Stadtpalais Stuttgart

Ausstellung „Creating Spa_ce“ will queere und feministische Perspektiven sichtbar machen

Stand
Autor/in
Pauline Strempel

Partys und Paraden – gerade im Pride-Monat Juli ist die queere Szene sichtbar, bunt, extravagant – auf der Straße oder in Gruppentreffs für Eingeweihte. Mit der Kunstausstellung „Creating Spa_ce“ im Stadtpalais Stuttgart schafft der queere Aktivismus jetzt sogar den Sprung ins Museum. Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, über queere und feministische Fragen nachzudenken und unsichere Orte in Stuttgart zu markieren.

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Die Ausstellung „Creating Spa_ce“ im Stadtpalais Stuttgart.
Ausstellungsansicht: „Creating Spa_ce“ im Stadtpalais Stuttgart.

Partyreihe „Lovepop“ seit 15 Jahren auf Schiff im Neckar

Wie auf einer Kirmes blitzen von weitem bunte Lichter in den schwarzen Nachthimmel. Gedämpfte Popmusik ertönt von einem Schiff am Neckar. Der Lovepop ist in vollem Gange. „Lovepop“ – so heißt eine queere Partyreihe in Stuttgart. Sie wird seit 15 Jahren organisiert und findet einmal monatlich statt. Die Veranstalter werben mit Inklusion: „queer, hetero, whatever“ lautet die Zielgruppe. Zuletzt fand der Lovepop auf dem Schiff Friedas Pier statt.

„Wir machen das natürlich auch als wirtschaftliches Unternehmen, aber die Lovepop ist damals entstanden, um 'ne Plattform zu schaffen für Menschen, dass sie sich treffen. Ich denke, dass es wichtig ist, dass man so eine queere Mischung hinkriegt, dass man irgendwie alle willkommen heißt.“ 

Die Ausstellung
Queer, das kann vieles bedeuten, stellt die Ausstellung „Creating Spa_ce“ im Stadtpalais Stuttgart gleich zu Beginn klar.

Heterosexuelle Norm prägt die Stadtgesellschaft

Eine Plattform schaffen für Menschen, die selbst in der Großstadt wie Stuttgart denken könnten, sie seien allein. Denn die heterosexuelle Norm prägt die Stadtgesellschaft. Darum wird die aktuelle Kunstausstellung „Creating Spa_ce“ im Stadtpalais Stuttgart queer-feministische Perspektiven sichtbar machen. Queer, das kann vieles bedeuten, stellt die Ausstellung gleich zu Beginn klar.

„Queer“ ist auch ein politischer Begriff

„Ja, also der Begriff ,queer‘, den kann man ja ganz unterschiedlich begreifen. Also zum einen ist er ja ein Sammelbegriff für Menschen, die eben nicht hetero sind, aber ich glaube, was für uns als Gruppe auch wichtig ist, ist dass queer eben auch ein politischer Begriff ist. Also, dass wir sagen, wir wollen eben die Unterdrückung aufgrund der Kategorie Geschlecht überwinden, oder manche gehen ja bei queer auch noch weiter und sagen: Wir wollen die Kategorie Geschlecht bedeutungslos machen“, sagt Eva Muszar, eine der Ausstellungsmacherinnen.

Wann und wo haben Sie sich zuletzt unsicher gefühlt in Stuttgart?

Im Zentrum der Ausstellung steht die Interaktion. Wann haben Sie sich zuletzt unsicher in Stuttgart gefühlt? Wurde Ihnen auf der Straße schon einmal hinterhergerufen? Das sind Reflexionsfragen, mit denen sich Besucher auseinandersetzen können.

Auf einer Karte können Besucher unsichere Orte in Stuttgart markieren. Ziel sei es, „zum einen darüber nachzudenken: Fühle ich mich in der Stadt unsicher? Wenn ja, warum? Oder fühle ich mich vielleicht gar nicht unsicher in der Stadt? Aber wenn die Ausstellung eine Weile läuft, sind da ja im Idealfall markierte Orte drauf. Und wenn jetzt eine Person merkt, ich fühle mich nie unsicher in Stuttgart, aber sieht da ganz viele Punkte, vielleicht denkt sie dann ja darüber nach, warum eigentlich, und warum sie sich selbst noch nie Gedanken darüber gemacht hat“, sagt Muszar.

Transmenschen berichten über Diskriminierung im Freibad

Transmenschen berichten, im Freibad oft unter schaulustigen und abwertenden Blicken zu leiden. Wenn das Stuttgarter Frühlingsfest stattfindet, erfahren Frauen in der S-Bahn mehr Bedrängung als Männer, sagen die Ausstellerinnen. So hängen an Baugerüsten aus Holz Banner, Plakate, Sticker und Fotos von Protestaktionen gegen Diskriminierung.

Queere Gruppen suchen Nachwuchs

Es gibt viel schreiendes, buntes Material und viele aktivistische Gruppen. Trotzdem ist die Zukunft der queeren Szene ungewiss. „Weil letztendlich bei jeder Form des Aktionismus vieles aus dem Ehrenamt entspringt, und das heißt viele Veranstaltungen leben auf, blühen auf und rauben unglaublich viel Energie, das heißt es gab hier queere Gruppen, die einfach jetzt wieder einknicken. Und ich glaube, es braucht natürlich einen viel größeren Rückhalt. Wir haben hier eine junge queere Gruppe in Stuttgart, die mittlerweile aber auch Nachwuchs sucht sozusagen“, sagt die Ausstellerin Mandy Hildebrandt.

Die kleine und mit Liebe zum Detail installierte Ausstellung im Stadtpalais könnte mindestens eines bewegen: mehr verständnisvollen Dialog.

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Pauline Strempel