Nach dem Gesetz geht der Segen des Vaters an den ältesten Sohn, der damit als künftiges Religions- und Familienoberhaupt legitimiert ist. Aber Rebekka, Mutter der Zwillinge, liebt Jaakob, den Jüngsten. Sie weiß um seine Klugheit und arrangiert ein magisches Täuschungsmanöver, bei dem Jaakob vom fast erblindete Isaak den Segen erschleicht.
Um der Rache Esaus zu entgehen, muss Jaakob zu seinem Onkel, Rebekkas Bruder Laban fliehen. Im Exil verliebt er sich in Labans jüngste Tochter Rahel, die spätere Mutter Josephs. Thomas Manns Version des Segensraubs zielt auf den emanzipatorischen Akt dessen, was ein Täuschungsmanöver dem Wesen nach bedeutet: Jaakob folgt hier dem Muttergebot, nicht dem Vatergesetz. Um seine hochgestreckten Ziele erreichen zu können, muss er zum Schauspieler werden, sich für seinen Bruder ausgeben, die Rolle des anderen spielen. Identitätsverlust wird so zur Voraussetzung einer Emanzipation gegenüber anscheinend ewig geltenden Gesetzen.
Das geht nicht ohne Leid. Und dazu gehört die Strategie, sich als Opfer auszugeben anstatt als Handelnder weiblichen oder männlichen Geschlechts. Joseph nutzt hier diese, auch später gegenüber Eliphas (siehe: Hauptstück II) angewandte Strategie. Die Mythen der Bibel mit ihren Geschichten um Jaakob werden bei Thomas Mann zum Ausgangspunkt einer modernen Erfahrung und Lebensweise.
Von Thomas Mann
Mit: Jens Harzer, Imogen Kogge, Werner Wölbern, Elisa Schlott, Gerd
Wameling, Felix Goeser, Lisa Hrdina, corinna Harfouch u. a.
Komposition: Hermann Kretzschmar
Hörspielbearbeitung: Manfred Hess
Regie: Ulrich Lampen
Produktion: SWR 2024 - Premiere
Weitere Informationen zum Thema
Hörspiel Thomas Mann: Die Geschichten Jaakobs
Thomas Manns Schelmenroman über den alttestamentlichen Jaakob, den Gründer einer erfolgreichen Familien-Dynastie, als Hörspiel-Serie. Mit Jens Harzer, Corinna Harfouch u. a.