Zusammenfassung
Die Realität schlägt zurück
Fakten sind bedroht wie selten zuvor. Aber es stimmt eben auch: Sie sind so wichtig wie selten zuvor, auch das wird nun für die Breite der Gesellschaft sichtbar. Und Fake-News, auch das wird jetzt klar, können Menschen in einem sehr direkten Sinne schaden.
Jetzt schlägt die Stunde der redaktionellen Gesellschaft
Weil das Faktische eine neue Brisanz hat, weil die Realität sich nicht unterdrücken lässt, könnte das die Geburtsstunde der redaktionellen Gesellschaft sein. Das ist eine Gesellschaft, in der die Maximen und Ideale des guten Journalismus zu einem Element der Allgemeinbildung geworden sind.
Im guten Journalismus steckt ein allgemeines Ethos, ein Handwerk und eine Vision werteorientierten Publizierens:
„Kommuniziere wahrheitsorientiert. Prüfe erst, publiziere später. Verlasse Dich nie nur auf eine einzige Quelle. Höre immer auch die andere Seite. Orientiere Dich an Relevanz und Proportionalität. Unterscheide das Wichtige vom Unwichtigen und mache ein Ereignis nicht größer als es ist."
Wir brauchen eine Irrtumswissenschaft
Die Irrtumswissenschaft ist ein Pfeiler dieser redaktionellen Gesellschaft. Sie vermittelt Wissen, das davon handelt, wie Wissen zustande kommt und wie fehlerhaft und manipulationsanfällig die Wahrnehmung des Einzelnen oder auch ganzer Gruppen und Gesellschaften potenziell sein kann. Es geht darum, den Geist gegen die Verführung von Dogmatismus und Ideologie zu immunisieren.
Professor Bernhard Pörksen ist Medienwissenschaftler an der Universität Tübingen.