In der Erzählung, welche die Grundlage für ein weitgehend monologisches Hörspiel bildete, bringt der greise Dichter den Bericht eines Menschen, der vor dem Ende die Taten und Erkenntnisse seines Lebens überdenkt.
Theseus, der den Athenern als Begründer ihres Staates galt, ging in die Sage als Bezwinger eines Ungeheuers ein. Der Minotauros, dies war sein Name, unterdrückte die Insel Kreta. Im Labyrinth spürte ihn Theseus durch die Hilfe der kretischen Königstochter Ariadne auf.
Mit dem Abstand eines Lebens begreift der alte Theseus die Taten seiner Jugend als den Sieg des Menschen über das Finstere und Untergeordnete, über das Chaos, dessen Herrschaftsanspruch sich auch auf das Innere des Menschen erstreckt. Er begreift seine eigene Wandlung vom Abenteurer über den Fortschrittsgläubigen zum Realisten.
Der Ton des Berichtes ist sachlich, skeptisch, klar und oft respektlos. Aber aus seinen Worten spricht die Selbstverständlichkeit eines starken Geistes und tiefen Denkers, den das Leben gelehrt hat, zuerst sich selbst zu erkennen. Rückschauend darf Theseus von sich sagen:
„Ich habe die Güter der Erde genossen. Ich freue mich zu denken, dass die Menschen nach mir glücklicher, besser und frei sein werden. Zum Wohl der künftigen Menschheit habe ich mein Werk geschaffen. Mein Leben ist vollendet.“
Mit: Peter Lühr, Horst Beilke, Cläre Ruegg u. a.
Bearbeitung: Gert Westphal
Technische Realisierung: Friedrich Wilhelm Schulz, Lock
Regie: Karl Peter Biltz
Produktion: SWF 1951