Aktuell stehen in Rheinland-Pfalz 23 qualifizierte Gebärdensprachendolmetscher zur Verfügung. Das Landessozialministerium verweist dabei auf Zahlen der Landesdolmetscherzentrale in Frankenthal und des Gebärdensprachdolmetscherdienstes des Caritasverbands Trier. Dem gegenüber stehen etwa 2.350 gehörlose Menschen im Land. Das heißt: Auf eine Dolmetscherin oder einen Dolmetscher kommen rund 100 Personen, die Unterstützung benötigen könnten.
Expertin geht von noch weniger Dolmetschern aus
Allerdings sollen selbst die Zahlen nicht die ganze Wahrheit erzählen: Daniela Dachtler vom Berufsverband der Gebärdensprachdolmetscher/innen Rheinland-Pfalz mit Sitz im pfälzischen Freinsheim schätzt die Zahl der verfügbaren Dolmetscher im Land noch geringer ein. Sie geht davon aus, dass derzeit etwa 15 Personen im Land ansässig seien, die diesen Beruf ausüben. Allerdings nicht alle in Vollzeit. Entsprechend schwer könne es für taube Menschen sein, einen Dolmetscher oder eine Dolmetscherin zu finden.
Fachkräftemangel bundesweit ein Problem
Im Bundestag in Berlin wurde im vergangenen Jahr über das Problem der fehlenden Dolmetscher für Gebärdensprache diskutiert. Nun zeigt sich, dass auch Rheinland-Pfalz davon betroffen ist. Das Sozialministerium hatte die Zahlen aufgrund einer Anfrage der CDU-Fraktion ermitteln lassen.
Dolmetscher ermöglichen Gehörlosen gesellschaftliche Teilhabe
"Menschen mit Hörbehinderungen stehen in Alltag, Beruf und Freizeit wie beispielsweise bei Behördengängen, beim Arzt, bei Betriebsversammlungen oder in Schulen und Kindergärten vor großen Herausforderungen", so Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD). In vielen Lebensbereichen ermögliche erst der Einsatz von Kommunikationshelfern, insbesondere von Gebärdensprachdolmetschern, eine gesellschaftliche Teilhabe.
Studienkosten werden bis zu 90 Prozent gefördert
Das Ministerium verweist auf seine Bemühungen, Fachkräfte für diesen Bereich zu gewinnen. Es fördere bis zu 90 Prozent der Studienkosten für künftige Gebärdendolmetscher, wenn sie sich dazu verpflichten, für vier Jahre nach Ende des Studiums in Rheinland-Pfalz zu arbeiten. Den Mangel hat das bislang offenbar noch nicht beseitigt.
Ein Dolmetscher fürs ganze Leben
Gebärdensprachdolmetscher begleiten gehörlose Menschen quasi durch das ganze Leben, erklärt Daniela Dachtler vom Berufsverband. Das könne bei der Geburt eines Kindes tauber Eltern beginnen und mit einer Trauerrede enden. Oft entstehe dadurch eine sehr enge Bindung zwischen den Gehörlosen und den Dolmetscherinnen und Dolmetschern.
Dolmetscher-Bereitschaft auch in RLP?
Besonders problematisch sei der Mangel an Dolmetschern in den Randzeiten, wenn deren Fähigkeiten kurzfristig benötigt würden. In anderen Bundesländern gebe es eine Art Bereitschaft für Gebärdensprachdolmetscher, so Dachtler. In Rheinland-Pfalz sei schon häufig angesprochen worden, dass das wünschenswert sei - nach wie vor gebe es so etwas hier aber nicht.