Gerade mal in vier der 52 Wahlkreise konnte sich die CDU bei den Zweitstimmen vor der SPD platzieren. Diese lagen in den traditionell schwarz gefärbten Landstrichen im nördlichen Rheinland-Pfalz. Doch auch hier gab es bittere Niederlagen für die Christdemokraten. So gewann die SPD bei den Zweitstimmen erstmals die Mehrheit im Landkreis Vulkaneifel, in dem seit 1979 die CDU immer die stärkste Partei war. Und im Eifelkreis Bitburg-Prüm stürzten die Christdemokraten um 11,2 Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl von 2016 regelrecht ab.
CDU verliert in rheinland-pfälzischen Landkreisen
In seiner Analyse des Landtagswahlergebnisses stellt Landeswahlleiter Marcel Hütter fest, dass die CDU diesmal in den Landkreisen höhere Verluste hinnehmen musste als in den kreisfreien Städten. Umgekehrt war es bei den Sozialdemokraten. "Die SPD siegt in so vielen Landkreisen wie bei keiner der letzten zehn Landtagswahlen", heißt es in Hütters Bericht.
So finden sich die SPD-Hochburgen mit einem Zweitstimmenanteil von mehr als 40 Prozent nicht in den fünf Großstädten des Landes, sondern in den Kreisen Kusel (41,8 Prozent), dem Rhein-Lahn-Kreis (40,5 Prozent) und dem Landkreis Trier-Saarburg (40,1 Prozent). Die Christdemokraten erzielten im Landkreis Cochem-Zell ihr bestes Ergebnis mit 38,9 Prozent, danach folgt der Kreis Ahrweiler (33,8 Prozent).
Grüne Hochburgen liegen in den Städten
Wenig Veränderung gebenüber früheren Landtagswahlen gab es bei den Grünen. Sie erzielen in den kreisfreien Städten mit durchschnittlich 13,7 Prozent weiterhin mehr Zweitstimmen als in den Landkreisen (8,0 Prozent). Grüne Hochburgen bleiben die Universitätsstädte Mainz (18,7 Prozent), Trier (17,2 Prozent) und Landau (16,7 Prozent). Am schlechtesten schneiden die Grünen in der Stadt Pirmasens und im Kreis Südwestpfalz ab, dort sind es jeweils 5,1 Prozent.
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AfD verliert flächendeckend Stimmen
Die AfD erreicht in den kreisfreien Städten ebenso 8,3 Prozent wie in den Landkreisen und bleibt überall hinter ihrem zweistelligen Ergebnis von 2016 zurück. Am größten sind die Verluste in Ludwigshafen mit 7,4 Prozentpunkten, am geringsten in der AfD-Hochburg Pirmasens mit 1,2 Prozentpunkten. Über dem Landesdurchschnitt schneidet die Partei vor allem im südlichen Rheinhessen und in der Pfalz ab.
FDP schneidet in Städten und Landkreisen ähnlich ab
Kaum Unterschiede gibt es auch bei den Liberalen, die in den Landkreisen durchschnittlich 5,5 Prozent erreichen und in den Städten 5,4 Prozent (Landesergebnis 5,5 Prozent). Die meisten Stimmen erhalten die Liberalen im Rhein-Hunsrück-Kreis (6,7 Prozent), die wenigsten im Kreis Kusel (4,0 Prozent).
Hingegen sind die erstmals im Landtag vertretenen Freien Wähler auf dem Land (5,9 Prozent) stärker präsent als in den kreisfreien Städten (3,6). In der Landeshauptstadt Mainz kommen sie nur auf 1,9 Prozent der Zweitstimmen. Ihr mit Abstand bestes Ergebnis erreichte die FW im Eifelkreis Bitburg-Prüm mit 21,3 Prozent und dürften damit eine Erklärung für den Absturz der CDU in diesem Kreis verantwortlich sein.
Malu Dreyer mit den meisten Erststimmen
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat mit ihrer Partei nicht nur die Landtagswahl gewonnen: Mit 47,7 Prozent in Trier erzielt sie auch das höchste Erststimmenergebnis im Land. Danach folgen der CDU-Kandidat Dennis Junk im Wahlkreis Wittlich (45,4 Prozent), der CDU-Kandidat Horst Gies in Bad Neuenahr-Ahrweiler (45,2 Prozent) und Denis Alt für die SPD im Wahlkreis Kirn/Bad Sobernheim (42,5 Prozent).
Bei den Erststimmen kann die SPD diesmal fünf Direktmandate mehr gewinnen als die CDU. Die Sozialdemokraten sichern sich 28 der 52 Wahlkreismandate, die CDU 23.
Zum ersten Mal können auch die Grünen ein Direktmandat holen: Im Wahlkreis Mainz I schlägt die ehemalige Landesvorsitzende Katharina Binz knapp den SPD-Kandidaten Johannes Klomann.
Corona für hohe Zahl an Nichtwählern verantwortlich
Die niedrigere Wahlbeteiligung bei dieser Landtagswahl - 64,4 Prozent gegenüber 70,4 Prozent bei der Wahl 2016 - als auch der hohe Anteil an Briefwahlstimmen (65,9 Prozent) sind nach Einschätzung von Landeswahlleiter Hütter eine Folge der Corona-Pandemie. So stieg die Zahl der Nichtwähler um etwa 203.500 Menschen. "Die Corona-Pandemie dürfte dazu einen entscheidenden Beitrag geleistet haben", schrieb Hütter. Nur bei den Wahlen von 2001 bis 2011 war die Wahlbeteiligung noch geringer.