Ein Mann nimmt sich Chips aus einer Schale.

Warum ist gesunde Ernährung so schwer umzusetzen?

Wie industrielle Lebensmittel unser Gehirn austricksen

Stand
Autor/in
Caro Keil

Mit dem "Tag der gesunden Ernährung" will der Verband für Ernährung und Diätetik Menschen gesunde Ernährung in ihrem Alltag näherbringen. Eigentlich wissen wir doch aber: Gemüse ist gesund. Kekse sind ungesund. Doch warum fällt es einigen Menschen schwer, sich auch wirklich gesund zu ernähren?

Der gefakte Frischekick

Unser Gehirn hat über Jahrtausende gelernt, dass ein Lebensmittel frisch und gut für uns ist, wenn es beim Abbeißen knackt, wie etwa ein Apfel oder eine Karotte, erklärt Neurowissenschaftlerin Soyoung Park, die am Deutschen Institut für Ernährungsforschung bei Potsdam arbeitet. "Geknackt" haben vor der industriellen Lebensmittelproduktion vor allem frische Obst- und Gemüsesorten. Deshalb empfinden wir es als angenehm und reizvoll, knusprige Chips zu essen, denn die Sinneswarnehmung "Oh, es knackt" kommt positiv bei unseren Gehirnen an. Nur statt frischem Gemüse, haben wir ein hoch verarbeitetes Produkt zu uns genommen.

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Dieser Mechanismus macht die gesunde Lebensmittelauswahl schwieriger. "Essen ist in unserer Umgebung überall und leicht verfügbar.", sagt Soyoung Park. "Nur leider laufen wir dabei nicht durch Obst-Plantagen." Unsere Essensoptionen gleichen eher einem Fast-Food-Dschungel.

Warum lieben wir Chips? Weil sie knacken und unser "Steinzeit"-Hirn denkt, ein Lebensmittel, was beim Abbeißen knackt, sei frisch. Denn frisches Obst und Gemüse knackt auch.

Das "gute" Fast-Food: Sind Trinkmahlzeiten die Lösung?

Neben Fast-Food, wie Burgern, die mit einem kleinen Salatblatt auf dem Patty Frische und Gesundheit suggerieren wollen, gibt es tatsächlich "convenience food" (steht für bequemes Essen), welches eine optimale Nährstoffversorgung verspricht: Trinkmahlzeiten zum Beispiel. Aber ist das jetzt die Lösung für gesunde Ernährung auf die Schnelle?

Trinkmahlzeiten können eine gesunde Alternative sein.

Ja, auf die Schnelle und gelegentlich kann eine Fertigmahlzeit mit mathematisch optimaler Nährstoffzusammensetzung die gesündere Wahl sein, wenn die Alternative sonst Pommesbude lauten würde. Allerdings muss klar sein, dass die Trinkmahlzeit eine komplette Mahlzeit ersetzt und kein zusätzlicher "Smoothie" ist. In dem Fall würde man zu viele Kalorien aufnehmen. Langfristig sind Trinkmahlzeiten eher keine Ernährungsgrundlage, weil sie dem Körper keine sekundären Pflanzenstoffe geben. Die stecken nur in echten Lebensmitteln, also Nüssen, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Obst und Gemüse drin.

Muss gesunde Ernährung teuer sein?

Durch die Inflation sind die Lebensmittelpreise in den letzten Monaten sowieso deutlich gestiegen. Bioprodukte sind nochmal teurer. Trotzdem ist es möglich mit einer Ernährung, deren Basis pflanzliche Lebensmittel sind, günstiger einzukaufen, als auf Fertigprodukte zurückzugreifen, wie das Beispiel Kartoffel vs. Pommes zeigt.

Eine Packung Bio Pommes mit 750 Gramm kostet im Supermarkt 2,29 €.
Für 2,39 € erhält man allerdings 2 Kilo unverarbeitete Kartoffeln, die mit ein wenig Öl zu Ofenkartoffeln werden.

Um sich preiswert zu ernähren, kann es auch helfen, heimisches Obst und Gemüse zu kaufen, was gerade Saison hat.

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Vor allem Radieschen, Möhren und Karotten, Zwiebeln, Kürbis, Spargel und Feldsalat wachsen hier vor der Haustür. Und mit ein wenig Essensplanung lässt sich gesunde Ernährung auch zeitsparend umsetzen.

Der Schlüssel zu gesunder Ernährung: Gewohnheiten ändern

Das ganze Bewusstsein für gesunde Ernährung nützt jedoch wenig, wenn wir nichts davon umsetzen. Ernährung ist Gewohnheitssache, sagt Neurowissenschaftlerin Soyoung Park vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung. Heißt, wer etwas an seiner Ernährung ändern will, sollte anfangen, seine Gewohnheiten zu ändern.

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Wenn das Ritual am Nachmittag ein Kaffee und ein Stück Kuchen sind, könnte daraus in Zukunft ein Kaffee und ein kleiner Keks oder gar ein Stück Obst werden, um schrittweise die Zuckermenge zu reduzieren. Außerdem kann ein Ernährungstagebuch helfen, um sich bewusst zu machen, wann und was man isst.

Und zu guter Letzt, aber eigentlich eine wichtige erste Frage an sich selbst, wenn man Lust auf Essen verspürt, ist: Habe ich Hunger oder vielleicht einfach Durst oder zu wenig geschlafen? Das rät Ernährungsberaterin Eva Massmann. Es kann sein, dass der Körper bei Durst und Müdigkeit Flüssigkeit und Energie über Nahrung aufnehmen will. Wesentlich effektiver wären dann natürlich Wasser und ausreichend Schlaf.

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Caro Keil