3 Thesen zur neuen Klassen-Gesellschaft
These 1: frühere homogene Mittelstandsgesellschaft ist verschwunden
Die eher homogene Mittelstandsgesellschaft, die die Industriegesellschaft seit den 1950er Jahren geprägt hat und die eine egalitäre „Gesellschaft der Gleichen“ war, gibt es nicht mehr. Sie wurde abgelöst durch eine neue heterogene Drei-Klassen-Gellschaft.
These 2: neue heterogene Drei-Klassen-Gesellschaft entstand
Diese neue Klassengesellschaft besteht aus
- der alten Mittelschicht des Industriezeitalters
- einer neuen Mittelklasse und
- einer Unterklasse
Diese drei Klassen haben völlig unterschiedliche Werte, Lebensmuster, Ausbildungs-und Berufsbiografien.
Die neue Mittelklasse verfügt über hochwertige Bildungsabschlüsse; sie besteht hauptsächlich aus Akademikern, die als Wissensarbeiter unterwegs sind und großen Wert auf Lebensqualität und Selbstverwirklichung legen. Sie profitieren von der Globalisierung, sind sehr mobil und leben hauptsächlich in den Metropolen.
Die alte Mittelklasse, Erbin der Mittelschicht aus dem Industriezeitalter, ist demgegenüber eher sesshaft, stark verwurzelt im Regionalen, sie legt Wert auf Ordnung, Disziplin, gesellschaftlichen Status. Weil sie an den Rand gedrängt wurde, machte sie vielfältige Entwertungserfahrungen.
Die neue Unterklasse befindet sich in ökonomischer, sozialer und mentaler Hinsicht in einer prekären Lage. Hier dominiert eine Kultur des „Sich-Durchwurschtelns“. Man begreift das Leben als fortwährenden Kampf, in dem man nur verlieren kann. Diese Klasse besteht zum Beispiel aus einem Dienstleistungsproletariat, das im Niedriglohnsektor beschäftigt ist und kaum Chancen zum Aufstieg hat.
These 3: neue Mittelklasse allein profitiert von aktuellen Entwicklungen
Folgende Entwicklungen haben zu dieser Klassen-Gesellschaft geführt:
- Eine neue postindustrielle Ökonomie hat sich herausgebildet, mit Wissensarbeitern, die in den Sektoren Medizin, Bildung, Dienstleistung, Medien und Digitalökonomie anzutreffen sind.
- Eine Bildungsexpansion hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen hohe Bildungsabschlüsse (Abitur) haben, dadurch wurden einfache Abschlüsse entwertet.
- Und schließlich gab es einen kulturellen Wertewandel: Es geht nicht mehr um Disziplin, Pflichterfüllung und einen möglichst hohen Lebensstandard, sondern um Selbstverwirklichung, Kreativität, Flexibilität, Mobilität, Lebensqualität.
Von diesen Faktoren profitiert einzig und allein die neue Mittelklasse. Die beiden anderen Milieus befinden sich in der Defensive, was zu Konflikten führen kann.