40 Jahre Tetris

Für Nintendo war Tetris ein Mega-Deal: Wie das sowjetische Videospiel einen Wirtschaftskrimi auslöste

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Autor/in
Lydia Huckebrink
Lydia Huckebrink, Autorin SWR Kultur

Der Game Boy-Klassiker Tetris ist keine Erfindung von Nintendo, sondern die eines Sowjet-Informatikers. Wie das Videospiel mitten im Kalten Krieg seinen Weg in den Westen fand ist ein Wirtschaftskrimi, bei dem sogar der russische Geheimdienst mitmischte.

Ist Tetris das perfekte Computerspiel?

Das Erfolgsgeheimnis liegt in dieser perfekten Schlichtheit: Die Spielregeln von Tetris muss man niemandem erklären. Ein Computergame, das intuitiv funktioniert, ohne Story auskommt und keinerlei kulturelle Referenzen hat. Ein Spiel für die ganze Welt.

Tetris ist das meistverkaufteste Computerspiel aller Zeiten. Keine Konsole, kein Computersystem oder Handy auf der Welt, für das dieses zweidimensionale Puzzle-Game nicht adaptiert wurde. Knapp 500 Millionen Mal ging Tetris in all seinen unterschiedlichen Versionen bis heute über die Ladentheke.

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Ein Computernerd entwickelt ein Spiel seiner Kindheit

Die Geschichte hinter dem Erfolgsgame ist ein echter Wirtschaftskrimi. Er begann vor 40 Jahren – mitten im Kalten Krieg. Am 6. Juni 1984 entwickelte der sowjetische IT-Tüftler Alexeij Pajitnov für seine Electronica-60 ein zweidimensionalen Klötzchenspiel, das ihn an ein Spiel seiner Kindheit erinnert. Ein reiner Zeitvertreib.

Kind spielt Tetris auf dem Game Boy
Der Game Boy machte Tetris weltberühmt – oder war es umgekehrt?

Pajitnovs Arbeitskollegen sind begeistert von „Tetris“. Pajitnov entwickelt eine Farbversion. Bald tauchen Kopien im ganzen Ostblock auf.

Unter Computernerds wird das Game zum Insider-Hit. Doch als die ersten Raubkopien ihren Weg durch den Eisernen Vorhang finden, beginnen westliche Software-Firmen ein Machtkampf. Alle wollten die Lizenz an dem Sowjet-Game ergattern.

Für Nintendo war Tetris ein Glücksfall

Hier setzt auch der Film „Tetris“ an, der auf AppleTV+ läuft. Er erzählt vom US-Computerspiel-Entwickler Henk Rogers, der 1988 für Nintendo den Tetris-Deal eintüten soll – und in ein Netz aus Lügen und Korruption gerät.

Denn Nintendo wollte Tetris unbedingt für ihr neuestes Produkt gewinnen, in das die Firma große Hoffnungen steckte: den Game Boy.

Gorbatschow und der KGB mischen sich ein

Doch auch Software-Gigant Atari sowie das britische Maxwell-Medienimperium kämpfen um die Lizenz für das Videospiel. Pajitnov hat seine Rechte längst an die Sowjetunion abgetreten.

Das Regime will diese Angelegenheit nicht dem Zufall überlassen. Sogar Michael Gorbatschow und der sowjetische Geheimdienst KGB mischten sich ein.

Der Tetris-Ohrwurm stammt von Nintendo

Nintendo hat sich den Megadeal schließlich gesichert. Tetris gehört seit 1989 zum Starterpaket des Game Boy, der sich über 70 Millionen Mal verkauft hat. Der Game Boy hat Tetris weltberühmt gemacht – oder war es umgekehrt?

Nintendo hat Tetris jedenfalls entscheidend weiterentwickelt. Denn mindestens genauso ikonisch wie das Game selbst ist heute dessen Musik, die sich hartnäckig in jedem Kopf festsetzt.

Sie stammt von Nintendo und ist angelehnt an ein russisches Volkslied – eine Hommage für eine sowjetische Erfolgsstory.

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