"Die satanischen Verse" werden als Gotteslästerung heftig kritisiert
1988 schrieb der aus Indien stammende und in England lebende Schriftsteller Salman Rushdie seinen Roman "Die satanischen Verse". Der Roman enthält viele Anspielungen auf den islamischen Propheten Mohammed. Fundamentalreligiöse Muslime weltweit empfanden ihn als Beleidigung und Gotteslästerung. Wenige Wochen nach Erscheinen wurde der Roman in Indien verboten.
Fatwa: Iranische Geistlichkeit verurteilt Salman Rushdie zum Tod
Zur eigentlichen Bedrohung für den Autor wird aber ein Rechtsgutachten ("Fatwa") der iranischen Geistlichkeit, die Rushdie wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt. Das war ziemlich genau 10 Jahre nach der islamischen Revolution und der Machtübernahme Ajatollah Khomeinis. Der ruft über den Rundfunk die Gläubigen auf, das Todesurteil zu vollstrecken und Rushdie zu ermorden. Salman Rushdie ist sehr schnell klar, was das für ihn bedeutet. Er nimmt diese Drohung sehr ernst und taucht unter.
Für deutsche Ausgabe des Romans wird neuer Verlag gegründet
Aus London berichtet am 15. Februar 1989 Korrespondent Hans-Jürgen Maurus. Noch am selben Abend setzt ein iranischer Geistlicher im Namen einer Stiftung ein Kopfgeld von einer Million Dollar auf Salman Rushdie aus.
In Deutschland stellt sich die Frage: Was wird aus der geplanten deutschen Übersetzung? Rushdies Verlag Kiepenheuer & Witsch entscheidet sich, das Buch nicht heraus zu bringen, um Verlagsmitarbeiter nicht zu gefährden. Hier meldet sich Günter Grass zu Wort und fordert Verlag und Bundesregierung zu einer klaren Haltung auf.
Im Herbst 1989 erscheinen die Satanischen Verse dann doch auf Deutsch. Nicht im Verlag Kiepenheuer & Witsch, sondern im eigens dafür gegründeten "Artikel 19 Verlag". Der Name bezieht sich auf Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, in dem es um die Meinungsfreiheit geht. Zahlreiche Verlage hatten sich für dieses Projekt zusammengeschlossen. Die deutsche Übersetzung der "Satanischen Verse" erschien im Oktober 1989, einen Tag nach Ende der Frankfurter Buchmesse.
2.6.1967 Proteste gegen den Schah-Besuch in Berlin – kommentiert von Ulrike Meinhof
2.6.1967 | Der Schah besucht mit seiner Frau Farah Diba Berlin und Tausende protestieren gegen ihn wegen der Menschenrechtsverletzungen in Persien.
Abends, als das Schah-Ehepaar sich die "Zauberflöte" ansehen will, versammeln sich die Studenten vor der Deutschen Oper. Unter ihnen ist auch der Student Benno Ohnesorg, der an jenem Abend um 20:30 Uhr von einem Polizisten erschossen wird. Ein Schlüsselereignis für die Radikalisierung der Studentenbewegung. Reporter ist Erich Nieswandt.
Auch die Journalistin – und spätere RAF-Terroristin – Ulrike Meinhof äußert sich in einem ARD-Kommentar zum Schah-Besuch. Sie vergleicht darin den Polizeistaat im Iran mit der Situation in der Bundesrepublik.
16.1.1979 Der Schah verlässt Persien
16.1.1979 | 48 Jahre lang herrschte Schah Reza Pahlavi über den Iran, den damals die meisten Deutschen noch Persien nannten. Er regierte autokratisch, Oppositionelle wurden verfolgt. Die USA unterstützten ihn, primär aus sicherheitspolitischen Gründen, und rüsteten den Iran auf. Sie sahen in ihm einen wichtigen Gegenspieler zur nördlich angrenzenden Sowjetunion. Das iranische Erdöl spielte dabei auch eine wichtige Rolle. Insgesamt hielten sich die westlichen Regierungen deshalb auch mit Kritik an den Menschenrechtsverletzungen zurück.
1.2.1979 Islamische Revolution – Ayatollah Khomeini kehrt in den Iran zurück
1.2.1979 | Am 16. Januar 1979 hatte der Schah, der fast 50 Jahre lang über den Iran herrschte, das Land verlassen. Zuvor hatte er noch Schapur Bachtiar zum Premierminister ernannt. Bachtiar blieb im Land, konnte aber die Entwicklung nicht aufhalten. Am 1. Februar kommt Ajatollah Khomeini aus seinem Exil in Paris zurück, er landet in Teheran.
Zunächst ein Bericht von ARD-Korrespondent Ulrich Encke, anschließend ein Hintergrundbericht im Süddeutschen Rundfunk.