Die Gesundheitsversorgung in Deutschland macht immer wieder Schlagzeilen. Aktuell läuft unter anderem die Diskussion um eine Krankenhausreform, die Gesundheitsminister Lauterbach von der SPD angestoßen hat. Außerdem fordern Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Klinken mehr Lohn. Die Tarifverhandlungen drehen sich um aber auch um Arbeitsbedingungen und -belastung.
- Wer steht sich gegenüber?
- Was sind die Knackpunkte in den Verhandlungen?
- Wie viel verdienen Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Kliniken?
- Nach welchem System wird derzeit gearbeitet?
- Wie soll das Schichtmodell geändert werden?
- Bei Streikankündigung: Welche Folgen hat das für Patientinnen und Patienten?
Wer steht sich gegenüber?
Der Ärzteverband Marburger Bund (MB) fordert für etwa 60.000 Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Krankenhäusern unter anderem 8,5 Prozent mehr Geld bezogen auf ein Jahr und eine Reform von Regelungen zur Schichtarbeit.
Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) kritisiert die Forderungen als vollkommen überzogen. Ihr konkretes Angebot an die Gewerkschaft ist nicht bekannt.
Was sind die Knackpunkte in den Verhandlungen?
Ein schwieriges Thema in den Verhandlungen ist die finanzielle Lage vieler kommunaler Krankenhäuser. Der VKA -Verhandlungsführer fordert Zugeständnisse der Ärzte beim Lohn und kritisiert, sie hätten erst im April 2024 eine Anhebung ihrer Bezüge um vier Prozent bekommen. Die Ärztevertretung Marburger Bund hält dagegen, der Zahlungstermin sei Ergebnis eines Kompromisses der vergangenen Tarifrunde gewesen. Die Ärzte hätten damals auf eine frühere Erhöhung verzichtet. "Lohnerhöhungspausen" seien auch nicht im Interesse der Arbeitgeber, weil sich dann ein entsprechend hoher Nachholbedarf aufbauen würde.
Abgesehen davon ist die Schicht- und Wechselschichtarbeit ein Streitthema. Die Regelungen dazu sind etwa 70 Jahre alt. Laut Marburger Bund stammen sie aus einer Zeit, als der Bundesangestelltentarifvertrag erstmals auf Ärztinnen und Ärzte angewandt wurde. Die bestehenden Regelungen seien für das System der öffentlichen Verwaltung entwickelt worden und hätten noch nie zu den Arbeitsverhältnissen von Ärztinnen und Ärzten gepasst.
Wie viel verdienen Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Kliniken?
Es gibt ein Tarifgehalt, das sich nach Entgeltgruppen und Berufserfahrung unterscheidet. Ärzte am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn starten mit einem Verdienst von etwa 5.000 Euro im Monat. Oberärzte können rund 9.600 Euro bekommen. Chefärzte sind von den Tarifverträgen nicht erfasst, sie werden außertariflich bezahlt.
Die genannten Gehälter beziehen sich auf die tarifliche Regelarbeitszeit für Ärzte in kommunalen Kliniken von 40 Stunden pro Woche. Die tatsächliche Arbeitszeit liegt aber höher - durch Überstunden und Bereitschaftsdienste. Laut einer Mitgliederbefragung des Marburger Bundes von 2022 liegt der Durchschnittswert bei 56 Stunden pro Woche, ein Fünftel des Arztpersonals arbeitet sogar 60 Stunden pro Woche.
Nach welchem System wird derzeit gearbeitet?
In kommunalen Kliniken gibt es für Ärzte - anders als zum Beispiel in Universitätskliniken - kein Drei-Schicht-System. Stattdessen haben Ärzte Tagdienste und Bereitschaftsdienste. Im Durchschnitt sind bis zu vier Bereitschaftsdienste pro Monat üblich.
Ein solcher Dienst schließt sich an einen Tagdienst an und kann bei der Anzahl der Stunden variieren. Das Personal arbeitet nicht permanent, sondern auf Abruf. Nach 24 Stunden Dienstzeit ist eine Ruhezeit von elf Stunden vorgeschrieben. Normalerweise kommen Ärztinnen und Ärzte frühestens abends oder am Folgetag wieder zur Arbeit.
Wie soll das Schichtmodell geändert werden?
Der Marburger Bund möchte erreichen, dass ein arbeitszeitrechtlicher Korridor von 7.30 bis 18 Uhr definiert wird. Arbeit außerhalb dieses Korridors soll - zusätzlich zu den bisherigen Zuschlägen für Nachtarbeit - mit einem Randzeitenzuschlag verteuert werden. Dieser Korridor soll zudem zukünftig die Grundlage bilden für die Frage, ob Schichtarbeit vorliegt oder nicht.
Bei Streikankündigung: Welche Folgen hat das für Patientinnen und Patienten?
Sollten Streiks stattfinden, müssen kranke Menschen damit rechnen, dass geplante Operationen auf einen anderen Termin verschoben werden können. Eine Notfallversorgung ist aber auch an Streiktagen gewährleistet.