15.5.1917

Ausschnitt aus der Friedensrede von Philipp Scheidemann im Reichstag

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Autor/in
SWR2 Archivradio

Der SPD-Angeordnete Philipp Scheidemann fordert im Berliner Reichstag die Kriegsparteien zum Friedensschluss auf. Er verurteilt die Hinhalte- und Durchhaltepolitik der Regierung und fordert, "auf das zu verzichten, was wir gar nicht besitzen". Die Rede wurde von Scheidemann 1920 nachträglich aufgenommen.

Philipp Scheidemanns Rede in Auszügen

Auf beiden Seiten werden die leidenden Völker mit Vertröstungen hingehalten / Seit drei Jahren wird gesagt, die Entscheidung stehe bevor / Erdrückende Mehrheit des Volkes lehnt das Eroberungsziel ab / Für einen Frieden der Verständigung / Sozialdemokraten werden sich dem Krieg aufs entschiedenste widersetzen / Alldeutsche verhöhnen diese Haltung als einen Verzichtfrieden / Was soll das heißen, und auf was verzichten wir überhaupt?

"Wir verzichten auf die Fortsetzung dieses Krieges, wir verzichten auf hunderttausende Tote, hunderttausende Krüppel, wir verzichten auf tägliche Lasten von Hundertmillionen, wir verzichten auf die weitere Verwüstung Europas, wir verzichten aber auf kein Stück deutschen Landes und kein Stück deutschen Gutes, wir verzichten auf das, was wir gar nicht besitzen, wir verzichten auf die Illusion, dass der Krieg einen Gewinn bringen wird, der uns nicht zusteht, für den wir weitere furchtbare Opfer bringen müssten, und den wir doch nicht erreichen würden. Wir verzichten darauf, andere Völker zu vergewaltigen und zu unterdrücken. Wir verzichten aber nicht darauf, dass das deutsche Volk als ein freies Volk aus diesem entsetzlichen Krieg hervorgeht ..."

Philipp Scheidemann: erster Reichskanzler der Weimarer Republik

Der Redner Philipp Scheidemann (1865 – 1939) war SPD-Politiker. Mitglied des Reichstags war er 1903-1918 und wieder 1920 bis 1933. Während des Krieges wendet er sich gegen die Kriegszielpropaganda des Alldeutschen Verbands und tritt für einen Verständigungsfrieden ohne Kriegsentschädigungen und Annexionen ein. Scheidemann rief während der Novemberrevolution am 9.11.1918 die Republik aus. Er war erster Reichskanzler der Weimarer Republik von Februar bis Juni 1919.

Die Rede in Kurzfassung wurde 1920 nachträglich aufgenommen

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SWR2 Archivradio