Viele Schaulustige sahen am Montagmorgen zu, als ein U-Boot die Alte Brücke in Heidelberg passierte. Wie ein Rechtsschläfer lag der tonnenschwere Stahlkoloss auf seinem Transportschiff. Mit Normalhöhe hätte das U-Boot ein letztes Mal abtauchen müssen, um die Brücke nicht zu beschädigen. So waren noch drei bis vier Meter Luft.
Seit Monaten lässt das Technik-Museum Sinsheim die „U17“ auf dem Rhein hin und her schippern, womit es eine Art U-Boot-Tourismus ausgelöst hat. Klar, ein U-Boot sieht man nicht alle Tage. Es fährt auf keiner Autobahn. Gleichwohl glaube ich, dass die große Aufmerksamkeit weniger dem Objekt gilt als dem Mythos, der U-Boote umrankt.
Furcht und Sehnsucht. Todesangst und Abenteuerlust
Mit Hilfe eines U-Boots dringt der Mensch in einen Lebensraum vor, den er vor langer Zeit auf alle Zukunft verlassen hat. Von Reisen in menschenfeindliche Milieus – in den Tiefen des Ozeans, am Himmel oder im All - geht schon immer eine besondere Faszination aus. Furcht und Sehnsucht. Todesangst und Abenteuerlust.
Museumsbesucher werden einmal durch das ehemalige Bundeswehr-U-Boot hindurchkraxeln können wie durch das Exemplar auf dem Münchner Bavaria-Gelände, das als Kulisse im Dreiteiler „Das Boot“ diente. Ich habe mich dort einmal hineingezwängt. Allein schon die kurzen, harten Pritschen, jeweils ein halbes Dutzend eng übereinander befestigt, wären meiner verdienten Nachtruhe abträglich.
Mit der „U17“ taucht das Museum Sinsheim erstmals so richtig ab. Bisherige Objekte stehen für die Eroberung des Himmels und des Weltraums durch den Menschen. Vordergründig geht es um technische Gegenstände, aber noch mehr um das Doppelgesicht von Technik. Mit dem Feuer, das Prometheus den Menschen brachte, lässt sich ein Steak braten oder ein Haus anzünden. In einem U-Boot dringen Menschen in ungeahnte Tiefen vor. Und kehren vielleicht nicht zurück.