Die Geschichten Jaakobs

Stand
Autor/in
Thomas Mann

Hörspiel mit einem Vorspiel und sieben Hauptstücken nach dem gleichnamigen Roman.

Das Thomas Mann-Jubiläumsjahr 2025 (150. Geburtstag am 16. Juni und 70. Todestag am 12. August) läutet SWR Kultur mit der Ursendung seines Romans „Die Geschichten Jaakobs“ ein. Eine besondere allwöchentliche „Adventsüberraschung“ bis zu Heilige Drei Könige 2025.

Manns Romantetralogie „Joseph und seine Brüder“ über den alttestamentlichen Joseph, den seine Brüder verkauften, der aber als Ausländer in Ägypten zum Berater Pharaos aufstieg und sein Volk vor dem Untergang rettete, beginnt mit den auch eigenständig zu lesenden „Geschichten“ über den Begründer der zwölf Stämme Israels, über seinen Vater Jaakob.

Corinna Harfouch und Jens Harzer
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Corinna Harfouch in den Rollen Rebekka, Isaaks Frau sowie Städterin aus Beth-el
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Jens Harzer in der Rolle Jaakob, Sohn von Issak und Rebekka
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Ole Lagerpusch in der Rolle Joseph, Sohn Jaakobs und Rahels
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Ole Lagerpusch, Corinna Harfouch und Jens Harzer
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Felix Goeser in der Rolle Esau, Zwillingsbruder Jaakobs
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Sebastian Blomberg in der Rolle Laban, Rebekkas Bruder und Jaakobs Onkel
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Werner Wölbern, Imogen Kogge und Elisa Schlott
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Imogen Kogge als Erzählerin 1
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Elisa Schlott als Erzählerin 2
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Werner Wölbern als Erzähler
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Lisa Hrdina in den Rollen Dina, Tochter Jaakobs und Leas sowie Rahel, jüngste Tochter Labans, Frau Jaakobs und Mutter Josephs
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Gerd Wameling in den Rollen Hemor, Stadtoberhaupt von Schechem sowie Isaak, Sohn Abrahams
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Sina Martens in der Rolle Lea, Labans älteste Tochter, Frau Jaakobs und Mutter von Jaakobs Tochter Dina sowie weiterer Söhne Jaakobs
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Patrick Güldenberg in der Rolle des Dan, Sohn Jaakobs
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Stephan Wolf-Schönburg in der Rolle Sichem, Sohn von Hemor
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Hermann Kretzschmar, der Komponist mit dem Ensemble Teraphim Consort
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Erzälerinnen und Erzähler mit Regisseur Ulrich Lampen
Erzälerinnen und Erzähler mit Regisseur Ulrich Lampen (v.l. Werner Wölbern, Ulrich Lampen, Imogen Kogge und Elisa Schlott) Bild in Detailansicht öffnen

In sieben Teilen und einem Vorspiel erzählt Mann „Die Geschichten Jaakobs“ als eine mythische „Familiengründung“, die, wie alle Dynastien, auf Gewalt, Betrug, Sex, Eifersucht Hybris und Bruder- wie Schwesternzwist gründet. HBO hat zuletzt mit „Succession“ gezeigt, dass dieses Erzählmodell immer noch funktioniert.

Diese „mafiöse“ Familiengründung endet bei Mann hingegen in einer geistigen, eine zivilisierte Ordnung schaffenden Sublimierung. Manns Humor und Sarkasmus verknüpfen hier alttestamentarische Sprachwucht lutherischer Prägung mit saloppen Alltagsdeutsch.

Das Hörspiel ändert die Sprache Thomas Manns nicht, oder nur in dem Sinne, dass Erzählpassagen aus dem Imperfekt/Perfekt ins Präsens gezogen werden, um sie in Figurenrede zu überführen.

