Nachdem Bergwerksbesitzer Adolf Rechenberg seiner Frau zu Weihnachten einen Edison-Phonographen geschenkt hat, beeindruckt er damit schon eine Woche später die Gäste seiner Silvesterfeier. Er hält um kurz vor Mitternacht eine kleine Ansprache, die er auch auf dem neuen Gerät festhält. So entsteht die älteste erhaltene Silvesteransprache der Welt. Und zugleich: Neujahrsansprache – denn am Ende begrüßt er das Jahr 1900.
Transkript der Ansprache von Adolf Rechenberg
"Hört, hört, hört diese Stimme aus diesem wesenlosen Apparat zu euch erschallen [...] Hochverehrte Anwesende! Ein langes, langes Jahr und doch in der Ewigkeit nur ein Blitz liegt soeben in den letzten Zügen. In wenigen Minuten ist es dahin. Die Jugend freut sich, sie ist mannbarer geworden, das Alter grauer, ist der Ewigkeit näher gerückt. Nicht alle wird es und kann es befriedigt haben, aber uns doch insofern, als wir vom ersten bis zum letzten Tage gesund und froh hier versammelt sind. Darum in der letzten Minute einen stillen Dankbarkeitsschoppen auch dem scheidenden geweiht! Nun aber, nachdem das alte Jahr auf Nimmerwiedersehen in die Ewigkeit zurückgetaucht, frisch aufgeschaut auf das jungfräuliche [...] Jahr! Und wir blicken dem (ersten) Jahr des zwanzigsten Jahrhunderts vertrauensvoll entgegen. Grüßen wir es mit dreifachem Hurra! Das neue Jahr: Hurra! Hurra!"
24.12.1899 Älteste Weihnachtsaufnahme: Kaufmann Adolf Rechenberg schenkt seiner Frau einen Phonographen
24.12.1899 | Weihnachten 1899 beglückt Bergwerksbesitzer Adolf Rechenberg aus der Niederlausitz seine Frau Anneliese mit dem neuesten Hightech-Spielzeug: Einem Edison-Phonographen. Und er hat die originelle Idee, sich selbst bei der Geschenkübergabe aufzunehmen.
Zunächst mahnt er seine Kinder mit einem "Silentium" zur Ruhe und weist ihnen ihren jeweiligen Platz auf dem Sofa zu. Anschließend spricht er zu seinem "lieben, guten Weib". | http://swr.li/weihnachtsphonograph
9.4.1860 Ältestes Tondokument der Menschheit: "Au claire de la lune"
9.4.1860 | Thomas Alva Edison war zwar der erste Erfinder, der 1877 bewusst menschliche Sprache aufgenommen hat, um sie hinterher wiederzugeben – und zwar mithilfe des von ihm erfundenen Phonographen.
Doch 2008 wurde ein 17 Jahre älteres Tondokument rekonstruiert. Es geht auf den Pariser Drucker und Buchhändler Édouard-Léon Scott de Martinville zurück. Er hat 1857 ebenfalls ein Gerät gefunden, das er Phonautograph nennt. Sein Ziel war es gar nicht, Sprache aufzunehmen, um sie wiederzugeben. Er wollte lediglich Klang visuell aufzeichnen.
Dazu benutzte er rußgeschwärztes Papier, das auf eine Walze montiert war. Er sprach in einen Schalltrichter mit einer Membran am Ende. Die Schwingungen der Membran übertrugen sich auf eine Schweinsborste, die wiederum Linien in den Papierruß kratzte.
1878 / 1888 Älteste erhaltene Edison-Aufnahmen: "Mary had a little lamb"
1878 / 1888 | Als Thomas Edison am 18. Juli 1877 den ersten Phonographen erfand, ging es ihm noch nicht um Aufnahmen für die Ewigkeit, sondern primär um das Festhalten und Wiedergeben von Sprachnachrichten, etwa aus einem Telefon – eine Erfindung, die noch ganz jung und Edison natürlich vertraut war.
Bei seinem ersten geglückten Versuch mit dem Phonographen nahm Edison ein Kindergedicht auf: "Mary had a little lamb" – Mary hatte ein kleines Lamm.