Frau Drope, vor dem Engagement im SWR Vokalensemble waren Sie am Theater. Wenn sie wählen müssten zwischen Opernbühne oder Chorkonzert – wofür würden Sie sich entscheiden?
Ich sehe mich ganz klar im Chor. Nicht weil mir die Bühne nicht gefallen hätte. Es ist faszinierend und macht einen wahnsinnigen Spaß. Aber man muss der Typ dafür sein, auch stimmlich. Man muss in die Rollen reinpassen, die es auf der Opernbühne gibt, und das alles brauche ich im Chor nicht. Da habe ich eine Rolle, die untergeordneter ist und mich gleichzeitig dazu befähigt, über mich hinauszuwachsen.
Was für Momente sind das, in denen Sie über sich hinauswachsen?
Wenn man Stücke so schnell vom Blatt singt, dass man im Nachhinein denkt: Erstaunlich, dass ich das so schnell hinbekommen habe.
Was ist Ihnen noch wichtig am Chorsingen?
Mir ist das Miteinander wichtig. Man kann alleine etwas Tolles leisten als Sänger. Aber beim Chor gibt es eine Dimension mehr, das gemeinsame Singen führt zu enormer Farbigkeit und Klangvielfalt. In gewisser Weise macht Chorsingen demokratiefähig: Für den optimalen Klang wird jeder Einzelne gebraucht, man muss aufeinander hören und abwechselnd wird jede Stimme auch mal führend.
Wie muss man sich das Arbeiten in einem Rundfunkchor vorstellen?
Wir proben – sprich arbeiten – jeden Tag wie andere Leute auch. Ich fahre jeden Tag mehr oder weniger zur selben Uhrzeit zur Arbeit und komme nachmittags zur selben Zeit wieder zurück. Die Arbeit fängt aber nicht im Probenraum an, sondern man bereitet sich schon zu Hause vor. Man schaut, dass die Stimme und der Körper fit sind.
Haben Sie noch andere Leidenschaften neben dem Singen?
Das ist natürlich meine Familie, und ich arbeite gerne im Garten. Wenn man singt, dann hat man zwar auch Arbeit geleistet, doch diese Arbeit ist im selben Moment schon wieder weg. Aber wenn ich im Garten etwas mache, dann sehe ich: Ok, das Beet hab ich jetzt mal durch.
Haben Sie Ratschläge an Leute, die noch nie ein Konzert des SWR Vokalensembles gehört haben?
Man muss sich einfach darauf einlassen und sich überraschen lassen. Manche Klänge sind so sphärisch und abgehoben, die würde man so gar nicht mit einem Chor in Verbindung bringen. Das ist das Spannende und eröffnet einem eine Dimension, die man vorher gar nicht kannte.