„Themen wie Krieg, Vertreibung und Verletzung von Menschenwürde sind auch heute allgegenwärtig und erreichen Kinder über Nachrichten oder den Kontakt zu Flüchtlingskindern. Auch die Gefahr, sich von Ideologien, falschen Versprechungen und unwahren Informationen vereinnahmen zu lassen, wird nicht geringer. Für das öffentlich-rechtliche Kinderprogramm muss es – neben Unterhaltung – auch darum gehen, jungen Fernsehzuschauern dies vor Augen zu führen. Das Wissen um die Geschichte kann helfen, derartige Gefahren zu erkennen.
In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung im Jahr 2013 schreibt Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland: „Erinnerung an den Holocaust macht uns die Verletzlichkeit auch unserer Freiheit und Demokratie bewusst. Zivilisation ist nie selbstverständlich [...] Menschenverachtung ist niemals harmlos. Unterschätzen und Wegschauen können schon der Ausgangspunkt einer erneuten Katastrophe sein“.
Aber wie kann es gelingen, Kindern im Fernsehen diese Geschichte nahezubringen? Für Macher gilt es, Kinder nicht zu überfordern, sie nicht zu ängstigen, ihnen dabei aber gleichzeitig ein ehrliches und für sie verständliches Bild aufzuzeigen und sie letztlich zu sensibilisieren. Über eine rein geschichtliche Lehrstunde mit Zahlen, Daten und Fakten kann das nicht funktionieren. Das Mittel der Wahl war für uns in diesem Fall, erlebte Geschichte, basierend auf schriftlichen Zeugnissen, Tagebucheinträgen, Briefen und Berichten von Kindern in Form einer Dramaserie zu erzählen.
In der Produktionsfirma LOOKSfilm fanden wir den idealen Partner dafür. In einer internationalen Koproduktion hatte LOOKSfilm bereits „Kleine Hände im Großen Krieg“ realisiert, eine auf Kinderbiografien basierende Reihe über den Ersten Weltkrieg.
Die Arbeit an den Büchern ging dann weit über das hinaus, was üblich ist. Über zwei Jahre haben das Team von LOOKSfilm und die SWR Redaktion intensiv an den acht Episoden à 25 Minuten gefeilt. Die Historikerin Dr. Kathrin Kollmeier wurde hinzugezogen. Da „Der Krieg und ich“ auch international aufgestellt ist, wurden an entscheidenden Stellen die beteiligten Partner einbezogen. Als Abteilung für Kinder- und Familienprogramm haben wie von Anfang an darauf geachtet, Geschichten auf Augenhöhe der Kinder zu erzählen. Es sind Geschichten, die die Resilienz der zuschauenden Kinder stärken sollen und sie auch heute noch abholen. Unterstützt wurden wir dabei auch von medienwissenschaftlichen Experten des IZI-Instituts und seiner Leiterin Dr. Maya Götz. Gemeinsam haben wir nun eine moderne, für Kinder spannende Art der Erinnerungskultur entwickelt und acht Episoden geschaffen, die allesamt sehenswert sind.“
Stefanie v. Ehrenstein leitet seit 2011 die Abteilung „Kinder- und Familienprogramm“ beim Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Baden. Sie verantwortet Dokus, Serien und Filme für Das Erste, KiKA und das SWR Fernsehen.