Kommentar

10 Jahre Bitcoin: „Kryptowährung ist Teil unserer digitalen Zukunft“

Stand
Autor/in
Sabrina Fritz

Die Bitcoin-Währung war nach der Finanzkrise 2008 der Weg in die Unabhängigkeit von den wilden Wölfen der Wallstreet. Nach Jahren des Goldrausches und der Abstürze sei die Kryptowährung erwachsen geworden und Teil unserer digitalen Zukunft, sagt Sabrina Fritz. Doch das digitale Geld brauche Spielregeln, an die sich alle halten, kommentiert die Finanzexpertin in SWR Kultur.

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Wahnsinnig schnell wahnsinnig reich

Fangen wir mit dem Schmerz an, dann ist er weg: Hätten Sie vor 10 Jahren 4000 Euro in Bitcoin investiert, wären Sie heute Millionär*in.

Aber das macht man ja gerne – wenn etwas sehr komplex ist, reduziert man es auf eine Zahl. Wirtschaftswachstum, Erderwärmung, Body-Maß-Index.

Das trägt ja auch zum Mythos Bitcoin bei. Dass man damit so wahnsinnig reich, aber auch so wahnsinnig arm werden kann und das so wahnsinnig schnell.

Der große Online-Goldrausch

Also was ist sie nun, diese Währung aus Zahlen- und Buchstabenkombinationen, die jeder Nerd aus seinem Laptop schürfen kann? Schürfen, dieses Wort soll sie jetzt zu Recht an den großen Goldrausch erinnern, aber dazu kommen wir noch.

Jetzt erstmal zurück zur Frage, Revolution oder ein „Casino-Chip“, wie US-Milliardär Warren Buffet sagt. Und damit hat er den Punkt schon ganz gut getroffen. Geld ist nämlich das, woran wir glauben.

Geld ist das, woran wir glauben 

Wenn auf einem Plastikchip 1000 steht und wir glauben daran, dann ist der 1000 Euro wert. Wenn auf einem Stück Papier 100 steht und wir glauben daran, dann ist es 100 Euro wert.

Wenn ein Code 29 000 Euro wert ist und wir glauben daran, dann kann man damit ein Auto kaufen. Damit hat Bitcoin die Definition für Geld erfüllt.

 Kein Geld für die Wallstreet

Jetzt aber nochmal zurück dazu, wie die Kryptowährung entstanden ist. Es ist das Jahr 2008, die große Bankenkrise. Finanzjongleure erfinden Produkte, die mindestens so verrückt sind wie Geld aus dem Rechner.

Die Kanzlerin musste versprechen, dass unser Geld auf der Bank sicher ist. Damals haben junge Menschen gesagt, wir wollen ein Zahlungsmittel schaffen, das unabhängig ist von den wilden Wölfen an der Wallstreet – und haben die Kryptowährung erfunden.

Die wilden Jahre sind vorbei

Guido Zimmermann, Kryptoexperte bei der Landesbank Baden-Württemberg, vergleicht diese Jahre mit dem Goldrausch im 19. Jahrhundert. Als wilde Männer in den Westen der USA strömten und Gold schürften, unreguliert.

Inzwischen sind diese wilden Zeiten auf dem Kryptomarkt vorbei. Es gab Exzesse und Abstürze, also alles, was es zum Erwachsenwerden braucht. Aber der Handel mit Kryptowährung wird inzwischen sehr viel strenger kontrolliert.

Die Kryptowährung wird bleiben

Guido Zimmermann sagt auch, dass unsere Skepsis gegenüber dem digitalen Geld eine sehr Westliche sei. Wenn ich jedoch ein Regimekritiker in Russland bin und nicht möchte, dass der Staat mein Bankkonto beschlagnahmt, kann ich mein Geld in Kryptowährung parken.

Oder wenn ich in Simbabwe lebe, mit einer Inflationsrate von 200 Prozent, lege ich einen Teil meiner Zukunft vielleicht auch lieber in die Hände von Softwarentwicklern als auf die Bank. Meine Überzeugung ist deshalb: Die digitale Währung wird bleiben, sie entwickelt sich weiter, sie ist Teil unserer digitalen Zukunft.

Das digitale Geld braucht Spielregeln

Aber dieses digitale Geld, das für uns so schwer verständlich ist, braucht Spielregeln, an die sich alle halten müssen, die es nutzen. Nur so werden ihm mehr Menschen vertrauen.

Der damalige Finanzminister Wolfgang Schäuble hat das vor zehn Jahren erkannt, als er Bitcoin zum privaten Geld erkoren hat, so wie jede Kreditkarte. Das führte aber auch dazu, dass er Gewinne mit Bitcoin besteuern konnte.

Außer man hat sie zehn Jahre gehalten – wie bei einer vermieteten Immobilie. Wenn Sie also vor 10 Jahren Bitcoin gekauft haben dürfen sie diese jetzt getrost in Euro umtauschen – steuerfrei.  

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