Live-Interviews mit Schwerverbrechern – auch dafür steht das Geiseldrama von Gladbeck. Die Entführer Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner gaben am Abend des zweiten Tages sogar ein Interview in den Tagesthemen und weitere Fernsehinterviews, während denen sie ihrer Geisel medienwirksam die Pistole an den Kopf hielten.
Die Selbstkritik der Medien setzte rasch ein. Der Chefredakteur des Süddeutschen Rundfunks nahm noch am 18. August 1988 unmittelbar nach dem Ende des Geiseldramas zu den Vorwürfen Stellung.
18.8.1988 Geiseldrama von Gladbeck: Sondersendung
18.8.1988 | Es begann mit einem Banküberfall in Gladbeck und es folgte eine zweitägige Flucht, in deren Verlauf die Täter, Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner, zwei Geiseln erschossen. Die Ereignisse hatten sich schon am zweiten Tag so zugespitzt, dass der Südwestfunk am dritten Tag eine aktuelle Sondersendung brachte, von 5 Uhr morgens bis zum Zugriff durch die Polizei am frühen Nachmittag. Der Zusammenschnitt der wichtigsten Einblendungen veranschaulicht den Gang der Ereignisse an jenem dritten Tag.
Medien
27.10.1962 "Bedingt abwehrbereit": Beginn der Spiegel-Affäre
27.10.1962 | Am Abend des 26. Oktober 1962 besetzte die Polizei Redaktionsräume des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ im Hamburger Pressehaus. Vorausgegangen waren Berichte des „Spiegel“, die sehr kritisch gegenüber der Politik von Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) waren. Insbesondere der Artikel, der am 10. Oktober 1962 unter der Überschrift „Bedingt abwehrbereit“ erschienen war.
Der Artikel kam zu dem Ergebnis, dass die Verteidigungsstrategie der Bundeswehr im Fall eines sowjetischen Angriffs nicht funktionieren würde. Die Bundeswehr sei dafür zu schlecht ausgestattet.
Diesen Artikel und die darin enthaltenen Details betrachteten Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) und Verteidigungsminister Strauß als Landesverrat, aber auch Bundesanwalt Albin Kuhn sah das so.
Am 23. Oktober 1962 ergingen Haftbefehle, drei Tage später schlug das Bundeskriminalamt zu und am folgenden Morgen, dem 27. Oktober 1962, informierte der Verlag die Öffentlichkeit über die Vorgänge.
Später, am selben Tag, befragen Journalisten die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, worüber wiederum der Südwestfunk berichtete. Darin fällt auch das Stichwort „Onkel Aloys“. Unter diesem Titel war im September bereits ein Strauß-kritischer Artikel im Spiegel erschienen – und zwar darüber, dass ein enger Vertrauter der Strauß-Familie, Aloys Brandenstein, durch Rüstungsgeschäfte der Bundesregierung Millionen an Provisionsgeldern kassiert habe.
Minister Strauß verklagt „Spiegel“-Chef Rudolf Augstein. Viele spekulieren, dass die aktuelle Aktion gegen den „Spiegel“ ein Racheakt des Verteidigungsministeriums sei. Auch diese Frage sprechen die Journalisten gegenüber der Bundesanwaltschaft an.
25.4. bis 11.5.1983 "Stern" veröffentlicht angebliche Hitler-Tagebücher
25.4. bis 11.5.1983 | Am 25. April 1983 lädt der "Stern" zu einer internationalen Pressekonferenz und verkündet: Bislang unbekannte Tagebücher Adolf Hitlers seien aufgetaucht und der "Stern" werde sie jetzt veröffentlichen. Die Tagebücher würden bereits 1932, vor Hitlers Machtübernahme, beginnen, die letzten Aufzeichnungen stammten von Mitte April 1945, also kurz vor Hitlers Tod. An diesen Tagebüchern gibt es von Anfang an Zweifel – allerdings nicht beim Chefredakteur des "Stern", Peter Koch, der auf der Pressekonferenz die sorgfältigen Prüfungen durch seine Redaktion betont. Hier zu hören sind Berichte von jenem 25. April bis zum 11. Mai 1983, als nicht nur die Tagebücher als Fälschung entlarvt sind, sondern auch der Name des Fälschers bekannt wird.
19.3.2009 Amoklauf von Winnenden: Was dürfen die Medien?
19.3.2009 | Einige Tage nach dem Amoklauf in Winnenden ist eine Debatte über die Berichterstattung entbrannt. War es nötig, trauernde Angehörigen zu zeigen und bei den Nachbarn zu klingeln? SWR1 Thema heute befasst sich am 19. März 2009 mit den Rückmeldungen der Hörerinnen und Hörer und lässt Kollegen aus anderen Medien zu Wort kommen. | Amoklauf von Winnenden