten können entweder an der Veranstaltung vor Ort oder per Livestream teilnehmen. Bei Teilnahme vor Ort bitten wir darum, sich bis zum 27. Mai 2024 anzumelden unter: kommunikation@swr.de.