Ein Interview mit dem Germanisten Matthias Löwe finden Sie am Fuß der Seite unter „Wie steht`s um Thomas Manns 'Jaakob'?“

Besetzung: Sandra Pasic und Nana Rademacher
Musikaufnahme Ton und Schnitt, Frankfurt am Main: Felix Dreher
Wortaufnahme, Berlin: Alexander Nottny
Schnitt Wortaufnahmen, Baden-Baden: Uwe Strack
Wortaufnahme Baden-Baden, Soundesign und Mischung: Andreas Völzing
Regieassistenz: Constanze Renner

Hörspielbearbeitung: Manfred Hess
Komposition: Hermann Kretzschmar
Regie: Ulrich Lampen
Produktion: SWR 2024

  • Einführung zum SWR-Hörspielprojekt „Die Geschichten Jaakobs”

    Thomas Manns „Die Geschichten Jaakobs“ - Informationen zur 8-teiligen SWR-Hörspielfassung mit Jens Harzer, Corinna Harfouch, Imogen Kogge, Werner Wölbern u. a.


    Sprecher: Marcus Westhoff
    Autor: Manfred Hess
    Produktion: SWR 2024 - Premiere

  • Die Geschichten Jaakobs – Vorspiel: Höllenfahrt

    Facts and Fakes in der Genesis des Alten Testaments – Thomas Manns ironischer Essay-Auftakt zu seiner sieben Geschichten über den biblischen Jaakob und die Mythen.
    Das erste Kapitel des Romans ist als Vorspiel eine ironisch-humorvolle Spielerei mit der Form des Essays. Zwei Frauen und ein Mann sind eine Gruppe von Geschichten-Erzählern, die nicht immer einer Meinung ist. Sie diskutieren Ursprungsmythen der Bibel wie die Vertreibung aus dem Paradies, der Mord von Kain an Abel, der Zeitpunkt der die Sintflut mit der Arche Noah. Am Ende geben sie den Raum frei für eine „Fröhliche Wissenschaft“: Diese Erzähler, also sie dürfen fiktionalisieren, d.h. künstlerisch die Jaakobs- wie Josephs-Geschichten aus der Genesis des Alten Testaments künstlerisch gestalten und erfinden. Modern formuliert: „Dekonstruieren“. Thomas Mann erteilt sich somit die „license to lie“, Grundlage aller Fiktion.

  • Die Geschichten Jaakobs – Hauptstück I: Am Brunnen (1/7)

    Jaakobs „Geschichten“ beginnen mit einer innigen, homoerotisch aufgeladenen Vater-Sohn-Szene. Der Jüngling Joseph, Jakobs Lieblingssohn, ist von magischer Schönheit; an einem Brunnen nimmt er ein Bad und trocknet selbstverliebt seinen Körper. Jaakob beobachtet ihn, tadelt seinen Narzissmus, bekräftigt aber, nachdem Joseph klug wie eitel seinen Vater umgarnt, den Bund zwischen beiden. Denn der mit allen Gaben gesegnete Joseph soll das künftige Familienoberhaupt werden - was ihn unweigerlich zur Arroganz gegenüber seinen älteren Brüdern verführt, dessen Hybris nicht unbestraft bleiben muss.

  • Die Geschichten Jaakobs – Hauptstück II: Jaakob und Esau (2/7)

    Wer ist eigentlich Jaakob, der die 12 Stämme Israel gründete? Was unterscheidet ihn von seinem um Sekunden älteren Zwillingsbruder Esau? Während Esau auf die Jagd geht, ein Freund eines wilden ungezügelten Lebens ist und mit Frauen ohne Prüfung ihrer Herkunft Kinder zeugt, erweist sich Jaakob als züchtiger und geschickter Hirte. Er bestellt mit Klugheit wie List sein Haus und weiß um die Mission, den Bund mit Gott zu wahren und sein Volk später zu führen. Jaakobs Charakter ist jedoch zwiespältig: Um als Chef des Stammes zu gelten, betrügt er seinen Bruder Esau um den Segen des Vaters. Als Esau und dessen Sohn Eliphas den Betrug rächen wollen, weiß er wie ein guter Schauspieler, Mitleid zu erregen: nicht Täter, sondern leidendes Opfer wäre er im Schicksalslauf der rätselhaften Taten und Beschlüsse Gottes gewesen. So Jaakob. Als Buße muss der „gesegnete“ Jaakob jedoch das Land verlassen, er geht ins Exil.

