Der britische Journalist und Berlin-Korrespondent Sefton Delmer begab sich für eine Reportage des Magazins "Stern" auf Frankreich-Reise. Er wollte herausfinden, ob sich – knapp 18 Jahre nach dem Krieg - eine echte deutsch-französische Freundschaft entwickelt hat.
Im Interview mit Fritz Glaser schildert Sefton Delmer seine Erlebnisse. Dem Briten fiele es leicht, sich in Frankreich als Deutscher auszugeben, weil er die deutsche Sprache akzentfrei beherrsche. Mit Lodenmantel und Jägerhütchen war er er nach Frankreich „gebraust“ und überrascht worden von der „Freundlichkeit und Gütigkeit“ der Franzosen. Er hätte das zuvor immer nur für „Propaganda-Getuschel“ gehalten.
Für den britischen Journalisten war die ihm entgegengebrachte Freundschaft echt. Sie sei jedoch weniger eine Sache des Herzens. Es sei vielmehr eine „marriage de convenance“, eine Zweck-Ehe.
Besuch im Vernichtungslager Natzweiler-Struthof
Den großen Test machte er beim Besuch im Vernichtungslager Natzweiler-Struthof. Er berichtet, dass die jungen Leute die Gräuel, die dort geschahen, nicht in Zusammenhang mit der Gegenwart brachten. Da sei ein Strich drunter gewesen. Selbst der Mann, der durch das Lager führte und ehemals Mitglied der Résistance gewesen sei, äußerte keinen Kriegshass. Er spreche deutsch und sei deutsch-freundlich eingestellt gewesen.
Delmer glaubt auch, dass die deutsch-französische Freundschaft länger andauern werde als die Amtszeit von Adenauer und Charles de Gaulle, da sie vor allem auf wirtschaftlicher Basis gegründet wurde. Solange Frankreich und Deutschland wirtschaftlich, militärisch und kulturell zusammenarbeiteten, würde die Freundschaft bestehen.
Archiv des Südwestfunks
Archivradio-Gespräch Die Geschichte der deutsch-französischen Freundschaft
Die Beziehung Deutschland-Frankreich spielt für Europa heute wieder eine besondere Rolle. Diese Freundschaft fiel nicht vom Himmel – sie wurde mühsam erarbeitet. Das SWR2 Archivradio dokumentiert die Entwicklung in zahlreichen Originalaufnahmen. (Aktualisierte Produktion von 2013)
Radiopropaganda im Zweiten Weltkrieg
22.4.1945 US-Soldatensender 1212 – "Für Frieden jetzt!"
22.4.1945 | Der Radiosender 1212 war ein antideutscher Propagandasender. Die US-Armee betrieb den Sender von Luxemburg aus und erreichte damit das deutsche Rheinland. 1212 war vom 6. Dezember 1944 bis 25. April 1945 aktiv und gab vor, ein authentischer deutscher Sender zu sein. Die Berichte waren eine Mischung aus Fakten und Falschinformationen. Sie sollten das deutsche Publikum zur Aufgabe bewegen. Besonders interessant in der folgenden Sendung vom 22. April 1945: Der Sprecher erwähnt die Hinrichtung von Sophie Scholl und den Mitgliedern der Weißen Rose in München. Ein Hinweis darauf, dass im Ausland innerdeutsche Widerstandsgruppen gegen die Nazis wahrgenommen wurden.
29.4.1945 Deutscher Kurzwellensender Atlantik – Anleitung zur U-Boot-Aufgabe
29.4.1945 | Das britische Kriegsministerium betrieb von einer Station im Südosten Englands aus vom 5. Februar 1943 bis Kriegsende 1945 den antideutschen Propagandasender "Deutscher Kurzwellensender Atlantik". Mit dem deutschsprachigen Radioprogramm sollte die Kampfmoral der deutschen Armee, vor allem der Marine, geschwächt werden. Das Programm war eine Mischung aus Berichten über die Fronterfolge der Alliierten, Falschnachrichten und vor allem Unterhaltung mit Swing-Musik. Aus urheberrechtlichen Gründen haben wir die Musik aus dieser Sendung vom 29. April 1945 herausgeschnitten.
29.4.1945 Soldatensender West – Radiopropaganda gegen die Nazis
29.4.1945 | Während des Zweiten Weltkriegs betrieben die Briten mehrere geheime, deutschsprachige Radiosender. Sie sollten bei den Soldaten der deutschen Streitkräfte antideutsche Propaganda verbreiten. Einer der Sender war der Soldatensender West. Wie hier in der Sendung vom 29. April 1945 ging es vor allem darum, die Soldaten mit Swing-Musik und Unterhaltung zu locken und sie mit Falschnachrichten und Berichten über die Erfolge der Alliierten zur Kapitulation zu bewegen. Die ursprüngliche Aufnahme ist mehr als vier Stunden lang. Im Sinne der Hörbarkeit und aus urheberrechtlichen Gründen haben wir die Musik herausgeschnitten. Im Bild: Folke Bernadotte, Graf von Wisborg
2.3.1979 Frank Lynder – Deutscher Journalist der britischen Geheimsender im Zweiten Weltkrieg
2.3.1979 | Frank Lynder war ein deutscher Journalist, geboren 1916 in Bremen. 1938 wanderte Lynder nach London aus. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er für britische Geheimsender, deutschsprachige Radiopropaganda wie den Kurzwellensender Atlantik oder den Sender Gustav Siegfried I. Mit dem Radioprogramm wollten Lynder und seine Kollegen, darunter der berühmte BBC-Kommentator Sefton Delmer (im Bild), aktiv das Nazi-Regime in Deutschland schwächen. Sie informierten Wehrmachtsoldaten über die Stärke der alliierten Streitkräfte und streuten Gerüchte, die das Vertrauen der Deutschen in ihre Führung schwächen sollten. Im Interview 1979 erklärt Frank Lynder, wie die Arbeit bei den britischen Geheimsendern funktionierte.