Gespräch

Entführter Deutscher im Iran: „Bundesregierung hat nichts für seine Freilassung getan!“

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Interview
Frauke Oppenberg

Drei Jahre nach der Entführung von Jamshid Sharmahd durch iranische Agenten ist die Lage des deutschen Staatsbürgers auswegloser denn je. Denn Sharmahd wurde ohne fairen Prozess zum Tod verurteilt, das Todesurteil durch das Oberste Gericht in Iran nochmals bestätigt. „Er selbst wusste bis vor Kurzem nicht einmal von dem Urteil“, sagt seine Tochter Gazelle Sharmahd.

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Erst als Sharmahd nach zwei Jahren erstmals wieder mit seiner Familie telefonieren durfte, habe er durch sie von seinem Schicksal erfahren. Die Ohnmacht der Familie ist groß, sagt Gazelle Sharmahd: „In den drei Jahren seit seiner Entführung, hat die Bundesregierung noch nicht einmal die Freilassung meines Vaters gefordert.“

Menschenrechtsaktivistin Gazelle Sharmahd
Gazelle Sharmahd ist die Tochter des deutsch-iranischen Menschenrechtsaktivisten Jamshid Sharmahd, der vom iranischen Regime in den Iran entführt, gefoltert und zum Tode verurteilt wurde.

Deswegen tue es wirklich weh, wenn sie gefragt werde, was Deutschland ihrer Meinung nach noch unternehmen könnte. „Was haben Sie denn getan? Nichts. Nichts, was bei einer Geiselnahme angebracht wäre, wurde getan.“

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Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Musik und Protest: Welche Lieder braucht es für eine Revolution?

Im Iran gehen seit Mitte September jede Woche zehntausende Menschen auf die Straße - gegen die Unterdrückung von Frauen, gegen das Regime als Ganzes. Davon, und von der brutalen Niederschlagung der Proteste, bekommen wir hier nur Bruchstücke zu sehen, weil das Regime das Internet drosselt und fast keine unabhängigen Journalist*innen mehr vor Ort sind. Was bei uns ankommt: Die Musik der Revolution, so wie die Hymne „Baraye“ von Shervin Hajipour. Welche Bedeutung hat diese Musik für die Prostest - und wie hängen Musik und Protest überhaupt zusammen?

„Zu Marschmusik protestiert man nicht“, sagt der Musikjournalist Keno Mescher, denn Protest drückt sich nicht nur in den Lyrics, sondern auch in der Musik selbst aus. Und für die Politikwissenschaftlerin Naika Foroutan zeigt sich in „Baraye“ verdichtet etwas, dass sie „pan-progressive Proteste“ nennt. Aber was als subversive Musik beginnt, muss diesen widerständigen Charakter nicht behalten: Ob für Werbung, bei Corona-Protesten oder sogar als Genre beim Rechtsrock: Musik ist für vieles anschlussfähig.

Wenn ihr jetzt auf den Geschmack gekommen seid und noch mehr Protestsongs hören wollt: Die folgenden Lieder stehen auf der Playlist Iran von Naika Foroutan oder haben uns bei der Vorbereitung des Podcasts begleitet:
Shervin Hajipour: „Baraye“
Toomaj Salehi: „Soorakh Moosh“
Gola Ardestani „Hagham-e“
Ali Azimi / Golshifte Farahani: „Marze Por Gohar“
Yashgin Kyäni: „Bella Ciao“
James Brown: “Say it loud (I’m Black and I’m Proud)”
Victor Jara: “Derecho de vivir en paz“
Joan Baez: Bread and Roses”
N.W.A. “Fuk da Police”

Habt ihr noch mehr Themen, die wir uns dringend anschauen sollten? Schreibt uns an kulturpodcast@swr.de

Host: Pia Masurczak
Redaktion: Pia Masurczak und Giordana Marsilio

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