  • Die Geschichten Jaakobs – Hauptstück III: Die Geschichte Dinas (3/7)

    Das Kapitel „Dinas Geschichte“ greift Geschichte von der Zerstörung der Stadt Schekem und die Ermordung ihrer Bewohner auf. Nach Genesis 33,18 bis 35,05 waren daran die Söhne Jaakobs nicht unbeteiligt. Ausgangspunkt war das Versprechen, Dina, die Tochter Jaakobs und seiner zweiten Frau Lea, nur dann zu verheiraten, wenn der Bräutigam und alle anderen Einwohner Schekems sich beschneiden lassen würden.
    Der Schafhirte Jaakob ist reich geworden. Mit seinen beiden Frauen Rahel und Lea und ihren Mägden hat er eine große Familie gegründet. Nachdem er den Dienst bei seinem Onkel und Schwiegervater Laban quittierte, macht er sich auf den Weg ins Land seines Vaters Isaaks. Er hofft, dass alle ihm seinen Betrug verzeihen mögen. Auf dem Weg dorthin siedelt er vor den Toren Schekems, einer zivilisierten, den verfeinerten Genüssen zugeneigten und somit leicht dekadenten Stadt, die den wilden Stamm der reichen Schafherdenzüchter vorsichtig beäugt. Bei einem Fest zur Errichtung eines Brunnens vor den Toren der Stadt begehrt Sichem, der Sohn des Stadtoberhaupts, Jaakobs einzige Tochter Dina zur Frau. Sie ist zwar keine Schönheit, aber von großer erotischer Anziehung. Das hätte der Beginn des Friedens zwischen den Völkern werden können. Aber die Söhne Jaakobs sind von Anbeginn auf Plünderung aus. Über einen Vertrauensbruch beim Eheversprechen gelingt es seinen Söhnen, die Bewohner Schekems wehrlos zu machen und grausam niederzumetzeln. Der städtische Reichtum eignet sich Jaakobs Familie an. Und Dinas Kind von Sichem, es wird ausgesetzt auf dem Weg zurück ins gelobte Land.Bevor die ungehemmten Triebe domestiziert werden, ist jedoch aus der Zeit der Unkultiviertheit und des Leidens zu erzählen. Manns räsonierende Erzählerfigur, den das Hörspiel auf zwei Frauen und einen Mann aufteilt, weiß das nur zu gut.

  • Die Geschichten Jaakobs – Hauptstück IV: Die Flucht (4/7)

    Nach dem Gesetz geht der Segen des Vaters an den ältesten Sohn, der damit als künftiges Religions- und Familienoberhaupt legitimiert ist. Aber Rebekka, Mutter der Zwillinge, liebt Jaakob, den Jüngsten. Sie weiß um seine Klugheit und arrangiert ein magisches Täuschungsmanöver, bei dem Jaakob vom fast erblindete Isaak den Segen erschleicht.
    Um der Rache Esaus zu entgehen, muss Jaakob zu seinem Onkel, Rebekkas Bruder Laban fliehen. Im Exil verliebt er sich in Labans jüngste Tochter Rahel, die spätere Mutter Josephs.
    Thomas Manns Version des Segensraubs zielt auf den emanzipatorischen Akt dessen, was ein Täuschungsmanöver dem Wesen nach bedeutet: Jaakob folgt hier dem Muttergebot, nicht dem Vatergesetz. Um seine hochgestreckten Ziele erreichen zu können, muss er zum Schauspieler werden, sich für seinen Bruder ausgeben, die Rolle des anderen spielen. Identitätsverlust wird so zur Voraussetzung einer Emanzipation gegenüber anscheinend ewig geltenden Gesetzen.
    Das geht nicht ohne Leid. Und dazu gehört die Strategie, sich als Opfer auszugeben anstatt als Handelnder weiblichen oder männlichen Geschlechts. Joseph nutzt hier diese, auch später gegenüber Eliphas (siehe: Hauptstück II) angewandte Strategie. Die Mythen der Bibel mit ihren Geschichten um Jaakob werden bei Thomas Mann zum Ausgangspunkt einer modernen Erfahrung und Lebensweise.

Stand
Autor/in
Thomas Mann