„Eine große Zahl der Muslime zeigt sich relativierend gegenüber der Gewalt der Hamas“, sagt die Politik- und Erziehungswissenschaftlerin Saba-Nur Cheema in SWR2. Dennoch sei es ein Unterschied, die Angriffe als „Widerstand“ zu bezeichnen und dadurch zu legitimisieren, oder auf der Straße offen über das Massaker an den Israelis zu jubeln, wie es in Berlin oder Stuttgart geschehe.
Pro-Hamas-Demos sind nicht repräsentativ
Die Familie ihres Ehemannes, Freunde und Bekannte lebten in Israel und noch immer herrsche großes Bangen, was ihre Sicherheit angehe, sagt Saba-Nur Cheema: „Wir haben mit einem Freund gesprochen, der mehrere Stunden in einem Sicherheitszimmer saß, mit seinen zwei Kindern und der erst gestern fliehen konnte. Er hat von Massakern in seinem Dorf berichtet.“
Alle Nachrichten rund um Israel und den Nahostkonflikt auf tagesschau.de
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Die Terrorangriffe der Hamas wurden unter anderem in Berlin, aber auch in anderen Städten wie Stuttgart gefeiert. Man solle aber vorsichtig dabei sein, solche Demonstrationen als repräsentativ für die Haltung von Muslim*innen in Deutschland zu bezeichnen, sagt Cheema: „Weil wir immer vor allem auf die schauen, die sich absolut abscheulich verhalten, gerade zu diesem Zeitpunkt.“
Zu viele Menschen relativieren die Gewalt
Cheema betont, dass es viele Musliminnen und Muslime gebe, die sich solidarisch zeigten mit Israel. „Und trotzdem: Eine große, überwiegende Zahl der Muslime, denen ich in den sozialen Medien folge, zeigt sich etwas nüchtern und relativierend gegenüber der Gewalt der Hamas.“
Es sei bitter, dass Menschen auf die Straße gehen und sich freuen, dass so ein Massaker stattfindet. Sehr viele aber seien dabei, die Gewalt zu legitimieren, indem sie sagen, es sei der Widerstand, es sei die Antwort auf die jahrelange Unterdrückung. Zwischen diesen beiden Haltungen würde sie unterscheiden.
Forum Terror gegen Israel – Droht ein Flächenbrand im Nahen Osten?
Martin Durm diskutiert mit
Dr. Jochen Hippler, Nahost-Experte
Dr. Bente Scheller, Böll-Stiftung Berlin
Prof. Dr. Michael Wolffsohn, Historiker und Publizist
Israelische Bildungsexpertin: "Es hat Warnungen vor so einem Szenario gegeben“
Seit Samstagmorgen laufen die massiven Angriffe der Hamas auf Israel - mit vielen hundert Todesopfern, die Zahlen steigen rasant seit dem Wochenende. Wieviel Schuld trägt die israelische Regierung daran, die Bevölkerung nicht besser geschützt zu haben? Für die israelische Bildungsexpertin Anita Haviv hat die Regierung versagt. Sie lebt in der Nähe von Tel Aviv und sagt: "Es hat Warnungen von Journalisten und Medien gegeben, dass genau so ein Szenario kommen könnte, aber trotzdem war die Reaktion der Armee sehr langsam." Es sei eine Kette von Fehlern passiert, die diese Tragödie überhaupt erst möglich gemacht hätten. Sie sei erschüttert, aber vor allem sehr wütend auf die Regierung, so Haviv. Die israelische Regierung um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sei einfach nicht fähig zu regieren. Welche konkreten Fehler die israelische Bildungsexpertin der Regierung vorwirft, hat sie im Gespräch mit SWR2 Aktuell-Moderatorin Marie Gediehn erklärt.
Kulturmedienschau Angriff auf Israel: wenn Terror legitimiert wird | 10.10.2023
Es herrscht breites Entsetzen über die grausamen Terror-Attacken der Hamas auf Israel. Für Entsetzen sorgen aber auch Reaktionen im Kultur- und Medienbetrieb, die das brutale Vorgehen der Hamas verharmlosen oder sogar Verständnis äußern. Viel Diskussionsstoff in jedem Fall für die den Kulturseiten der Zeitungen und das Netz