Verwurzelt im Schwarzwald
Max Mutzke ist ein passionierter Musiker – und einer, dem Können, privates Glück und Erfüllung in der Musik mehr bedeuten als das Streben nach der Wahnsinnskarriere. Vielleicht ist genau das sein großes Erfolgsgeheimnis.
Während andere Künstler der vermeintlichen Provinz gerne den Rücken kehren und sich mit Vorliebe in den Metropolen niederlassen, fühlt sich der prominente Sänger seit jeher verwurzelt in seiner Heimat. Wenn er über den Schwarzwald spricht, gerät Max Mutzke ins Schwärmen. So überzeugend, dass man keines seiner Worte in Zweifel zieht.
Frühe musikalische Helden: Clapton, Miles, Hancock
Hier im Schwarzwald leben auch viele seiner Freunde, sein Vater und seine Geschwister. Sein Vater war von Beruf Gynäkologe, spielt aber bis heute leidenschaftlich Schlagzeug und hörte schon immer viel gute Musik – das, was man gemeinhin unter „Black Music“ zusammenfasst: R&B, Jazz, Soul, Funk, Fusion.
Auch die Besuche von Livekonzerten in der näheren Umgebung – in Freiburg, Basel und Zürich – gehörten regelmäßig zum Kulturprogramm der Familie. Während das Gros der deutschen Zuhörerschaft damals Schlager, Pop und Rockmusik gehört habe, seien seine musikalischen Helden Eric Clapton, Miles Davies und Herbie Hancock gewesen, so Max Mutzke.
Inspiriert durch Schlagzeugspiel des Vaters
Wenn der Vater mit seiner Band probte, war der junge Max oft dabei. Das Schlagzeug war auch das erste Instrument seiner Wahl, und schon früh begeisterte er sein Umfeld für diese Musik und gründete selbst Bands. Zwei Jahre hat er auch Schlagzeug in Freiburg studiert. Seine besondere Stimme spielte natürlich auch schon früh eine große Rolle.
„Verdammt ich schieb Dich, ich schieb Dich nicht“
Immer wieder kann man lesen, Max Mutzke habe seine Stimme entdeckt, während er Matthias Reims Hit „Verdammt ich lieb Dich, ich lieb Dich nicht“ intonierte. Aber das ist nur die halbe Wahrheit, wie Max Mutzke lachend erzählt. Die Mutzkes wohnten am Berg – und für die Kinder war es ein großer Spaß, mit dem Trettraktor zu fahren. Heimwärts musste man ihn natürlich wieder den Berg raufschieben. Das war oft mühsam. Was lag da näher, als sich zu motivieren?
Den Schlager von Matthias Reim habe er als Kind einfach aufgeschnappt – und sich schließlich zu eigen gemacht, so Mutzke. Er legte sich ein Wortspiel zurecht, eine Art Mantra: „Verdammt ich schieb Dich, ich schieb Dich nicht…“ Eigentlich ist diese wahre Ursprungsgeschichte die viel Schönere!
Backstage Talk mit Max Mutzke: „Die Welt würde eine bessere sein“
Schattenseiten der großen Erfolge
Max Mutzkes Leben war von klein auf geprägt durch Musik. Musik, die er hörte, liebte und machte. Dass die Öffentlichkeit auf sein großes Talent und seine außergewöhnliche Soulstimme aufmerksam wurde, hängt mit zwei einschneidenden Ereignissen im Jahr 2004 zusammen.
Auch wenn er für die Erfolge durch Stefan Raabs Casting-Show und durch die Teilnahme am Eurovision Song Contest dankbar war, erkannte er sofort auch die Gefahren, die solche Wettbewerbe bergen. Deshalb sei er auch froh gewesen, dass er beim Grand Prix „nur“ den achten Platz belegt hätte, erzählt Max Mutzke.
Zweiter Platz für Max Mutzke im ESC-Vorentscheid
Beeindruckende Begegnungen in Nashville
Max Mutzke hat sich schon lange komplett von diesen Ereignissen gelöst und ist seit vielen Jahren ein enorm erfolgreicher Musiker mit einer ganz eigenen Handschrift. Er ist ein Freigeist, durch und durch.
Kürzlich trat er zum ersten Mal in Nashville auf und das Publikum sei total ausgerastet, erzählt er. Seitdem habe er Kontakt zu ganz großen Musikern geknüpft: etwa zu Peter Frampton und Mike Seal. Und Billy Gibbons von ZZ Top sei auf ihn zugekommen und hätte gesagt: „Hey Guy, we have to do something together“. Solche Erlebnisse und Begegnungen begreife er als große Ehre und Geschenk.
Max Mutzke: „Wunschlos süchtig“
Singen auf Englisch und Deutsch
Mit Begeisterung singt Max Mutzke auf Englisch – aber schon immer haben ihn auch deutsche Lieder begleitet. Und sein aktuelles Album „Wunschlos süchtig“ enthält erstmals nur deutsche Titel.
Deutsch zu texten und zu singen begreift Max Mutzke als Herausforderung und als Chance, Menschen direkter anzusprechen. Sie hätten so die Möglichkeit, jedem Wort ganz bewusst folgen zu können. „Wunschlos süchtig“ ist ein sehr persönliches Album, und die Songs sind auch ernst und politisch. Etwa das Lied über die Alkoholsucht seiner Mutter, die an den Folgen dieser Krankheit früh verstorben ist.
„Musik ist eine universelle Sprache“
Max Mutzke erzählt im Interview von Konzerterlebnissen, die ihn sehr berührt hätten. Etwa wenn Menschen im Publikum waren, die das gleiche erlebt hätten wie er und sich mit seinem Lied identifizieren konnten. Oder wenn Menschen im Saal waren, deren Leben von Flucht und Vertreibung geprägt war.
Auch bei seinen deutschen Liedern hätten sie genau gespürt, was er sagen wollte. Sie hatten Tränen in den Augen, teilten Momente der Freude mit ihm, haben getanzt und gefeiert. Da habe er wieder begriffen, dass Musik eine universelle Sprache sei.
Den Mund aufmachen gegen Rassismus, für Toleranz und eine bunte Gesellschaft
Max Mutzke ist bekannt dafür, dass er den Mund aufmacht. Er ist ein politischer Mensch. Und er begreift es als seine Pflicht, als Musiker auf Missstände aufmerksam zu machen. Aber auch privat ruft er immer wieder dazu auf, sich einzumischen, wenn Menschen im eigenen Umfeld Ungerechtigkeit oder Erniedrigung erfahren.
Auf Tour im Südwesten
Zurzeit ist Max Mutzke mit ganz verschiedenen Programmen auf Tour und zeigt auch im Südwesten seine enorme Vielseitigkeit – er tritt auf in Metzingen, Esslingen, Weinheim und Baden-Baden. Mit der SWR Big Band gibt er Anfang Oktober zwei Konzerte in Heilbronn und Ulm.