25.4. bis 11.5.1983

"Stern" veröffentlicht angebliche Hitler-Tagebücher

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Autor/in
SWR2 Archivradio
Moderator/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Chefredakteur des "Stern" betont sorgfältige Prüfung der Tagebücher

Am 25. April 1983 lädt der "Stern" zu einer internationalen Pressekonferenz und verkündet: Bislang unbekannte Tagebücher Adolf Hitlers seien aufgetaucht und der "Stern" werde sie jetzt veröffentlichen. Die Tagebücher würden bereits 1932, vor Hitlers Machtübernahme, beginnen, die letzten Aufzeichnungen stammten von Mitte April 1945, also kurz vor Hitlers Tod.

An diesen Tagebüchern gibt es von Anfang an Zweifel – allerdings nicht beim Chefredakteur des "Stern", Peter Koch, der auf der Pressekonferenz die sorgfältigen Prüfungen durch seine Redaktion betont.

Wem "gehören" Hitlers Tagebücher?

Noch am Tag der Pressekonferenz wird die Frage aufgeworfen, wem die Tagebücher gehören. Antwort: Dem Freistaat Bayern, ähnlich wie bei Hitlers Buch "Mein Kampf". So erklären es jedenfalls auf einer Pressekonferenz der Sprecher des Bundesinnenministeriums Wikhard Härtel und Regierungssprecher Dieter Stolze.

Daher muss Bayern der Veröffentlichung der vermeintlichen Tagebücher zustimmen. Diese Entscheidung fällt am nächsten Tag, dem 26. April 1983: Der "Stern" darf die Texte unter bestimmten Bedingungen veröffentlichen.

Der Name des Fälschers wird bekannt: Konrad Kujau

Keine zwei Wochen später, am 6. Mai 1983, erklärt das Bundesarchiv in Koblenz die Hitler-Tagebücher für gefälscht. Für den "Stern" ist es ein Debakel.

Damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Der verantwortliche Stern-Redakteur Gerd Heidemann wird entlassen und erzählt dem NDR seine Geschichte. Am 11. Mai 1983 taucht nun erstmals auch der Name des eigentlichen Fälschers in den Medien auf, Konrad Kujau. Die Spuren führen nach Stuttgart und Umgebung.

Die Chefredaktion des Stern trat nach der Affäre zurück. Die Auflage des Stern brach zumindest für ein paar Monate deutlich ein.

Hier zu hören sind Berichte von jenem 25. April bis zum 11. Mai 1983, als nicht nur die Tagebücher als Fälschung entlarvt sind, sondern auch der Name des Fälschers bekannt wird.

Spiegel-Affäre

27.10.1962 "Bedingt abwehrbereit": Beginn der Spiegel-Affäre

27.10.1962 | Am Abend des 26. Oktober 1962 besetzte die Polizei Redaktionsräume des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ im Hamburger Pressehaus. Vorausgegangen waren Berichte des „Spiegel“, die sehr kritisch gegenüber der Politik von Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) waren. Insbesondere der Artikel, der am 10. Oktober 1962 unter der Überschrift „Bedingt abwehrbereit“ erschienen war.
Der Artikel kam zu dem Ergebnis, dass die Verteidigungsstrategie der Bundeswehr im Fall eines sowjetischen Angriffs nicht funktionieren würde. Die Bundeswehr sei dafür zu schlecht ausgestattet.
Diesen Artikel und die darin enthaltenen Details betrachteten Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) und Verteidigungsminister Strauß als Landesverrat, aber auch Bundesanwalt Albin Kuhn sah das so.
Am 23. Oktober 1962 ergingen Haftbefehle, drei Tage später schlug das Bundeskriminalamt zu und am folgenden Morgen, dem 27. Oktober 1962, informierte der Verlag die Öffentlichkeit über die Vorgänge.
Später, am selben Tag, befragen Journalisten die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, worüber wiederum der Südwestfunk berichtete. Darin fällt auch das Stichwort „Onkel Aloys“. Unter diesem Titel war im September bereits ein Strauß-kritischer Artikel im Spiegel erschienen – und zwar darüber, dass ein enger Vertrauter der Strauß-Familie, Aloys Brandenstein, durch Rüstungsgeschäfte der Bundesregierung Millionen an Provisionsgeldern kassiert habe.
Minister Strauß verklagt „Spiegel“-Chef Rudolf Augstein. Viele spekulieren, dass die aktuelle Aktion gegen den „Spiegel“ ein Racheakt des Verteidigungsministeriums sei. Auch diese Frage sprechen die Journalisten gegenüber der Bundesanwaltschaft an.

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