Ein – offenbar – Facharzt der DDR besucht 1989, einige Wochen vor dem Mauerfall, den Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie im französischen Nizza. Er berichtet darüber aber auch als informeller Mitarbeiter der Stasi in Form eines Tonbandprotokolls. Der Name des Informanten ist unbekannt.
DDR-Wissenschaft auf Kongress in Frankreich schwach vertreten
Er schildert, wie stark die bundesdeutsche und wie schwach die DDR-Wissenschaft auf dem Kongress vertreten ist. Er erzählt, wie ihn bundesdeutsche Kollegen auf die jüngsten Entwicklungen in der DDR ansprachen, teils einfach interessiert, teils provokativ.
Begegnung mit ehemaligem DDR-Bürger Prof. Bernd Heublein
Und er berichtet von der kurzen Begegnung mit dem ehemaligen DDR-Wissenschaftler Prof. Bernd Heublein, einst Kardiologe an der Charité in Ost-Berlin und eine Koryphäe des Ostblocks, der drei Jahre zuvor die DDR verlassen hat.
Am Ende spricht sich der Informant für eine stärkere Zusammenarbeit mit den bundesdeutschen Kollegen aus.
Die Aufnahme stammt aus der Stasi-Unterlagenbehörde. Er spricht zurückgenommen und verhalten, nur für den internen Gebrauch.
1987 / 1988 Vertraulicher IM-Bericht über leitende Klinikärzte
1987/1988 (geschätzt) | Inoffizielle Mitarbeiter (IM) der Stasi gab es in allen gesellschaftlichen Schichten. In der folgenden Aufnahme äußert sich ein Arzt, der offenbar in der Chirurgie eines Berliner Krankenhaus arbeitet, über seine dortigen Kollegen.
Der eine ist angeblich cholerisch und lässt Führungsqualitäten vermissen; der andere habe wegen einer Affäre mit einer 20 Jahre jüngeren Frau an Prestige verloren.
Die Aufnahme stammt vermutlich aus den späten 1980er-Jahren und fand sich auf einer undatierten Kompaktkassette in der Stasi-Unterlagenbehörde. Sie war nur für den internen Gebrauch der Stasi bestimmt und ist ein typisches Dokument von Spitzelarbeit in gehobenen Positionen.
Die Aufnahme enthält zahlreiche Pieptöne, die im Original nicht enthalten sind. Sie wurden von der Stasi-Unterlagenbehörde nachträglich eingefügt, um die Anonymität und die Persönlichkeitsrechte möglicher Opfer und anderer Beteiligter zu schützen.
8.2.1950 DDR gründet "Stasi"
8.2.1950 | 5 Jahre nach dem Krieg schafft die DDR ein "Ministerium für Staatssicherheit". Das beschließt die provisorische Volkskammer am 8. Februar 1950. DDR-Innenminister Karl Steinhoff begründet die Gründung der – wie sie bald heißen wird – Stasi mit vorausgegangenen Sabotageakten gegen volkseigene Betriebe.
23.8.1954 Stasi-Beamter warnt Betriebe vor westlicher Spionage
23.8.1954 | Nachdem das Ministerium für Staatssicherheit gegründet war, gingen immer wieder Stasi-Beamte der DDR in Betriebe, um sie vor westlicher Spionage zu warnen. Oder damit zu prahlen, wie viele Spione die Stasi schon entdeckt hat. Als Spion verurteilt zu werden, bedeutete in der DDR nicht selten ein Todesurteil.
Dies zur Einordnung der folgenden Rede vom 23. August 1954. Ernst Wollweber, Staatssekretär im Ministerium für Staatssicherheit, spricht vor Belegschaftsmitgliedern des Elektronik-Werks für Fernmeldewesen in Berlin-Köpenick. Er schildert die politische Großwetterlage und prangert die feindlichen Aktivitäten westlicher Geheimdienste in der DDR an. Im Original ist die Aufnahme 2,5 Stunden lang, wir hören hier zwei Ausschnitte von 18 bzw. 17 Minuten.
Im zweiten Teil seiner Rede macht Stasi-Chef Ernst Wollweber folgende Rechnung auf: Westliche Geheimdienste, vor allem die Gruppe Gehlen (Vorgänger des Bundesnachrichtendienstes), unterwanderten die DDR, seien insbesondere scharf auf die technischen Entwicklungen in den Werken Ostberlins. Es wimmle von Spionen allein in diesem Werk für Röhrenelektronik. Er habe mit seiner Behörde nun hunderte westlicher Agenten enttarnt und festnehmen lassen; die meisten seien geständig und warteten auf ihre Prozesse. Viele davon, weiß man heute, wurden danach hingerichtet.
15.1.1990 Ansturm auf Stasi-Zentrale in Ostberlin
15.1.1990 | Nach der Stürmung der Stasi-Gebäude in Erfurt, in Leipzig, Suhl und Rostock ist am 15. Januar 1990 auch die Zentrale in Ostberlin dran. Es ist der Höhepunkt der Proteste. Wütende Bürgerinnen und Bürger stürmen die Zentrale in der Normannenstraße. Die Besetzung eskaliert.