Der Film „#widerstand“ von Britta Schoening porträtiert drei junge politische Aktivistinnen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie stellen zwar die gleichen Fragen nach Heimat und Herkunft, nach Verändern und Bewahren, aber ihre Antworten darauf sind radikal entgegengesetzt.
Helene, 18, lebt solidarisch mit 400 Geflüchteten im besetzten Hotel City Plaza in Athen zusammen und will ein Zeichen gegen die Grenzschließungen in Europa setzen. Ihre Überzeugung: „Widerstand ist für mich zwingend notwendig in der Welt, in der wir gerade leben“.
Ingrid, 24, ist Anhängerin der neurechten „Identitären Bewegung “ in Wien und gegen „Masseneinwanderung und Islamisierung “ aktiv: „Widerstand bedeutet für mich (…), sich für das Eigene einzusetzen und die Identität zu verteidigen“.
Aïcha, 18, aus Berlin, ist Poetry Slammerin beim muslimischen Verein „i,Slam“ und stellt sich in ihren Texten der Diskriminierung, die zu ihrem Alltag gehört. Ihre Motivation: „Im Endeffekt geht es darum, Menschen zu berühren und sie zum Nachdenken anzuregen und bestenfalls, dass sie sich ändern. [...] Wut auf Wut war noch nie eine Lösung.“
Der Begriff Widerstand wird in der Welt dieser jungen Frauen jeweils neu besetzt. In den sozialen Medien wird der gleiche Hashtag – nämlich #widerstand – benutzt, um unterschiedlichste Ideale zu verbreiten. Auch die Methoden des Aktivismus haben sich hier verändert und sind nicht mehr eindeutig in „links“ oder „rechts“ einzuordnen. „Wir lernen von Linken “, gibt Ingrid zu, die eine Kochshow auf YouTube mit dem Namen „European Kitchen“ hat und erklärt: „Das Handy in unserer Tasche ist die größte Waffe in diesem Infokrieg“.
Die Entscheidung, das Thema Widerstand anhand von Protagonistinnen zu erzählen, entstand aus der Beobachtung heraus, dass sich gerade Frauen auffällig als Aktivistinnen und Vorreiterinnen neuer Ideen inszenieren. Der Kampf gegen Sexismus und Unterdrückung von Helene und Aïcha auf der einen Seite begegnet hier einer „back to the kitchen“-Mentalität, die Ingrid auf der anderen Seite propagiert.
„#widerstand“ ist die Bestandsaufnahme einer jungen Generation von Aktivistinnen und zeichnet ein spezifisches Bild der europäischen „Krise“. Der Dokumentarfilm stellt drei Standpunkte einander gegenüber und führt drei Blickwinkel zusammen, die parallel im Europa von heute existieren. Gleichzeitig ist der Film ein Aufruf für das offene Streitgespräch in einer Gesellschaft, in der die Fronten verhärtet sind und die in einer konfusen Kombination aus Sprachlosigkeit und enthemmtem Hass feststeckt.
„#widerstand“ feierte seine Weltpremiere bei den 52. Internationalen Hofer Filmtagen 2018, war für den Hofer Dokumentarfilmpreis „GRANIT“ nominiert und erhielt eine „Lobende Erwähnung“ der Jury. Festivalteilnahmen: This Human World Film Festival in Wien, Wettbewerb „Up & Coming“, HoF Filmtage Rendezvous und #oF Next.
Sendung
Junger Dokumentarfilm „#widerstand“ am 14. Oktober 2019, 23:45 Uhr im SWR Fernsehen